Krankenhausreform Kleinen Kliniken droht das Aus

Berlin · Die deutsche Kliniklandschaft gilt als ineffizient. Die Krankenhausreform soll das ändern. Der Patientenbeauftragte Laumann meint, kleine Häuser mit weniger als 200 Betten hätten es "schwer".

So gut sind die Kliniken im Rheinland
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Foto: Gerhard Berger

Im Zuge der Krankenhausreform wird es in Deutschland auch zu Klinikschließungen kommen. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), sieht davon insbesondere kleinere Häuser mit weniger als 200 Betten betroffen. "Viele kleine Krankenhäuser unter 200 Betten haben es schon heute oftmals schwer", sagte Laumann unserer Zeitung.

Der CDU-Politiker erwartet für die Frage, welche Kliniken überleben, eine Abstimmung durch die Patienten: Die Qualität für Krankenhausleistungen hänge auch mit der Frage zusammen, wie oft und wie routiniert bestimmte Operationen gemacht würden. Bei planbaren Operationen schauten die Patienten zunehmend darauf, wer in ihrer Region ihren Eingriff am besten vornehmen könne. "Das kann am Ende bedeuten, dass einige Krankenhäuser aus dem Markt ausscheiden werden."

  Karl-Josef Laumann (CDU), Patientenbeauftragter der Bundesregierung.

Karl-Josef Laumann (CDU), Patientenbeauftragter der Bundesregierung.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Das Urteil von Fachleuten über die deutsche Krankenhauslandschaft ist verheerend: Es gibt zu viele Krankenhausbetten und zu viele Kliniken, denen es aber oft an notwendiger Spezialausstattung wie Intensivbetten oder Computertomographen fehlt. Zugleich muss nirgendwo anders in Europa eine Pflegekraft so viele Patienten betreuen wie in Deutschland, wo das Verhältnis nach einer Erhebung des Berliner Ökonomen Reinhard Busse bei 1:10 liegt. In Norwegen muss sich eine Krankenschwester um nur vier Patienten kümmern. "Es gibt Städte in Deutschland, da haben sie im Umkreis von fünf Kilometern gleich mehrere Krankenhäuser. Dies wird man so wahrscheinlich nicht aufrechterhalten können", sagte Laumann.

Einige Bundesländer haben das Problem erkannt und stellen sich in ihrer Planung schon auf sinkende Bettenzahlen ein. So soll nach Angaben des NRW-Gesundheitsministeriums die Bettenzahl im Land von 124 000 im Jahr 2010 auf 114 000 in diesem Jahr sinken.

Mit dem Gesetz zur Krankenhausreform, das bereits in der vergangenen Woche in den Bundestag eingebracht wurde, will die Bundesregierung diesen Trend weiter beschleunigen. Zurzeit sind bundesweit nur etwa drei Viertel der Krankenhausbetten ausgelastet. Für Umstrukturierung, Schließungen und Fusionen sollen bis 2020 insgesamt 6,2 Milliarden Euro zusätzlich ausgegeben werden.

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Foto: dpa, Oliver Killig

Die Krankenhäuser sollen künftig nach der Qualität ihrer Leistungen bei der Bezahlung Zu- oder Abschläge erhalten. Dies kann zur Folge haben, dass Krankenhäuser Abteilungen schließen müssen, weil diese wegen mangelnder Qualität unrentabel werden. Der erhoffte Effekt: Die Zahl der Betten sinkt, während die Qualität steigt.

Zugleich soll die Qualität von Hüftoperationen, Blinddarmentfernungen und Herz-Kreislauf-Behandlungen der Krankenhäuser für die Patienten durchschaubarer werden. Wenn dies gelingt, wird auch diese Transparenz dazu beitragen, dass hoch spezialisierte Kliniken mehr Zulauf bekommen als kleinere Krankenhäuser, die bisher verschiedene Felder in geringer Größenordnung abgedeckt haben.

Die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) fordert zudem eine sektorenübergreifende Versorgung der Patienten, bei der die strikte Trennung zwischen Kliniken und Arztpraxen aufgebrochen werde.

Wie viele Kliniken von den heute rund 2000 übrigbleiben, ist noch offen. Nach Daten der Deutschen Krankenhausgesellschaft verfügen 1125 Kliniken über höchstens 200 Betten. In NRW haben 126 von den 370 Kliniken weniger als 200 Betten.

(qua)
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