Beide Basel legen Spitäler zusammen

Weniger Doppelspurigkeiten, tiefere Kosten bei höherer Qualität: Das ist das Ziel der beiden Basler Kantonsregierungen beim Zusammenschluss zweier Grossspitäler.

Daniel Gerny, Münchenstein
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Das veraltete Bruderholz-Spital im Kanton Baselland (Bild) soll abgerissen und durch eine «Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe» ersetzt werden. (Bild: PATRICK STRAUB / KEYSTONE)

Das veraltete Bruderholz-Spital im Kanton Baselland (Bild) soll abgerissen und durch eine «Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe» ersetzt werden. (Bild: PATRICK STRAUB / KEYSTONE)

Im Alltag ist die Kantonsgrenze zwischen den beiden Basel schon lange kaum mehr zu spüren – das zeigt sich auch im Gesundheitswesen. Anders als in anderen Kantonen, wo sich der überwiegende Teil der Patientinnen und Patienten in eigene Krankenhäuser begeben, beträgt der Anteil der Baselbieter, die sich ausserhalb ihres Kantons behandeln lassen, 46 Prozent. Vor allem das Universitätsspital Basel-Stadt profitiert davon, während das Kantonsspital Baselland mit finanziellen Problemen kämpft. Das zeigt, dass die Spitalinfrastruktur in der Region den Anforderungen nicht mehr genügt. Gleichzeitig nimmt der finanzielle Druck auf das Gesundheitssystem weiter zu.

Jetzt holen die Gesundheitsdirektoren der beiden Kantone, die beide erst seit relativ kurzer Zeit im Amt sind, zum Befreiungsschlag aus: Bis Ende des Jahrzehntes sollen das Universitätsspital Basel-Stadt und das Kantonsspital Baselland zu einem gemeinsamen Klinik-System zusammengeschlossen werden, wie Lukas Engelberger (cvp., Basel-Stadt) und Thomas Weber (svp., Basel-Landschaft) am Montag an einer Medienkonferenz in Münchenstein erklärten. Vorgesehen ist die Gründung einer gemeinsamen Spitalgruppe, innerhalb der die Leistungen der einzelnen Häuser aufeinander abgestimmt werden. Ziel ist es, dass nicht mehr an allen Standorten möglichst viel angeboten wird, sondern dass Behandlungen jeweils dort vorgenommen werden, wo die Infrastruktur entsprechend ausgerichtet ist. Das senkt nicht nur Kosten, sondern erhöht auch die Fallzahlen am jeweiligen Standort und damit die Qualität.

Gedämpfte Kostensteigerungen

Dies führt zu einer noch stärkeren Konzentration der Spitzenmedizin im Universitätsspital, während kürzere und weniger komplexe Eingriffe tendenziell in das heutige Kantonsspital zurückverlegt werden sollen. Damit können Kostensteigerungen gedämpft werden: Einerseits, weil Doppelspurigkeiten vermieden werden, andererseits, weil einfachere Behandlungen nicht mehr im Universitätsspital durchgeführt werden müssen, das wegen der Spitzenmedizin über hohe Tarife verfügt. Grosse Einsparungen erwarten die Kantone zudem durch die Verlagerung vom stationären in den ambulanten Bereich: Der medizinische Fortschritt erlaube eine solche Verschiebung, erklärte Engelberger. Aus diesem Grund soll das heutige, veraltete Bruderholz-Spital im Kanton Baselland abgerissen und durch eine «Tagesklinik für operative und interventionelle Eingriffe» ersetzt werden. Auch das Regionalspital Laufen wird neu positioniert und als «bedarfsorientiertes Gesundheits-Netzwerk» ausgestaltet. So wird sichergestellt, dass auch die Bevölkerung im Laufental nah an ihrem Wohnort Zutritt zur integrierten Versorgungskette der Basler Spitäler haben.

Die beiden Basel folgen damit einer Entwicklung, die auch anderswo eingesetzt hat: Vorvergangene Woche präsentierten sechs Spitäler der Region Bern ein ähnliches Modell. Neu ist in der Nordwestschweiz, dass der Zusammenschluss über die Kantonsgrenze hinaus erfolgen soll. Dabei machten die beiden Gesundheitsdirektoren klar, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist: Die Spitalgruppe sei offen auch für weitere Partner aus der Region, wurde an der Medienkonferenz betont. Ausserdem wollen sich die beiden Basel auf Bundesebene für eine verstärkte Regionalisierung der Gesundheitsplanung einsetzen.

Weitreichende Folgen

Wie die neue Organisation im Detail aussieht, ist bisher noch nicht bekannt. Unklar ist auch, ob es zu einer vollständigen Fusion der Spitäler kommt, oder ob die Häuser weniger eng verbunden werden. Noch nicht festgelegt ist bisher auch, wo welche Leistungen angeboten werden. Fest steht allerdings, dass der Zusammenschluss weitreichende Folgen haben wird: Vorgesehen ist nach Aussagen von Thomas Weber eine einheitliche Führung und eine gemeinsame finanzielle Verantwortung.

Umgesetzt werden soll das neue Konzept bis ins Jahr 2020. Die Verwaltungsräte des Universitätsspitals Basel-Stadt und des Kantonsspitals Baselland unterstützen die Strategie der beiden Kantonsregierungen. Sie wurden damit beauftragt, bis im Herbst 2016 Vorschläge für die Ausgestaltung einer gemeinsamen Spitalgruppe inklusive eines Konzepts für eine Tagesklinik auf dem Bruderholz auszuarbeiten. Danach beginnt die Realisierungsphase auf politischer Ebene, wobei noch unklar ist, inwiefern die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der beiden Kantone mitentscheiden werden: Dies hängt insbesondere davon ab, wie tiefgreifend der Zusammenschluss der beiden Spitäler in der konkreten Ausgestaltung ist.

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