Kreis Viersen Kliniken im Kreis setzen auf Spezialisierung

Kreis Viersen · Fünf Krankenhäuser gibt es im Kreis Viersen. Schließungen sind vorerst unwahrscheinlich, denn alle Kliniken schärfen ihr Profil.

Allen politischen Unkenrufen zum Trotz: Im Kreis Viersen sind Schließungen von Krankenhäusern vorerst nicht zu erwarten, obwohl von den fünf Häusern drei unter der vom Patientenbeauftragten der Bundesregierung Laumann genannten kritischen Grenze von 200 Betten liegen. Im Überlebenskampf der Krankenhäuser bundesweit zeigen sich die Kliniken im Kreis relativ gesund: Sie haben zum Teil schon vor Jahren begonnen, mit Spezialisierungen und Kooperationen Strategien zu entwickeln, die ihr Profil schärfen und die "Überlebenschancen" erhöhen.

Das AKH in Viersen ist mit 325 Betten das größte Krankenhaus im Kreis. "Wir liegen über der kritischen Größe. Trotzdem haben wir vor Jahren begonnen, unsere Schwerpunkte aufzubauen. Dazu gehören die Kardiologie, die Pneumologie und Bronchialheilkunde und die Bauchchirurgie", sagt Geschäftsführer Kim-Holger Kreft. In die Krankenhausreform setzt der AKH-Geschäftsführer keine großen Hoffnungen. "Ehrlich gesagt ist das eine Mogelpackung: Auf der einen Seite wird Geld für Pflegekräfte bereit gestellt; auf der anderen Seite wird den Krankenhäusern aber zukünftig - beispielsweise über den Wegfall des Versorgungszuschlags - Geld entzogen."

Außerhalb der kritischen Bettenzahl liegt auch das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen. Es gehört zur Artemed-Gruppe, der zehn Kliniken in Deutschland angehören. "Neben der Grund- und Regelversorgung erbringen wir Spitzenleistungen in der Wirbelsäulen-, der Unfall- und orthopädische Chirurgie sowie in der Gefäßmedizin und in unserem Bauchzentrum mit moderner Viszeralmedizin", sagt Klinikleiter Thomas Paßers. Die Krankenhausreform sieht er ähnlich kritisch wie der AKH-Geschäftsführer. "Wir brauchen eine Verbesserung unserer Betriebskostensituation."

Das Städtische Krankenhaus Nettetal liegt knapp unter 200 Betten. Aber es gilt als Musterbeispiel für ein wirtschaftlich gut geführtes Krankenhaus mit klarem Profil. "Wir haben einen großen gastroenterologischen Schwerpunkt. In dem Bereich sind wir mit Geräten ausgestattet wie eine Großklinik", sagt Pflegedienstleister Norbert Peffer. Gelenkchirurgie und Palliativmedizin seien zwei weitere Spezialisierungen. Außerdem sei das städtische Krankenhaus mit den niedergelassenen Ärzten sehr gut vernetzt. "Wir schreiben schwarze Zahlen. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass es immer schwieriger wird. Aber: Wir sind kreativ."

St. Irmgardis in Süchteln ist das zweitkleinste Haus im Kreis. Wenn die Geriatrie wie geplant kommt, ist auch die Süchtelner Klinik gut aufgestellt. "Dann wird auch unsere Bettenzahl von derzeit 144 noch einmal aufgestockt", sagt Sprecherin Sigrid Baum. Mit der altersmedizinischen Fachabteilung richte man das Haus am zukünftigen Bedarf aus. Zum Hintergrund: Die Bezirksregierung Düsseldorf hatte dem Süchtelner Krankenhaus vor mehreren Mitbewerbern den Zuschlag auf Einrichtung einer Geriatrie mit 60 Betten erteilt. Allerdings gibt es zurzeit einen Antrag auf einstweiligen Anordnung eines Konkurrenzkrankenhauses, der den Zuschlag auf Eis legen könnte. Das katholische Krankenhaus gehört zu 51 Prozent der St.-Franziskus-Stiftung in Münster, die 13 Krankenhäuser führt. "Das ist ein starker Verbund, in dem wir von dem Know-How-Transfer profitieren", sagt Baum. Süchteln sei außerdem für seine Handchirurgie über die Region hinaus bekannt. Eine Kooperationsvereinbarung zwischen St. Irmgardis und AKH, der zufolge das Süchtelner Haus als Tochter unter das Dach des AKH gehen sollte, macht derzeit keine erkennbaren Fortschritte. Die gesellschaftliche Neuordnung hatte bis Ende 2014 erfolgen sollen.

Noch kleiner als Süchteln ist das Tönisvorster Maria-Hilf-Krankenhaus mit 82 Betten. Allerdings steht es nicht allein im Wettbewerb. Es gehört zu den Alexianern, die wiederum in Krefeld das große Maria-Hilf-Krankenhaus mit rund 554 Betten betreiben. "Tönisvorst ist kein Stand-Alone-Betrieb", sagt Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer Krefeld und Tönisvorst. Es werde eine Verbundlösung angestrebt. Schon seit Längerem gibt es Überlegungen, Krefeld und Tönisvorst planerisch als eine Einheit zusammenzubringen. Dann könnte man beispielsweise eine weniger akute Fachrichtung in Tönisvorst unterbringen. Gerade Ende Juni hatten die Alexianer und das AKH eine "Tele Stroke Unit" bei der Notfallversorgung von Schlaganfallpatienten vorgestellt, die zeigt, wie kreativ Krankenhäuser heute Kooperation betreiben. Auch Alexianer-Geschäftsführer Wilke verspricht sich von der Krankenhausreform wenig. "Es ist hübsch, dass die Bundesregierung 660 Millionen Euro über drei Jahre für Pflegekräfte bereit stellt, aber faktisch sind diese Pflegekräfte nicht vorhanden."

(RP)
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