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Osterholzer Klinik Enttäuscht von den Reform-Plänen in Berlin

Die schwarze Zahl hatte sich schon abgezeichnet, doch am Ende ist das Plus des Osterholzer Kreiskrankenhauses sogar noch ein bisschen höher ausgefallen als gedacht.
23.06.2015, 00:01 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Lutz Rode

Die schwarze Zahl

hatte sich schon abgezeichnet, doch am Ende ist das Plus des Osterholzer Kreiskrankenhauses sogar noch ein bisschen höher ausgefallen als gedacht. Einen Überschuss von 130 000 Euro weist die Klinik-Bilanz für 2014 aus, die Krankenhausleiter Klaus Vagt jetzt den Politikern im Krankenhausausschuss präsentierte.

Sorgenfrei ist Vagt trotz dieser erfreulichen Entwicklung aber nicht. „Man könnte meinen, alles sei gut. Doch das ist leider nicht so“, dämpfte der Klinikchef die Stimmung; er verwies auf die aus seiner Sicht seit Jahren unzureichende Krankenhausfinanzierung. Und auch die Reform, die die Bundesregierung für 2016 plant, werde keine Besserung bringen, sollte es beim vom Kabinett beschlossenen Gesetzentwurf bleiben, befürchtet Vagt. Das Kernproblem bleibe bestehen: Die Budgets und Fallpauschalen, die die Krankenhäuser für ihre Arbeit bekommen, halten nicht Schritt mit der Tarif- und Kostenentwicklung. Zudem griffen die Länder den Kliniken bei Investitionen bei weitem nicht in dem Maße unter die Arme, wie das nötig sei.

Umso bemerkenswerter scheint es, dass sich das Osterholzer Kreiskrankenhaus in diesem schwierigen Umfeld behaupten konnte und 2014 mit einem Gewinn abgeschlossen hat. Den Osterholzern geht es damit besser als vielen anderen Kliniken in Niedersachsen, von denen laut Krankenhausgesellschaft zwei Drittel rote Zahlen schreiben, sodass etliche in der Existenz bedroht sind.

Dass sich der Klinikbetrieb in Osterholz nach drei Jahren mit roten Zahlen nun wieder gerechnet hat, lag vor allem an der hohen Auslastung, den steigenden Fallzahlen im ambulanten Bereich und am gestiegenen Schweregrad der Krankheiten von Patienten, die behandelt wurden. Das alles brachte unterm Strich mehr Geld in die Kasse. Die Kosten stiegen nicht im gleichen Ausmaß an, sodass am Ende noch etwas übrig blieb. Für die Ärzte und Pflegekräfte am Kreiskrankenhaus bedeutete all das eine nochmals höhere Arbeitsverdichtung. 371 Mitarbeiter sind aktuell im Kreiskrankenhaus beschäftigt, umgerechnet 241 Vollzeitkräfte.

Auch im laufenden Jahr haben die Beschäftigten der Klinik alle Hände voll zu tun und arbeiten häufig am Limit. Aktuell seien die insgesamt 129 Betten zu 93 Prozent ausgelastet, zehn Prozent mehr als im Jahr 2014. Im Vergleich seien 2015 schon zwölf Prozent mehr Patienten behandelt worden. Die neue Schulterchirurgie des Kreiskrankenhauses mache sich bemerkbar. Damit das gestiegene Pensum noch zu schaffen ist, will das Kreiskrankenhaus zusätzliche Pflegekräfte einstellen.

Enttäuscht zeigte sich Krankenhauschef Klaus Vagt von den Bemühungen der großen Politik, die Krankenhausfinanzierung zu reformieren. Nachdem eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe Ende des Jahres ein Eckpunktepapier für ein neues Krankenhausstrukturgesetz vorgelegt hatte, liegt seit dem 10. Juni nun auch ein Gesetzentwurf vor, der vom Bundeskabinett in Berlin beschlossen worden ist. In einem Gespräch mit Gesundheitsminister Jens Spahn hätten die Spitzen der Deutschen Krankenhausgesellschaft noch versucht, Änderungen am Gesetz-Entwurf herbeizuführen, doch ohne Erfolg, so Vagt. Aus Sicht der Krankenhäuser bringt das geplante Gesetz für die Probleme der Kliniken keine Lösung. Unterm Strich stünde den Häusern sogar weniger Geld als heute zur Verfügung. Unter anderem werde der sogenannte Landesbasisfallwert – Grundlage für die Vergütung aller erbrachten Leistungen – nur minimal angehoben. Auch bei den Investitionen sei keine Besserung in Sicht.

Den Kommunalpolitikern des Kreistags ist klar, dass sie auf lokaler Ebene nur wenig ausrichten können. Ein Vorschlag ist, die für die Region zuständigen Bundestagsabgeordneten in den Ausschuss einzuladen, um mit ihnen die Lage zu erörtern.

Bei einem Rundgang konnten sich die Abgeordneten noch einen Eindruck von der aktuellen Baustelle im Erdgeschoss des Kreiskrankenhauses verschaffen: Dort entstehen derzeit eine zentrale Notaufnahme sowie ein davon getrennter Anmeldebereich für Patienten, die mit einem Termin ambulant behandelt werden.

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