Krankenhäuser

Dramatischer Rückgang bei Klinikapotheken

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Berlin -

Die Krankenhausapotheke in Greven steht vor dem Aus. Der Fall ist beispielhaft für die Entwicklung im Bereich der Krankenhausapotheken. Klaus Tönne, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA), bestätigt, dass es einen kontinuierlichen Rückgang bei den Krankenhausapotheken gibt.

In besten Zeiten, in den 90er Jahren, habe es mehr als 600 Krankenhausapotheken gegeben. 2006 gab es immerhin noch 471 Apotheken, 2013 sank ihre Zahl unter 400. Ende des vergangenen Jahres gab es noch 389 Krankenhausapotheken. „Der Abfall ist dramatisch“, meint Tönne. Hintergrund für die Schließungen seien vor allem Krankenhausfusionen, wie im aktuellen Fall. In den vergangenen Jahren habe es im Krankenhausmarkt eine zunehmende Konzentration gegeben. Aber auch ohne Fusionen habe es Schließungen gegeben.

Auch die Zahl der Krankenhäuser ist rückläufig. Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) gab es 1991 noch 2411 Kliniken, 2013 waren es nur noch 1996 Häuser. Die Zahl der Betten sank im gleichen Zeitraum von rund 666.000 auf 501.000. Im Gegenzug stieg die Zahl der Fälle von 14,6 Millionen auf 18,8 Millionen. Die Verweildauer sank von 14 auf 7,5 Tage.

Aus Sicht von Tönne ist der Rückgang bei den Krankenhausapotheken nur schwer zu verkraften. „Die Nähe zum Patienten wird erschwert“, so der ADKA-Geschäftsführer. Die verbleibenden Apotheken müssten mehr Betten über größere Distanzen versorgen.

Der sinkenden Zahl an Apotheken steht eine wachsende Zahl an Krankenhausapothekern gegenüber. Waren 2006 laut ABDA 1771 Pharmazeuten in Krankenhausapotheken beschäftigt, waren es im vergangenen Jahr 2183. „Die Apotheken, die es noch gibt, werden größer und haben mehr Apotheker zur Verfügung“, fasst Tönne die Entwicklung zusammen.

Aus Sicht des AKDA wäre es allerdings besser, wenn die Pharmazeuten auf mehr Apothekenstandorte verteilt wären. Pharmazeutische Dienstleistungen am Patienten seien besonders in kleinen Kliniken schwierig – außer die versorgende Krankenhausapotheke liegt zufällig nah bei der Klinik.

Tönne zufolge kommen in Deutschland auf 100 Krankenhausbetten durchschnittlich 0,33 Krankenhausapotheker. Im EU-Durchschnitt sei es ein Apotheker pro 100 Betten. Dieser Wert ist auch das erklärte Ziel der AKDA. „Das, was wir gern flächendeckend machen möchten, ist mit der derzeitigen Personaldecke nicht möglich“, so Tönne. Zwar sei es unmöglich, von einem Tag auf den anderen 4000 Krankenhausapotheker zu gewinnen, dies sei aber die Zielgröße.

Dass dieses Ziel noch nicht erreicht ist, liegt aus Tönnes Sicht vor allem am Geld: „Das Hauptproblem ist die Finanzierung.“ Der ADKA setze daher auf gesetzliche Vorgaben, ähnlich wie es sie für Hygienekräfte bereits gebe. Die Ausbildung hingegen sei heute schon sehr gut, so Tönne. Es gebe inzwischen etwa eine Weiterbildung zum Fachapotheker für Klinische Pharmazie. Trotzdem sei man weiterhin mit der Bundesapothekerkammer (BAK) im Gespräch, um das Studium zu modernisieren.

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