Home | Patienten | Gesundheitssystem | International | GKV | Prävention | Epidemiologie | Websites | Meilensteine | Impressum

Sitemap erstellen RSS-Feed

RSS-Feed
abonnieren


Weitere Artikel aus der Rubrik
Gesundheitssystem
Gesundheitswirtschaft


Oft Weiterführung von Kliniken trotz Insolvenz und erhebliche regionale Unterschiede der Versorgungsmerkmale (27.4.18)
"If Anyone Is Going to Take Away Our Business It Should Be Us" - Warum die Tabakindustrie beim "Aufhören" mit dem Rauchen hilft! (20.2.18)
Evidenz zu den gesundheitlichen Effekten von E-Zigaretten. Mehr als den Herstellern lieb sein dürfte. (12.2.18)
Von den Grenzen der Lernfähigkeit oder "social responsibility" von Tabakkonzernen. Zulassung von iQOS in den USA und Deutschland (1.2.18)
Vertrauen und Hoffen auf die dauerhafte Wirkung von Subventionen und Selbstverpflichtung ist gut, permanente Kontrolle aber besser (13.6.17)
Weite Teile der Pharmaindustrie in der wunderbaren Gewinnwelt von Ferrari und Porsche - und manche noch weit darüber (25.7.16)
Keine "schwarze Schafe" sondern Schattenseite der gewinnorientierten Gesundheitswirtschaft?! Die "Fälle" Olympus und Valeant (30.3.16)
Gesundheitswirtschaft: "Health sells" aber wovor öffentliche Verbraucherschützer schützen sollten. (16.4.15)
"Wir verlassen die neidfreie Zone": GKV-Vorstandsmitglieder und Chefärzte mit Zusatzvertrag lieber weglesen (9.4.15)
Das Neueste aus dem Reich der "Gesundheits"wirtschaft: Reine Muttermilch mit einem kräftigen Schuss Kuhmilch. (6.4.15)
Was bringt Wettbewerb für die Qualität der Gesundheitsversorgung? Gemischte Ergebnisse einer britischen Übersichtsarbeit (23.3.15)
"Warum denn in die Ferne schweifen, wenn das Gute wächst so nah": Raps- statt Olivenöl oder Beispiel für die Grenzen von Studien! (4.2.15)
Soll die Flut der diagnostischen Tests staatlich reguliert werden? Eine Einführung in die Pro und Contra-Debatte in den USA (5.1.15)
Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: "Open Payment" oder "Sunshine database" zwischen Licht und Schatten! (8.10.14)
Ist der "brain drain" von Ärzten aus Ländern der Dritten Welt durch Einkommensverbesserungen zu stoppen? Das Beispiel Ghana. (7.8.14)
Mythos "gesunde Ernährung ist teuer" oder "zu teuer" - Metaanalyse: Wie viel teuerer als ungesündeste ist sie wirklich? (30.12.13)
Globale Gesundheit - scheidende Bundesregierung hinterlässt bedenkliches Erbe (17.12.13)
Werbung zu Arzneimitteln und Medizinprodukten ohne Wirkungsnachweis ist als irreführend verboten. Das Beispiel Kinesio-Tape. (11.12.13)
"Roland Berger"-Gutachten oder wie man mit altem säuerlichem Wein in neuen Schläuchen mit dem Fachkräftemangel Geld verdienen kann (29.10.13)
Erhöht Vitamin D die Knochendichte und senkt damit das Frakturrisiko? Nur sehr geringe Evidenz und dann nur bei einzelnen Knochen! (26.10.13)
Beschäftigungsabbau durch Privatisierung von Krankenhäusern! Bei jeder Form der Privatisierung und bei allen Beschäftigten? (15.8.13)
Ein Hauch von Sisyphos: Vitamin C verhindert Erkältungen nicht und hat bescheidene Wirkungen auf ihre Dauer und Schwere. (21.2.13)
Wo Gesundheit suggeriert wird, muss welche drin sein: Werbung für "bekömmlichen" Wein endgültig auch in Deutschland unzulässig (16.2.13)
OLG-Rechtsprechung zum Zweiten: Wer für ein 'gesundheitsförderndes' Produkt wirbt, muss dies wissenschaftlich beweisen können! (19.1.13)
"Gesundheitsmonitoring und -management aus der Hosentasche!" oder wie verlässlich sind Gesundheits-Apps? (19.1.13)
Vitamin D-Einnahme senkt Risiko der kardiovaskulären Morbidität!? Zunächst einmal Fehlanzeige und Warnung vor zu hohen Erwartungen (31.10.12)
Erneut kein signifikanter Nutzen "gekaufter Gesundheit": Magnesium bei Muskelkrämpfen von älteren Personen und Schwangeren. (29.10.12)
Was wäre, wenn kommunale Krankenhäuser Weihnachtsmärkte wären? Schluss mit ihrer Privatisierung!? (30.9.12)
"Zuerst zahlen dann behandeln": "Bedside-Schuldenmanagement" als neuester Zweig der US-Gesundheitswirtschaft (26.4.12)
Antioxidative Nahrungsergänzungsmittel von Vitamin A bis Selen: Nicht nur nutzlos, sondern zum Teil sogar lebensverkürzend (25.3.12)
WHO-Kompendium zu Gesundheitstechnologien für die 3. Welt: Eine Dauerwerbesendung der Medizintechnikindustrie (17.3.12)
Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeberufen 2011 - Licht- und Schattenseiten der offiziellen Arbeitsmarktstatistik (4.3.12)
"Wo Gesundheit drauf steht, muss auch nachweisbar Gesundheit drin sein" - Wie ein Gericht "Gesundheits"wirtschaft beim Wort nimmt (13.2.12)
Unerwartetes zur Beschäftigungs- und Berufstreue sowie Einkommensentwicklung von Krankenschwestern und Co. 1993-2008 in SLH (8.1.12)
Wie realistisch ist die Prognose von 950.000 im Jahr 2030 fehlenden ärztlichen und nichtärztlichen Fachkräften? (25.10.10)
Gesundheits-Markt-Expertise der Deutschen Bank (2.6.10)
Sind private gewinnorientierte Krankenhäuser in Deutschland wirtschaftlicher als öffentliche Krankenhäuser? Nein! (17.3.10)
Systematisches und Empirisches über die direkten und indirekten Krankheitskosten im deutschen Gesundheitssystem. (11.1.10)
"Jobmotor" Gesundheitswesen? Jein! (9.7.09)
Gesundheitswirtschaft: "Bedarfsgerecht, Jobmotor und nur hilfreich"? - Mehr Skepsis, Anbieterferne, Nutzen und Qualität! (17.6.09)
Kein nachgewiesener Nutzen, unzulänglich qualifizierte Anbieter aber bald 100 Milliarden Euro schwer: Beispiel "Medical Wellness"! (7.6.09)
Licht am Ende des langen dunklen Tunnels der Debatte über Gesundheit und Alter in Deutschland? Ein Bericht von RKI, StaBu und DZA (26.5.09)
5,5 Millionen $ von Versicherungs- und Pharmafirmen für US-Gesundheitspolitiker: Wohin fließt das Startpaket von 634 Mrd. $? (10.3.09)
Hautbräune und "schwarze Schafe": Sonnenstudio jein danke oder ein Lehrstück für die Qualität freiwilliger Zertifizierung. (10.2.09)
Diabetes als "Goldgrube". Tagestipp: Wie viele, viele Millionen ChinesInnen aus einem Euro ganz viele Euros machen können! (7.9.2008)
Beschäftigungsboom in der Gesundheitswirtschaft? Ja, aber, aber …! (5.6.2008)
Das Geschäft mit Genomanalysen für Privatpersonen blüht: Krankheitsrisiken, Ernährungsratschläge, Empfehlungen zur Partnerwahl (25.3.2008)
Alle Jahre wieder: "Jobmotor Gesundheitswesen" im neunten Jahr im "Leerlauf". (13.12.2007)
"23andMe" - Eine Google-Firma verkauft an Privatpersonen jetzt Analysen ihrer Erbanlagen (26.11.2007)
Nachhilfestunden bei Inkompetenz in Gesundheitsfragen: Ein gigantischer neuer Markt für Beratungsfirmen (9.11.2007)
Preis, gesundheitsbezogene Qualität und Komfort von Laufschuhen: Keine Spur von Zusammenhang. (15.10.2007)
Entwicklung und Stand der Privatisierungsprozesse im deutschen Krankenhauswesen - Länderbericht Deutschland 2006! (30.9.2007)
Pflegeheime private Anlagespäre: "More profit and less nursing at many homes" - Nicht nur ein Problem der USA!? (24.9.2007)
Eine immer populärere Denkformel: Fast Food + Nahrungsergänzungsmittel = gesunde Ernährung (8.7.2007)
"Teuer, meist überflüssig - und trotzdem gekauft" - Angst von Kerngesunden vor Cholesterin versus mündiger Verbraucher (28.6.2007)
Selbstzahlermarkt Gesundheitswesen: Konsumenten-Nirvana oder Käufer-Nepp? Was lehren die "self-pay markets" in den USA? (6.2.2007)
Beschäftigte im Gesundheitswesen 2005: Zwischen "Jobmotor" und "Personalmangel" (18.1.2007)
Das Geschäft mit der Krankheit (28.11.2006)
Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL): Dringend regulierungsbedürftig (31.10.2006)
"Der Markt der Gesundheit" - Neue Focus-Broschüre zur Gesundheitswirtschaft (22.12.2005)
"Individuelle Gesundheitsleistungen" (IGeL) - eine neue Goldgrube für Ärzte? (31.10.2005)
Gesundheit als Lifestyle: Marktanalysen und Hintergrunddaten des FOCUS (12.8.2005)
Ärzte im Zukunftsmarkt Gesundheit (2.8.2005)

Seite mit den Texten aller Artikel aufrufen:
Gesundheitswirtschaft
 

Andere Rubriken in "Gesundheitssystem"


Umgestaltung, neue Modelle

Finanzierung und Kosten, Lohnnebenkosten

Demografie, Krankheitslast

Medizinisch-technischer Fortschritt

eHealth / IT: Versichertenkarte, Patientenakte

Das Märchen von der Kostenexplosion

Internationaler Gesundheitssystem-Vergleich

Gesundheitswirtschaft

Andere Themen



Gesundheitswirtschaft: "Health sells" aber wovor öffentliche Verbraucherschützer schützen sollten.

Artikel 2460 Es vergeht kein Monat in dem nicht irgendein wissenschaftliches Institut, ein Wirtschaftsverband, ein Bundes- oder Landesministerium, eine Unternehmensberatung, eine Industrie- und Handelskammer oder eine Autorengemeinschaft aus diesen Einrichtungen, das hohe Lied von der goldenen Zukunft und der konjunkturtragenden Bedeutung der Gesundheitswirtschaft anstimmt. Auf einen dieser Reports soll hier wegen einer relativ seltenen aber zunächst inhaltlich vielversprechenden Besonderheit hingewiesen werden.

Zunächst stimmt das Ende Februar 2015 erschienene Gutachten zur ökonomischen Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Hamburg inhaltlich das gewohnte Lied an. Etwas anders sehen die "Sänger", d.h. der Auftraggeber "Gesundheitswirtschaft Hamburg GmbH" aus. Dieser ist nämlich eine public-private-Partnership-Tochtergesellschaft der Handelskammer und der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz Hamburgs. Interessant ist nun, ob sich dies irgendwie bei der Darstellung und Bewertung der gesundheitswirtschaftlichen Grunddaten bemerkbar macht!?

Der Report listet dazu die folgenden uneingeschränkt positiv bewerteten ökonomischen Eckdaten auf:

• Der Anteil der Gesundheitswirtschaft an der regionalen Gesamtwirtschaft ist von 8,4 Prozent im Jahr 2005 auf 9,4 Prozent im Jahr 2013 gestiegen.
• Die Bruttowertschöpfung (BWS) lag 2013 bei enormen 8,2 Milliarden Euro.
• Die jährliche Steigerung der BWS im Untersuchungszeitraum in der Gesamtwirtschaft betrug 1,6 Prozent, in der Gesundheitswirtschaft dagegen 3,1 Prozent - und dieser Vorsprung war im Krisenjahr 2009 sogar deutlich größer.
• All dies schlug sich last but not least in einer überdurchschnittlichen Wachstumsrate der Beschäftigung von rund 2 Prozent nieder.
• Und auch die Zukunft sieht mit Hilfe geeigneter "Kellen" gut aus: "Der Zweite Gesundheitsmarkt weist somit insbesondere hinsichtlich der Bruttowertschöpfung Wachstumspotentiale auf, die es zukünftig auszuschöpfen gilt."

Auch wenn die Studie sich auf die "ökonomische Bedeutung" der Gesundheitswirtschaft konzentriert, und dies dem vorrangig dem Umsatz- und Gewinninteressen von Wirtschaftsunternehmen verpflichteten Mitherausgeber "Handelskammer Hamburg" vollkommen genügen mag, stellt sich aber doch die Frage, ob dies dem Zweiten im Bunde, nämlich der dem Gemeinwohl verpflichteten "Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz" genügen darf.

Auch einer noch so von Umsatz- und damit auch Gewinnzahlen der Gesundheitswirtschaft eingenommenen Behörde für Gesundheit hätte es eigentlich zu Ohren gekommen sein müssen, dass ein mehr oder weniger großer, aber jedenfalls spürbarer Teil der im ersten (10% bis 20%) aber vor allem zweiten Gesundheitsmarkt angebotenen Güter und Dienstleistungen bestenfalls keinen nachweisbaren gesundheitlichen Nutzen hat und der Verbraucher eigentlich zumindest vor deren Angebot als Gesundheits-Gut bewahrt werden sollte. Anstatt alles zu tun, um die für das Verhalten großer Teile der Bevölkerung hohe Bedeutung der Prädikate Gesundheit oder gesund abzusichern, legitimiert die Hamburger Behörde euroselig das gegenüber Inhalten gleichgültige Primat von Umsätzen, Gewinnen und Arbeitsplätzen.

Das Elend dieser Taubheit ist, dass alle z.B. durch die Einnahme verordnungspflichtiger aber qualitativ problematischer Arzneimittel oder den Konsum von fragwürdigen Vitamin- oder Nahrungsergänzungsmittel-Cocktails ausgelösten behandlungsbedürftigen Nebenwirkungen oder das Verschleppen und damit möglicherweise Teurerwerden der Behandlung von krankhaften Erscheinungen der Gesundheitswirtschaft nicht als eine Art externalisierte Kosten in Rechnung gestellt wird und deren Bilanz dann deutlich weniger strahlt. Das Gegenteil trifft zu, d.h. auch die Bewältigung der ungeplanten oder auch billigend in Kauf genommen Effekte eines Teils der Gesundheitswirtschaftsangebote erhöht ja noch ihren Umsatz. Auf die Idee, dass ein etwas niedrigerer Umsatz der Gesundheitswirtschaft bzw. die rigorose Entfernung von Produkten vom Gesundheitsmarkt, die zwar gesund zu sein behaupten, es aber nicht sind, mehr Gesundheit bedeuten können, kommen leider die Hamburger Behörde und viele andere öffentliche Akteure in diesem Feld nicht.

Nähert sich dann doch einmal einer dieser Gesundheitswirtschafts-Berichte einem Produktbereich wie dem der Arzneimittel, in dem es jahrzehntelange Bemühungen um die Entfernung unwirksamer oder nur schädlicher Mittel oder die Verhinderung neuer, qualitativ ebenfalls problematischer Güter gibt, werden diese Bemühungen um Gesundheit ignoriert und stattdessen das Bürokratielamento angestimmt.

In dem ebenfalls gerade erschienenen und allein von der IHK Lübeck herausgegebenen "Branchenportrait Gesundheitswirtschaft" werden nach dem gewohnten Freudensturm eine Reihe von lästigen Jubelhindernissen aufgezählt:

• "Mit einer überbordenden Bürokratie und steigenden Produktionskosten werden Bundes- und EU -politische Themen als gravierende Hemmnisse benannt."
• Und: "Allerdings werden die anhaltenden Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen nicht spurlos am Handel mit Arzneimitteln vorübergehen. Im Zuge restriktiverer Vorgaben wird es zunehmend bedeutender, die Produktpalette weiter zu diversifizieren und stärker an die Bedürfnisse einer alternden Bevölkerung auszurichten."
• Und schließlich werden "die zunehmenden Restriktionen und der teilweise damit einhergehende Preisverfall bei Arzneimitteln als größte Risiken eingestuft."

Ein 9-seitiges Management Summary der im Auftrag der Gesundheitswirtschaft GmbH Hamburg erstellten Untersuchung der ökonomischen Bedeutung der Gesundheitswirtschaft in Hamburg verfasst von Dennis A. Ostwald, Benno Legler und Marion Cornelia Schwärzler, ist komplett kostenlos erhältlich - die Langfassung nicht.
Das Branchenportrait Gesundheitswirtschaft - Struktur und Perspektiven einer Zukunfts-Branche der IHK Lübeck gibt es auch kostenlos.

Bernard Braun, 16.4.15