Schweizer tarnen Schönheits-OP als Unfall

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VersicherungsbetrugSchweizer tarnen Schönheits-OP als Unfall

In den Ferien gönnen sich Herr und Frau Schweizer gern einmal eine Schönheits-OP. Daheim versuchen sie dann bei der Krankenkasse abzukassieren.

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Nach den Ferien versuchen manche Schweizer, das Geld für eine Schönheits-OP von der Versicherung zurückzubekommen.

Nach den Ferien versuchen manche Schweizer, das Geld für eine Schönheits-OP von der Versicherung zurückzubekommen.

Die Sommerferien geben den Schweizern Gelegenheit, abzuschalten und neue Kraft zu schöpfen. Manch einer lässt sich gleich auch noch äusserlich etwas überholen: Die Rechnung für die Schönheitsoperation schicken einige dann nach der Heimkehr in die Schweiz der Krankenkasse – und tarnen den Eingriff als notwendige Massnahme nach einem Unfall. «Nach den Sommer- und Herbstferien bekommen wir die meisten gefälschten Abrechnungen», erklärt Sanitas-Sprecher Christian Kuhn dem «Blick».

Die Fälle sind an Dreistigkeit teilweise kaum zu überbieten. So habe ein 41-jähriger Schweizer bei der Sanitas etwa eine Rechnung eingereicht, die sich auf mehrere tausend Franken belief. Er sei beim Joggen in Südamerika gestürzt und habe dabei Frakturen an den Augen erlitten, gab der Mann laut der Zeitung an.

Doch die Versicherung kam ihm auf die Schliche. «Die Rechnung, die er uns eingereicht hatte, lief klar unter dem Titel Augenlidstraffung. Der Kunde dachte wohl, wir verstünden kein Spanisch oder machten keine Kontrollen», sagt Kuhn. Auch das beigelegte Foto aus dem Spital habe nicht zur geschilderten Geschichte gepasst. «Seine Augen waren zwar tatsächlich malträtiert, doch die Schwellungen waren für einen Sturz zu gleichmässig.»

Brustvergrösserung als Notfall angegeben

Nicht der einzige Fall von versuchtem Versicherungsbetrug. So habe ein 67-Jähriger etwa eine Rechnung eingereicht, nachdem er in den Ferien im Kongo angeblich einen Herzinfarkt erlitten hatte. Doch die genannte Herzklinik entpuppte sich als Center für Pediküre, schreibt die Zeitung weiter. Eine 21-Jährige habe ausserdem versucht, ihre Brustvergrösserung als medizinischen Notfall zu tarnen. Sie gab an, in den Ferien starke Brustschmerzen bekommen zu haben. So stark, dass man ihr notfallmässig Silikon habe implantieren müssen.

Mit einem anderen Trick versuchte es eine Schweizer Familie, die ihre Ferien in Ägypten verbracht hatte. Das dreijährige Kind habe eine schlimme Magenverstimmung mit Durchfall erlitten. Für die Behandlung mussten die Eltern 800 ägyptische Pfund bezahlen (rund 98 Franken). Um das Ferienbudget etwas aufzustocken, gaben sie bei der Versicherung an, die Ärzte hätten 1800 Pfund verlangt. Die 1, die sie dem Rechnungsbetrag anfügten, fügten sie allerdings mit einem anderen Stift hinzu.

Immer mehr Betrugsfälle

«Etliche Kunden glauben, es sei ihr gutes Recht zu betrügen, da sie Jahr für Jahr Prämien bezahlen», erklärt Kuhn. Fälle von Versicherungsbetrug würden zunehmen. «Allein im letzten Jahr konnten wir Missbräuche von mehreren Hunderttausend Franken nachweisen.»

Das Problem: Im Ausland erhalten die Betrüger teilweise sogar Unterstützung. «Man kann mittlerweile ganze gefälschte Krankengeschichten kaufen. Mit Spitalstempel und Arztunterschrift.» Wer allerdings erwischt wird, wird von der Versicherung verzeigt und muss die allenfalls erhaltenen Beträge zurückbezahlen.

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