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Kliniksterben in Deutschland?: Wie Krankenhäuser einen Weg aus der Schieflage finden können
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Aktuell gibt es in Deutschland fast 2000 Krankenhäuser. Immer mehr davon stellen ihren Betrieb ein. Viele müssen in die Insolvenz, die Schuldenlast ist einfach zu groß. Rechtzeitiges Handeln der Verantwortlichen könnte größere Schäden vermeiden.

Bereits 2006 gingen die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young, davon aus, dass ein Viertel der seinerzeit geführten Häuser vom deutschen Klinikmarkt verschwunden sei. Mitte vergangenen Jahres prognostizierte der Krankenhaus Rating Report der Unternehmensberatung Accenture, des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) sowie des Institutes for Health Care Business (HCB), dass 2015 jeder fünften Klinik in Deutschland die Insolvenz droht. Eine Entwicklung, die anscheinend nur eine Richtung kennt.

Viele Häuser schreiben Verluste

Laut Rating Report 2014 schreiben rund 40 Prozent der Kliniken Verluste, weniger als die Hälfte der Krankenhäuser war in der Lage, wichtige Investitionen zu tätigen. Zu diesem Ergebnis kamen die Autoren dieser Studie, die sich die finanzielle Lage von beinahe 1000 Kliniken in Deutschland aus den Jahren 2011 und 2012 angeschaut hatten.

Die Gründe für die Schieflage sind vielfältig und den Akteuren zumeist auch bekannt. Faktisch ist es so, dass sich ohne ausreichende Mittel keine erforderlichen Maßnahmen, wie beispielsweise die notwendige Modernisierung oder Spezialisierung, umsetzen lassen. Die Fortführung eines Betriebs gerät so zunehmend in Gefahr. Durch die betriebswirtschaftliche Schieflage kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich zudem auf Dauer eine Verschlechterung der Patientenversorgung einschleicht. Diese wird von Patienten durchaus wahrgenommen und führt auf Lange Sicht zu Umsatzverlusten. Es beginnt eine Abwärtsspirale, die irgendwann nicht mehr zu stoppen ist.

Zur Person

Rechtsanwalt Dr. Dirk Andres ist Partner der überregionalen Kanzlei AndresSchneider Rechtsanwälte & Insolvenzverwalter und dort seit vielen Jahren in der Restrukturierung, Sanierung und Insolvenzverwaltung von Unternehmen tätig. Als Gastkolumnist schreibt er seit Mai 2013 an dieser Stelle regelmäßig für FOCUS Online.

 

Unter einem kommunalen finanziellen Schutzschirm haben sich viele Kliniken in den vergangenen Jahren anscheinend keine großen Gedanken über ihre weitere wirtschaftliche Entwicklung gemacht. Und das trotz kontinuierlicher Verluste. Mit zunehmender Privatisierung und ausbleibender Unterstützung machen sich die Auswirkungen dann natürlich bemerkbar. In der Praxis sieht es dann so aus, dass bundesweit Krankenhäuser Insolvenz anmelden und im schlimmsten Fall auch schließen müssen.

Es gibt Wege aus der Krise

Äußerst umfassend dokumentiert die Homepage www.kliniksterben.de die Branchensituation bereits seit einiger Zeit.Wir trauern in stillem Gedenken um die wegfusionierten, aufgekauften, geschlossenen und insolventen Bestandteile der deutschen Krankenhauslandschaft“, heißt es dort pathetisch.  

Nicht immer muss eine Schieflage aber gleichzeitig auch zum Trauerfall werden. Als Verantwortlicher eines Unternehmens habe ich heute ein umfangreiches Instrumentarium zur Hand, um den Betrieb zu restrukturieren und damit aus der Krise zu führen. So bietet die sogenannte Insolvenz in Eigenverwaltung umfassende Rettungsmöglichkeiten. Auch wenn es noch nicht in allen Köpfen angekommen ist, durch das Instrument der Sanierung in Eigenregie verliert das „Schreckgespenst“ Insolvenz langsam seinen Makel. Öffentliche Träger reagieren erfahrungsgemäß zunehmend aufgeschlossen gegenüber solche gerichtliche Sanierungsoptionen.

Auf diese Weise haben sich bisher in der Klinikbranche unter anderem das Klinikum Osnabrücker Land sowie die Dörenberg-Klinik aus Bad Iburg erfolgreich restrukturiert. Mein Appell kann es daher nur sein, trotz zum Teil schwieriger Vorzeichen rechtzeitig zu handeln, damit am Ende nicht nur ein stilles Gedenken bleibt. Wenn die Probleme erkannt sind, kann man konstruktiv an Lösungen arbeiten. Die modernen Sanierungsinstrumente des Schutzschirm- und Eigenverwaltungsverfahrens bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, um seine Situation zu verbessern. Andere haben es erfolgreich vorgemacht.

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