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Eine Mitarbeiterin der Charité beim Warnstreik im März 2015

© Soeren Stache/ picture alliance

Charité und Vivantes in Berlin: Klinik-Kooperation hat in zehn Jahren 500 Millionen Euro gespart

Die Kooperation von Charité und Vivantes hat mehr Einsparungen gebracht als geplant. Kommt die Universitätsklinik nun den aktuellen Forderungen der Pflegekräfte nach mehr Personal nach? Der Senat sagt: Für neue Pflegekräfte ist die Bundespolitik zuständig.

Während die Charité vor einem Pflegestreik steht, hat sich der Berliner Senat am Dienstag stattdessen mit dem Sparpotenzial in den Kliniken befasst. Sowohl die Universitätsklinik als auch die Vivantes-Krankenhäuser sind Landeseigentum – weshalb beide Konzerne enger kooperieren sollen, um den öffentlichen Haushalt durch Synergien zu entlasten.

Nun teilte Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach (SPD) mit: Die Zusammenarbeit brächte „erhebliche finanzielle Vorteile“, 2015 würden 45 Millionen eingespart. Insgesamt seien in zehn Jahren mehr als 500 Millionen Euro gespart worden, etwa beim gemeinsamen Geräte- und Medikamentenkauf oder beim 2013 durch eine gemeinsame Tochtergesellschaft eröffneten Labor in Wedding. Bald werde auch die gemeinsame Strahlentherapie in Friedrichshain fertig. „Wir haben das Sparziel übererreicht“, sagte Krach, die Charité behalte zudem ihre 3000 Betten, alles in allem „ein gutes Jahr“.

Staatssekretär Krach: Pflegekräfte sind Bundesangelegenheit

Ob die Universitätsklinik bei all diesen Spareffekten den aktuellen Forderungen der Pflegekräfte nach mehr Personal nachkommen könne? Dies sei eine bundespolitische Frage, sagte Krach. Tatsächlich, das gibt auch die verhandelnde Gewerkschaft Verdi zu, wird Klinikpersonal durch Geld der Krankenkassen bezahlt, wobei den Betrag indirekt die Bundespolitik festlegt. Nur, nützt das wenig, wenn an der Charité in wenigen Tagen die Urabstimmung unter den bei Verdi organisierten Beschäftigten erfolgreich beendet wird.

Außerdem hätte die Charité angesichts des zwar vergleichsweise kleinen, aber existenten Plus von 7,6 Millionen Euro einen Spielraum. Wenn der Senat dem Charité-Vorstand erlaubt, dieses Geld für Pflegestellen auszugeben, könnten davon 160 Fachkräfte im Jahr bezahlt werden. Verdi fordert zwar bis zu 600 neue Stellen, damit eine Schwester pro Schicht fünf statt 12 Patienten versorgt, doch über Sonderprogramme des Bundes wären weitere Mittel zu holen. Der Senat aber bleibt dabei: „Die Charité muss eine schwarze Null erreichen“, sagte Krach. Man strebe in der Klinikfinanzierung zudem „keine singuläre Lösung“ an, die Bundespolitik müsse sich bewegen.

Techniker Krankenkasse: Berlin investiert zu wenig in Kliniken

An den Kliniken bezahlen die Versicherungen das Personal, Energie und Arzneimittel, die Bundesländer dafür Gebäude und Technik. Doch Berlin zahlt wenig für seine oft alten Kliniken. Die Techniker Krankenkasse (TK) wies ebenfalls am Dienstag darauf hin, man befürchte, mit dem Geld der Versicherten würden Häuser saniert statt Personal bezahlt. „Berlin muss seine Verpflichtungen in den kommenden Jahren deutlich besser erfüllen“, sagte die Berliner TK-Chefin Susanne Hertzer. Knapp 4750 Euro werden in Berlin im Jahr pro Krankenbett ausgegeben, in Hamburg sind es 8800 Euro. Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) handelt gerade die Krankenhausplanung 2016 aus.

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