Geldern Stadt-Bürgschaft für das Krankenhaus?

Geldern · St.-Clemens-Hospital Geldern benötigt für Sanierungsmaßnahmen 27 Millionen Euro. Auch die Gelderland-Klinik soll für sechs Millionen Euro modernisiert werden. Gespräche mit dem Rathaus. Patientenbeauftragter Laumann zu Gast.

 Vor mehr als 40 Jahren ist das St.-Clemens-Hospital (links vorne) von der Innenstadt an den jetzigen Standort gezogen. Seine Bausubstanz und auch die der Gelderland-Klinik (r.) müssen jetzt modernisiert werden. Dafür benötigt der Träger des Krankenhauses finanzielle Hilfe.

Vor mehr als 40 Jahren ist das St.-Clemens-Hospital (links vorne) von der Innenstadt an den jetzigen Standort gezogen. Seine Bausubstanz und auch die der Gelderland-Klinik (r.) müssen jetzt modernisiert werden. Dafür benötigt der Träger des Krankenhauses finanzielle Hilfe.

Foto: Seybert

1972 ist das St.-Clemens-Hospital von der Innenstadt zum jetzigen Standort an der Clemensstraße gezogen. Die Bausubstanz entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. "Sie ist unser Hauptproblem", erklärte Ulrike Eller, die stellvertretende kaufmännische Direktorin, als sich Karl-Josef Laumann, der Patientenbeauftragte und Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung, über die Lage des Krankenhauses informierte. 33 Millionen Euro werden für die Grundsanierung benötigt; 27 Millionen entfallen auf das Clemens-Hospital, sechs Millionen auf die Gelderland-Klinik.

 Karl-Josef Laumann (M.) ließ sich bei einem Kurzbesuch über die Situation und die Pläne des Gelderner Krankenhauses informieren.

Karl-Josef Laumann (M.) ließ sich bei einem Kurzbesuch über die Situation und die Pläne des Gelderner Krankenhauses informieren.

Foto: Seybert

Eine Belastung, die der Träger, die Cusanus Trägergesellschaft Trier GmbH (ctt), nicht stemmen kann. Das stellte ctt-Geschäftsführer Thomas Thiel klar. Die Banken schreckten bei diesen Summen zurück, nicht zuletzt wegen der Unwägbarkeiten im Gesundheitswesen. "Gottlob hat die Stadt großes Interesse an der medizinischen Versorgung vor Ort." Deshalb werde gemeinsam überlegt, ob die Stadt nicht eine Bürgschaft für diese Investition von 27 Millionen Euro übernehmen könnte.

Ist der Blick auf dieses Kapitel nicht sorgenfrei, so fällt die Analyse der Gegenwart positiv aus. "Wir sind sehr gut aufgestellt, mit allem möglichen Potenzial", fasste Ulrike Eller die Vorstellung des 312-Betten-Hauses zusammen. So seien OP und Radiologie auf dem neuesten Stand. "Die Bevölkerung rennt uns die Bude ein", nannte sie eine Folge der voll digitalisierten Ausrüstung. Pflegedirektor Andreas Kohlschreiber umriss die Bandbreite: "Wir sind Grund- und Regelversorger von der Kinderheilkunde bis zur Geriatrie." Rund 250 000 Menschen leben laut CDU-Stadtverbandschef Stefan Wolters im Einzugsgebiet im 25-Kilometer-Radius rund um das Hospital.

Die Zusammenarbeit mit dem 2010 eröffneten und sehr gut angenommenen Gesundheitszentrum sowie der Gelderland-Klinik wird laut Ulrike Eller gepflegt. Noch in diesem Jahr werde in der Radiologie und in der Neurologie je ein zusätzlicher Kassenarztsitz eingerichtet. Eine kardiologische Praxis mit Herzkatheterlabor wird voraussichtlich Anfang 2016 öffnen. In Kooperation mit dem Landschaftsverband Rheinland soll eine Psychosomatik im Clemens-Hospital eingerichtet werden, was zur Verlegung von 28 Betten von Bedburg nach Geldern führen würde.

Einen Umsatz von 44 Millionen Euro machte das Clemens-Hospital 2014. 685 Mitarbeiter, davon 433 in Vollzeit, kümmerten sich um 12 730 stationäre Patienten. Außerdem wurden 25 850 Patienten ambulant versorgt. "Diese Zahlen sind enorm gestiegen, denn die niedergelassenen Ärzte sind ständig zu", berichtete die stellvertretende kaufmännische Direktorin. So müsse das Krankenhaus Strukturen aufbauen, die "nicht unsere Aufgabe" seien.

Die Tatsache, dass sich mit Kevelaer und Goch zwei Krankenhäuser in der Nähe befinden, nahm Laumann zum Anlass für die Forderung: "Wir brauchen alle 20 bis 25 Kilometer ein Krankenhaus, nicht drei Krankenhäuser auf 25 Kilometer." Ulrike Eller erwähnte "unheilige Allianzen", die sich gegen drohende Schließungen von Krankenhäusern bildeten, zum Beispiel in Goch.

Laumann verwies darauf, dass es in den Niederlanden mit der gleichen Bevölkerungszahl wie NRW nur rund ein Viertel an Krankenhäusern gebe. Was Dr. Rupertus Schnabel, den ärztlichen Direktor des Gelderner Hospitals, entgegnen ließ: "In den Niederlanden gibt es noch den mündigen Bürger und eine ganz andere medizinische Vorgehensweise."

Auch sonst waren der CDU-Politiker und die Praktiker aus Geldern unterschiedlicher Meinung. Etwa, als Laumann forderte, den Budgetzuwachs im Gesundheitswesen an die Entwicklung des Durchschnittlöhne zu koppeln. "Das System ist komplex", gab ctt-Vertreter Thiel zu bedenken.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort