Ein gutes Jahr 2014 für die Universitätsmedizin: Tübingen macht hohe Gewinne, und sogar Ulm lässt die Misere hinter sich – wenn auch nur mit Landeshilfe.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Stuttgart - Die vier baden-württembergischen Universitätskrankenhäuser haben das Geschäftsjahr 2014 mit Gewinnen abgeschlossen. Das hat eine StZ-Umfrage ergeben. Derzeit liegen noch nicht überall genehmigte Bilanzen vor. Fest steht aber, dass erstmals seit Jahren überall schwarze Zahlen erreicht worden sind. Das gilt insbesondere für Ulm. Allerdings ist die Trendwende dort auch einem Millionenzuschuss des Landes zu verdanken.

 

Die größte positive Überraschung liefert die Uniklinik Tübingen. Am Ende des Jahres 2014 stand ein Gewinn von 4,4 Millionen Euro, wie eine Sprecherin am Dienstag mitteilte. Damit scheint die bedrohliche Lage seit 2011 nachhaltig gemeistert zu sein. Damals war das Haus mit 4,5 Millionen Euro im Minus gelandet, 2012 folgte ein weiteres Defizit in Höhe von 2,6 Millionen Euro. 2013 konnte bereits wieder ein Überschuss von 850 000 Euro erzielt werden.

Schwarze Nullen in Freiburg und Heidelberg

Im Trend rückläufig, aber immer noch positiv wirtschaftete die Uniklinik Freiburg. Dort sind die Prüfer noch am Werk, ein Sprecher bestätigte jedoch: „Es ist auf jeden Fall ein Plus.“ Allerdings keines mehr, das an die Vorjahre heranreiche, heißt es. Im Jahr 2013 schloss das Klinikum mit einem Plus von 2,55 Millionen Euro, 2012 waren noch 3,8 Millionen Euro Gewinn gemacht worden.

Von einer „schwarzen Null“ sprach schon im Januar Irmtraut Gürkan, die Klinikdirektorin in Heidelberg. Genaueres ist wegen eines noch fehlenden Abschlusses derzeit nicht zu erfahren. „Es ist auf jeden Fall ein Plus“, bekräftigte jedoch eine Sprecherin. 2013 war ein Gewinn von 2,6 Millionen Euro erzielt worden.

Vom hohen Minus ins stattliche Plus

Die zweite große Überraschung neben Tübingen liefert die Uniklinik Ulm. Dort drehte sich bis Ende 2014 die Ertragslage auf erfreuliche Weise. Den Gewinn gibt der kaufmännische Geschäftsführer Joachim Stumpp mit 51 000 Euro an. 2013 waren noch Verluste in Höhe von 16,4 Millionen Euro angehäuft worden. 2012 hatte das Minus 6,6 Millionen Euro betragen, 2011 bereits 6,8 Millionen.

An der Spitze des Ulmer Klinik-Aufsichtsrats steht Simone Schwanitz, die Ministerialdirektorin im Wissenschaftsministerium. Sie sprach von einem „guten Ende“ und fügte hinzu: „Das Land Baden-Württemberg freut sich, dass es mit seiner zusätzlichen finanziellen Unterstützung einen großen Teil dazu beitragen und einen wichtigen Impuls für das vorliegende Ergebnis geben konnte.“ Nach den dramatischen Verlusten der Vorjahre, die 2013 unter anderem zu parlamentarischen Initiativen und einem Ruf nach Soforthilfe beim damaligen Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) geführt hatten, hatte sich schließlich das Land zum Handeln gezwungen gesehen. Im Frühsommer 2014 waren über den Weg des Nachtragshaushalts 25 Millionen Euro für den Verlustbetrieb an der Donau bewilligt worden, verteilt über drei Jahre. 12,5 Millionen Euro flossen sofort, im laufenden Jahr werden es 6,5 Millionen und 2016 sechs Millionen Euro sein. Noch vor Monaten sollen die Bankschulden der Ulmer bei rund 100 Millionen Euro gelegen haben.

Nur eine Momentaufnahme aus Ulm?

Ein Großteil davon war durch den Bau einer neuen Chirurgie entstanden. Die Vorfinanzierung hatte Ulm mit millionenschweren Darlehen gestemmt, durch die Zahlungsverpflichtungen waren die Kreditverbindlichkeiten auf jährlich rund 15 Millionen Euro geklettert. Die Finanzspritze des Landes dürfte nun geholfen haben, Schulden abzubauen und die Ausgaben deutlich zu verringern.

Ob das Plus aus 2014 Zeichen einer Trendwende oder nur eine momentane erfreuliche Zwischenstandsmeldung ist, wird sich bald zeigen. Laut dem Klinikdirektor Joachim Stumpp wäre es ein Erfolg, „wenn auch 2015 ein ausgeglichenes Klinikumsergebnis erreicht werden könnte“. Nicht nur er weiß: die 25 Millionen Euro des Landes sind ebenfalls nur ein Darlehen, das von 2017 an wieder fällig wird.