Verdi hat der Geschäftsleitung des Klinikums Ludwigsburg ein Ultimatum zur Verbesserung der Situation auf einer Station gestellt – der Klinikenchef wittert eine Kampagne.

Ludwigsburg - Notruf, Ultimatum, Erpressung: Es sind harsche Worte, die im Streit zwischen der Geschäftsleitung des Ludwigsburger Krankenhauses und Verdi fallen. Die Dienstleistungsgewerkschaft hat jüngst angekündigt, die Reißleine zu ziehen, falls die Situation für Pflegekräfte auf der Station 2M nicht bis zum 1. August verbessert werde. Die Klinikleitung hält das für Erpressung – und die Forderungen für völlig überzogen. Sie vermutet, Verdi lege es bewusst auf eine Eskalation an.

 

Verdi hatte der Pflegedienstleitung des Ludwigsburger Krankenhauses einen „Notruf“ geschickt mit der Forderung, das Personal auf der Station 2M erheblich aufzustocken. Statt der bisherigen Besetzung von drei Pflegekräften in der Frühschicht, zwei in der Spätschicht und einer in der Nachtschicht (3-2-1) sei eine 3-3-2-Besetzung notwendig. Zudem brauche man auf der Station jeweils eine 50-Prozentkraft für Pflegeassistenz und Stationssekretariat. Das Ultimatum laufe bis zum 1. August 2015. Sollte es bis dahin keine Lösung geben, so seien die Pflegekräfte dieser Station nicht mehr bereit, bei Engpässen an ihren freien Tagen einzuspringen – eine freiwillige Leistung, die sie bislang erbracht hätten.

Klinikenchef spricht von einer Kampagne

Für Jörg Martin, den Chef der Regionalen Klinikenholding, zu der auch das Ludwigsburger Krankenhaus gehört, ist das eine Kampfansage. Allein schon die Wortwahl „Ultimatum“ zeige eine hohe Aggressivität. „Dabei weiß auch Verdi, dass diese Forderungen absolut unerfüllbar sind“, sagt Martin. Zudem sei ihm ein inoffizieller Eskalationsplan zugespielt worden, aus dem hervorgehe, dass Verdi Aktionen bis auf die Ebene des Sozialministeriums plane. „Das zeigt, dass Verdi interessiert ist an einer Eskalation“, sagt Martin.

Aus seiner Sicht führt die Gewerkschaft eine Kampagne gegen die Kliniken, die dem Unternehmen erheblich schade – und damit auch den Mitarbeitern. Deshalb hat Martin die Verdi-Dokumente ins klinikinterne Intranet gestellt – samt einem Schreiben, in dem sich die Klinikleitung dazu positioniert. Unter anderem heißt es darin: „Die Geschäftsleitung ist dem Gesamtwohl aller Patienten und Mitarbeiter verpflichtet und kann sich nicht durch ein Ultimatum erpressen lassen.“

Bisher hätten die Probleme immer konstruktiv gelöst werden können, sagt Martin. Denn dass es „hier und da“ Probleme gebe, streite er ja gar nicht ab. Man sei eigentlich ständig in Verhandlungen. Aber er wisse noch nicht einmal, was der Auslöser für die aktuelle Aktion gewesen sei. Der Personalschlüssel auf der Station, auf der Patienten der HNO-Abteilung, der Kardiologie und der Gesichtschirurgie lägen, entspreche dem Standard.

Verdi prangert schlechte Organisation an

Bei Verdi sieht man das anders: Die Station 2M sei schon sehr lange mit der Geschäftsleitung im Gespräch, die Überlastung dort sei lange bekannt, sagt die Gewerkschaftssekretärin Rosemarie Medak. Dennoch habe sich nichts bewegt. Deshalb habe man nun das Instrument des Ultimatums angewandt, das auch andernorts eingesetzt werde. Von Erpressung könne allerdings keine Rede sein.

Schließlich kündigten die Mitarbeiter lediglich an, eine freiwillige Leistung künftig nicht mehr zu erbringen – ihren Dienstplan erfüllten sie aber weiterhin. Wenn dies schon zu einem Zusammenbruch des Systems führe, dann sei das auf ein Organisationsversagen des Arbeitgebers zurückzuführen. „Es ist schon schwierig, wenn so ein sensibler Bereich auf Freiwilligkeit basiert“, so Medak.

Im Übrigen arbeiteten die Pflegekräfte bundesweit schon seit Jahren an der Belastungsgrenze, deshalb kämpfe Verdi für eine gesetzliche Bemessung des Personalschlüssels. Damit könnten dann auch Streitigkeiten wie die vorliegende verhindert werden. Der Betriebsrat des Klinikums war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.