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Auf dem Weg zum Klinik-Riesen

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Das Facharzt- und Servicezentrum in Bad Nauheim soll ebenso an den geplanten mittelhessischen Verbund fallen wie das Hochwaldkrankenhaus.
Das Facharzt- und Servicezentrum in Bad Nauheim soll ebenso an den geplanten mittelhessischen Verbund fallen wie das Hochwaldkrankenhaus. © Petra Ihm-Fahle

Nachdem der Wetterauer Kreistag unlängst dem Zusammenschluss des Gesundheitszentrums Wetterau mit den Lahn-Dill-Kliniken zustimmte, befasste sich das Bad Nauheimer Parlament damit. Es votierte mit großer Mehrheit für den Verbund zum Gesundheitszentrum Mittelhessen (GZM). Nur noch die Entscheidung des Lahn-Dill-Kreises steht aus – doch ist fraglich, wie jene ausfällt.

„Es gibt grundlegende Veränderungen im Gesundheitswesen.“ Mit dieser Feststellung leitete der Vorsitzende des städtischen Haupt- und Finanzausschusses, Oliver von Massow (CDU), den wichtigen Tagesordnungspunkt in der Bad Nauheimer Stadtverordnetenversammlung ein. Es ging um den Zusammenschluss des Gesundheitszentrums Wetterau (GZW) und der Lahn-Dill-Kliniken zum Gesundheitszentrum Mittelhessen (GZM). Absicht sei, als Verbund Ziele zu realisieren, die sonst nicht erreichbar wären.

„Es wurde ausführlich beraten – der Kreistag hat mit großer Mehrheit zugestimmt“, erklärte der Christdemokrat. Die Zukunft der kommunalen Krankenhäuser solle sichergestellt werden und mithin eine wohnortnahe, hochwertige Versorgung der Bevölkerung. „Weiterer Punkt ist, überregional wettbewerbsfähig zu bleiben, indem gemeinsame regionale Schwerpunkte in klinischen Kernbereichen gebildet werden.“

Gemeinsam investieren

Die Verhandlungspositionen gegenüber den Kostenträgern, benachbarten Krankenhausverbünden sowie externen Dienstleistern und Lieferanten wolle man stärken. Als Vorteile nannte von Massow ferner die Möglichkeit zu gemeinsamen Investitionen, die Etablierung einer Fort- und Weiterbildungsakademie sowie optimierte Grundlagen, um Anforderungen zur Krankenhausreform gerecht zu werden.

Kaum jemand zweifelte die Sinnhaftigkeit dieser in Aussicht stehenden Fusion an. Gleichwohl wurden gewisse Bedenken geäußert. Benjamin Pizarro (FDP) gestand, die 26 umfänglichen Dokumente, die den Stadtverordneten zugegangen seien, nicht zu 100 Prozent verstanden haben. „Ich finde es schwer, guten Gewissens allem zuzustimmen. Ich denke, das geht vielen so.“ Er werde sich deshalb der Stimme enthalten.

Sozialdemokrat Johannes Krautwurst äußerte, ein Bauchgrimmen gut verstehen zu können, wobei es ihn an anderer Stelle zwickte. „Die Partnerschaft auf Augenhöhe soll bislang auf Geschäftsführungsebene nicht verwirklicht werden“, meinte er. Aus dem Wetteraukreis sei ein ärztlicher Direktor vorgesehen, aus dem Lahn-Dill-Kreis ein kaufmännischer Geschäftsführer und ein stellvertretender ärztlicher Direktor.

Krautwurst plädierte erfolglos für einen stellvertretenden kaufmännischen Geschäftsführer, da, argumentierte er, die beiden Landkreise sonst nicht gleich stark vertreten seien.

70-Millionen-Neubau

Sein Antrag komme etwas spät, meinte Martin Düvel (Grüne). Auch Armin Kreuter (CDU) warnte davor, „an einzelnen Passagen zu unseren Gunsten zu verbessern“. Rathauschef Armin Häuser (CDU) sprach von einer weitreichenden Entscheidung, die sehr umfangreich verhandelt worden sei. Er dankte allen Beteiligten. Der Verbund GZW habe dem Bad Nauheimer Hochwaldkrankenhaus gutgetan – ebenso werde es mit dem neuen Verbund sein.

„Wir sind gut aufgestellt und jemand, mit dem man gerne Partnerschaften eingeht.“ Augenhöhe sei nicht zu verhandeln, unterstrich das Stadtoberhaupt, an der gleichmäßig verteilten Besetzung in Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat nicht zu rütteln. Sollte die Entscheidung im Lahn-Dill-Kreis gegen das Projekt ausfallen, fänden sich vielleicht andere Partner im Umfeld, die aufmerksam geworden seien. Hintergrund: Die CDU-Fraktion im Lahn-Dill-Kreis hat Bedenken zur finanziellen Leistungsstärke des GZW angemeldet.

Anschließend ging es darum, die Grundstücke des Hochwaldkrankenhauses inklusive des Facharztzentrums ins Eigentum des GZW zu überführen. Momentan gehören sie der Stadt. Auf dem jetzigen Parkplatz der Klinik soll ein Neubau errichtet werden, um die stationäre Patientenversorgung zu zentralisieren. Die Kosten: 70 Millionen Euro. Dieser Bereich würde im Friedberger Bürgerhospital wegfallen. Wie Häuser klarstellte, sei die Zentralisierung ohnedies Ziel – ob GZM oder nicht.

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