An der Berliner Charité wird unbefristet gestreikt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ausstand.

Welche Standorte sind betroffen?

Bestreikt werden alle drei Standorte des Universitätsklinikums, also Mitte, „Benjamin Franklin“ in Steglitz und „Rudolf Virchow“ in Wedding. Auf vielen Stationen ist mit einem eingeschränkten Betrieb zu rechnen, weil deutlich weniger Pflegepersonal im Einsatz ist. Insgesamt 950 Betten, davon 118 in Intensivbereichen, müssen unbelegt bleiben. Rund 20 Stationen werden komplett geschlossen. Nach Angaben der Charité sind von den Schließungen alle Fachbereiche betroffen. Auch eine chirurgische Intensivstation wird komplett dichtgemacht.

Finden alle Operationen statt?

Nein. Um die Auswirkungen des Streiks zu begrenzen, hat die Leitung der Charité rund 200 planbare Operationen pro Streiktag, also 1000 OPs in der ersten Woche, abgesagt. Die Betroffenen wurden informiert. Damit verliert das Universitätsklinikum auch Einnahmen, es beziffert den wirtschaftlichen Schaden auf 500.000 Euro pro Streiktag.

Wie lange dauert der Streik?

Nach Angaben der Gewerkschaft soll der Ausstand mit der Frühschicht am Montag starten, die für den Großteil der Mitarbeiter gegen sechs Uhr beginnt. Etwa 500 bis 600 Beschäftigte dürften sich den Erwartungen zufolge pro Tag beteiligen. Insgesamt beschäftigt die Charité 13.000 Menschen. Verdi teilte nicht mit, wie lange der unbefristete Streik dauern soll. Man sei sich aber im Klaren darüber, dass das Gesundheitswesen ein sensibler Bereich ist. Das deutet darauf hin, dass der Arbeitskampf nicht über mehrere Wochen ausgetragen wird.

Welche Mitarbeiter streiken?

In erster Linie Krankenschwestern und -pfleger. Verdi erklärte, es könne auch in anderen Bereichen zu Arbeitsniederlegungen kommen, etwa in IT-Abteilungen, in der Verwaltung oder bei Reinigungskräften.

Ist die Notfallversorgung gesichert?

Die Notfallversorgung lebensbedrohlich Erkrankter ist uneingeschränkt gewährleistet. Das gilt insbesondere für alle Notfalloperationen. Die Feuerwehr wird die Charité weiterhin anfahren, vor allem, wenn Patienten mit Erkrankungen oder Unfällen betroffen sind, für die eine Klinik der Maximalversorgung erforderlich ist. Charité und Verdi haben eine Notdienstvereinbarung abgeschlossen, die den Einsatz der Pflegekräfte regelt. Zudem teilte die Gewerkschaft frühzeitig die erwartete Streikbeteiligung den Bereichen mit, sodass das Klinikum entsprechende Vorkehrungen treffen konnte. Eine Clearingstelle, in der beide Seiten vertreten sind, entscheidet täglich über die Einstufung von Notfällen.

Sind die Rettungsstellen geöffnet?

Ja, nach Auskunft der Charité wird keine Rettungsstelle geschlossen. Patienten, die die Notaufnahmen von sich aus aufsuchen, müssen mit erheblichen Wartezeiten rechnen. Daher rät die Charité, bei leichteren Erkrankungen lieber Arztpraxen aufzusuchen.

Sind alle Ambulanzen geöffnet?

Zahlreiche Ambulanzen werden nur einen eingeschränkten Betrieb gewährleisten können. Wenn möglich, sollte per Anruf vorab geklärt werden, ob ein Termin auch stattfinden kann.

Wohin können sich Patienten oder Angehörige mit Fragen wenden?

Die Charité hat eine Telefonhotline (030/450 550 500) zum Streik eingerichtet. Sie ist von Montag bis Freitag, 9 bis 17 Uhr, zu erreichen.

Was ist mit Patienten, die bereits in der Charité sind?

Die Pflege aller Patienten sei gewährleistet, sagte die Charité. In Stationen, die nicht geschlossen sind, finde zumindest eine Pflege auf Nachtdienstniveau statt, erklärte Verdi.

Kann der Streik noch abgewendet werden?

Die Charité hatte mit einer einstweiligen Verfügung beim Arbeitsgericht versucht, den Ausstand verbieten oder zumindest einschränken zu lassen. Dieser Vorstoß scheiterte am Freitag, das Gericht ließ den Streik zu. Dagegen legte das Klinikum am späten Freitagnachmittag Berufung beim Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg ein. Wann dort eine Entscheidung zu erwarten ist, blieb zunächst offen.

Worum geht es eigentlich bei dem Streik? Was fordert Verdi?

Die Gewerkschaft will vor allem eine Mindestbesetzung mit Pflegefachkräften auf den Stationen in einem Tarifvertrag festlegen. Die ausgegebene Zielmarke für verbindliche Quoten lautet: eine Pflegekraft für fünf Patienten auf normalen Stationen, eine für zwei Patienten auf Intensivstationen. Im Nachtdienst sollen immer mindestens zwei Pflegekräfte pro Station eingesetzt werden.

Wie ist die Position der Charité?

Sie ist der Auffassung, dass die geforderte verbesserte Personalausstattung in der Pflege nicht in einem Tarifvertrag und nicht für ein einziges Universitätsklinikum umsetzbar ist, sondern nur durch eine bundesweite Lösung mit der dazugehörigen Finanzierung durch die Krankenkassen.

Was hat die Charité angeboten?

Das Angebot der Charité sah für Intensivstationen die Personalbesetzung nach einem „Qualitätsstandard“ vor. Im Durchschnitt hätte das der Verdi-Forderung von zwei Patienten pro Pflegekraft entsprochen. Darüber hinaus waren Verbesserungen in den Nachtdiensten avisiert. Insgesamt bot die Charité 80 zusätzliche Stellen an. Die Gewerkschaft lehnte das Angebot ab.