"Quo vadis Haßberg-Kliniken?" - wohin geht die Reise der drei Krankenhäuser im Landkreis? Mit dieser Frage beschäftigte sich die die Spitze des SPD-Kreisverbands in ihrer jüngsten Sitzung. Mit Stephan Kolck, Vorstand des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken, und Sabine Dittmar, SPD-Bundestagsabgeordnete und Mitglied im Gesundheitsausschuss, hatte man sich laut Mitteilung der Kreisverbands kompetente Diskussionspartner eingeladen.

"In den Haßberg-Kliniken wird hervorragende Arbeit geleistet. Das Personal ist äußerst motiviert und arbeitet sehr effektiv." Wolfgang Brühl weiß, wovon er spricht! Schließlich ist der Kreisvorsitzende der SPD gelernter Krankenpfleger und als Rettungsassistent und Ausbilder beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK) hautnah dran am Gesundheitswesen und den Krankenhäusern im Landkreis.

Aber bei allem Lob kennt Brühl auch die Sorgen und Probleme, die aktuell und in den kommenden Jahren der Krankenhauslandschaft im Landkreis drohen. Die kann nämlich momentan nicht als blühend bezeichnet werden. 1,9 Millionen Euro beträgt das Defizit fürs Jahr 2014. Fürs laufende Jahr werden gar 2,9 Millionen Euro Minus prognostiziert.

Vorgaben der Politik

Zahlen, die in der Öffentlichkeit für Aufsehen sorgen. "Das Wort ,Krankenhaussterben" macht wieder die Runde", stellte Brühl fest. "Die Finanzierung kleiner Krankenhäuser wird leider immer schwieriger." Was weniger am Personal oder an den medizinischen Leistungen liege, sondern an den Vorgaben der Politik. Er nannte das Stichwort "Krankenhaus-Strukturreform". Würde die so verabschiedet, wie es die ersten Vorlagen der Großen Koalition planen, dann könnte es massive Einschnitte im System geben.
Für den SPD-Kreisvorsitzenden ist dies der völlig falsche Weg. "Die Haßberg-Kliniken sind kein Auslaufmodell, sondern ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung in der Region", machte Wolfgang Brühl klar, ein Bestandteil, der in jedem Fall erhalten werden müsse. "Wir werden alles tun, was in unserer Kraft steht, damit die Häuser eine Zukunft haben." Ein nicht immer billiger Weg, denn nur wer investiert und sein Angebot klug ausbaut, hat gute Chancen. Aber einer, den die SPD im Landkreis gerne mitgeht. "Wir waren schon in der Vergangenheit immer bereit, Investitionen mitzutragen, die rund um die Krankenhäuser getätigt wurden", stellte der Kreisvorsitzende fest und hat dabei unter anderem den Bau der Ärztehäuser, die Akutgeriatrie, die Sanierung des Bettenhauses und der Intensivstation in Haßfurt oder die Ansiedlung von Fachärzten im Blick. Weiterentwicklungen, die unumgänglich waren.

"Stillstand wäre Rückschritt"

Es werden nicht die letzten gewesen sein. Das stellte auch Stephan Kolck klar. "Stillstand in Sachen Krankenhaus wäre Rückschritt" und der könnte fatale Folgen haben, sagte er. Allerdings, so der Vorstand des Kommunalunternehmens, werde man die Schraube nicht beliebig drehen. Man wolle keine Medizin, die sich auf immer enger gestrickte Spezialgebiete beschränkt, die zwar von den Kassen oftmals gut vergütet würden, aber der Bevölkerung nur wenig Nutzen bringen. "Wir sehen uns auch in der Zukunft als regionaler Grundversorger!" Als solcher befinde man sich in einer "Sandwich-Funktion" zwischen den Fachärzten und den großen Schwerpunkt-Versorgern in Schweinfurt, Coburg oder Bamberg.

Spielraum wird enger

"Der Lebensraum für die kleinen Häuser, wie wir es sind, wird immer enger", führte der Vorstand des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken aus. "Mehr als 50 Prozent der Krankenhäuser schreiben Verluste." Vor allem die Personalkosten steigen - auch bedingt durch viele Vorgaben - seit Jahren überproportional. Zahlen, die auch der großen Politik zu denken geben sollten. Eine Finanzierung, die die Situation der kleinen Krankenhäuser berücksichtigt, das wäre, was sich der Vorstand, genau wie die SPD im Landkreis, wünschen würde.

Viel mehr Geld nötig

"Wir wollen auch für die Zukunft eine qualitativ hochwertige und gut erreichbare Krankenhausversorgung sicherstellen", führte Sabine Dittmar aus. Die Krankenhaus-Strukturreform berücksichtige das durchaus, unter anderem durch das geplante Pflegeförderprogramm. "Allerdings sollten wir die dafür vorgesehene Summe noch einmal deutlich erhöhen", machte sich die SPD-Bundestagsabgeordnete dafür stark, die geplanten 660 Millionen, mit denen die "Pflege am Bett" ausgebaut werden soll, mindestens zu verdoppeln.
Ein wichtiger Bestandteil des geplanten Gesetzes, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll, seien auch die Sicherstellungszuschläge, mit denen Krankenhäuser im ländlichen Raum unterstützt werden sollen, die zwar nicht mehr wirtschaftlich arbeiten, aber notwendig sind, um die medizinische Versorgung der Bevölkerung zu sichern.
Auch Zuschläge für Kliniken, die in großen Umfang Notfall-Strukturen bereithalten und ein Ausbau der Vergütung für ambulante Leistungen im klinischen Bereich seien im Gesetzentwurf vorgesehen.

Auf einem guten Weg

Mindestens genauso wichtig wird aber die Bereitschaft der Krankenhäuser sein, sich weiterzuentwickeln. Und da sieht Sabine Dittmar die Haßberg-Kliniken auf einem guten Weg. "Es wird schon seit Jahren sehr gute Arbeit geleistet", lobte die Bundestagsabgeordnete.
In welche Richtung es künftig gehen könnte, versuchte Stephan Kolck zu skizzieren. Oberstes Ziel müsse es immer sein, die Versorgung der Bevölkerung im ländlichen Raum sicherzustellen. Ein Baustein sei dabei die Einführung einer Bereitschaftspraxis am Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken, die mithelfen würde den Notdienst der Hausärzte mittelfristig zu sichern. Im Bereich Pflege "müssen die Konzepte neu gedacht werden". Eine Aufgabe, die spätestens im Herbst, wenn ein Wechsel in der Pflegedienstleitung ansteht, in Angriff genommen wird. Großen Wert legt der Vorstand des Kommunalunternehmens auch darauf, dass "wir in den Sachen, die wir besser können als die großen Häuser, noch besser werden". Stephan Kolck denkt dabei unter anderem an die Altersmedizin.