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Bremische Bürgerschaft Kreißsäle sind nicht nur Bremer Sache

Die Bremische Bürgerschaft plädiert für eine Kostenbeteiligung Niedersachsens, um genügend Betten für Gebärende zu haben.
24.04.2015, 00:00 Uhr
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Kreißsäle sind nicht nur Bremer Sache
Von Frauke Fischer

Der Fall einer Hochschwangeren mit vorzeitigen Wehen, die erst in der dritten Klinik aufgenommen werden konnte, hat durch die Veröffentlichung im WESER-KURIER einmal mehr die Aufmerksamkeit auf die Situation in der Bremer Geburtshilfe gelenkt.

Am Donnerstag hat sich nun die Bürgerschaft damit beschäftigt. Wie kann man werdenden Eltern die Wahl zwischen Kreißsaal und außerklinischer Geburt oder zwischen verschiedenen Kliniken ermöglichen? Was kann der Senat tun, um die Geburtshilfe und die Situation der Hebammen zu verbessern? Und: Wie kann man Niedersachsen an Investitionen beteiligen?

Gerade diese Frage liegt aus Sicht von Abgeordneten wie Rainer Bensch (CDU), Bremer Ärzten und Krankenhausträgern auf der Hand. Von 15.000 Geburten in Bremer Krankenhäusern im vergangenen Jahr sprach der SPD-Abgeordnete Winfried Brumma. Ein Drittel der Frauen, die dort gebaren, kam aus Niedersachsen. Er betonte: „Schwangere dürfen aber nicht auf Wanderschaft gehen müssen.“

Bekanntlich sind seit der Schließung der Geburtsabteilung im Klinikum Bremen Mitte die Kapazitäten in den verbliebenen Kreißsälen ohnehin knapper geworden. Doch neben der angestiegenen Geburtenzahl in Bremen ist es auch die größer gewordene Zahl Schwangerer aus dem niedersächsischen Umland, die versorgt werden müssen, weil in ihrer Region alle Stationen geschlossen seien. So gebe es im Landkreis Diepholz keine einzige mehr, sagte Peter Härtl, Staatsrat für Gesundheit. Die Folge: Das Klinikum Links der Weser, als gute Adresse für die Geburtshilfe bekannt, sei Anlaufstelle für viele werdende Mütter aus dem Nachbarbundesland. Wie die beiden Regionen gemeinsam die Versorgung sicherstellen können, soll laut Härtl bis Juli in konkreten Plänen festgelegt werden.

Der rot-grüne Antrag, den die Abgeordneten fraktionsübergreifend einstimmig beschlossen, geht aber über die Forderung nach solchen Absprachen hinaus. Er möchte, dass der Senat die gemeinsame Krankenhausplanung mit Niedersachsen weiter vorantreibt. Ähnlich dem Vorbild von Hamburg und Schleswig-Holstein.

Es sei eine „logische Konsequenz“, dass sich Niedersachsen an Investitionen in der Bremer Geburtshilfe beteiligen müsse, sagte die grüne Abgeordnete Kirsten Kappert-Gonther. Dabei betonte sie: „Wir dürfen werdende Mütter nicht nach Postleitzahlen sortieren.“ Wichtig sei ihr, mit dem Vorstoß das Anliegen des Bündnisses zur Unterstützung der natürlichen Geburt mit Gynäkologen, Hebammen, Kinderärzten und Klinikvertretern zu stärken. Das Bündnis will die Kaiserschnitt-Rate senken.

Gut ausgestattete Räume und qualifiziertes Personal in ausreichender Zahl sind die eine Seite der Versorgung, die Frauen zur natürlichen Geburt ermutigen können. Zudem solle ein System entwickelt werden, um die unterschiedliche Auslastung der Geburtskliniken besser ausgleichen zu können.

Auch die Situation der Hebammen und die außerklinische Geburt wird im Antrag angesprochen. So soll sich Bremen auf Bundesebene für die freiberuflichen Hebammen einsetzen. Nach exorbitant gestiegenen Haftpflichtprämien haben bekanntlich viele von ihnen ihren Beruf aufgegeben. Der Bund soll Mittel und Wege für die Kostenübernahme durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) übernehmen. Dass die Politik indes auch eine Erhöhung der Fallpauschale für Geburtshilfe erreichen könnte, hält Härtl für ausgeschlossen. Diese würden an anderer Stelle berechnet und unterlägen nicht politischem Einfluss.

Wie dringlich die Situation in Geburtskliniken ist, hatten Leitende Ärzte in einem Brief an den Bürgermeister dargestellt. Zudem hatten sich Frauenärztinnen und -ärzte sowie Hebammen an unsere Zeitung gewandt und die Verunsicherung ihrer Patientinnen geschildert. Eine schnelle Lösung aber erwarten weder die Linken-Abgeordnete Claudia Bernhard, die „zähe Verhandlungen“ mit Niedersachsen vorhersieht, noch Staatsrat Härtl. Es werde weiter vorkommen, dass Frauen nicht in der bevorzugten Klinik gebären könnten.

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