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Meinung Mediziner-Mangel

Zahlentricks helfen nicht gegen Ärzte-Landflucht

Beim Hausarzt fängt für viele Patienten die Warterei schon an, beim Facharzt geht sie dann weiter – vor allem auf dem Land Beim Hausarzt fängt für viele Patienten die Warterei schon an, beim Facharzt geht sie dann weiter – vor allem auf dem Land
Beim Hausarzt fängt für viele Patienten die Warterei schon an, beim Facharzt geht sie dann weiter – vor allem auf dem Land
Quelle: dpa
Laut Zählung einer Krankenkasse hat Deutschland einen Überschuss an Ärzten. Das sieht der Patient im notorisch überfüllten Wartezimmer sicher anders. Ein Beispiel für Vodoo-Statistik.

Ja, was denn nun? Gibt es nun in Deutschland zu wenig Ärzte, wie die Mediziner-Lobby klagt? Oder sind es zu viele, wie die Krankenkassen herausgefunden haben wollen? Wer krank in einem überfüllten Wartezimmer sitzt oder sich Wochen gedulden muss, bis er beim Augen- oder Hautarzt vorgelassen wird, der wird wohl eher die These bestätigt sehen, dass in Deutschland Ärztemangel herrscht.

Die Kassen kontern: Alles nur gefühlt, es sind genug Ärzte da, sie sind nur falsch verteilt. Wenn man denn die Mediziner aus den überversorgten Städten, in denen mit Privatpatienten gut verdient wird, in die unterversorgten ländlichen Regionen schicken würde, dann wäre das Problem des Ärztemangels gelöst – ganz ohne die Prämien und Privilegien, die sich die Politik ausgedacht hat, um junge Mediziner auf das platte Land zu locken. Für Krankenkassen scheinen Mediziner in erster Linie Kostenverursacher zu sein.

Je mehr es von ihnen gibt, desto mehr behandeln sie – und schreiben Rechnungen. Nach dieser Logik sind weniger Ärzte besser, weil billiger. Schade nur für die Patienten, denn die Wartezimmer werden dann noch voller und die Wartezeit auf einen Termin noch länger.

Gegen Landflucht hilft kein Zwang

Es ist mehr als fraglich, ob sich der Ärztemangel auf dem Land per Zwang beheben lässt. Der Megatrend der Landflucht hat ja nicht nur die Ärzte erfasst. Wenn Post, Bank, Schule, und Gasthaus auf dem Dorf schließen, wird sich auch die Arztpraxis nicht halten lassen.

Die Gesundheitspolitiker sind auf dem richtigen Weg und sollten sich nicht durch Zahlenspielereien irritieren lassen. Sicherlich sind die Medizinerzahlen auf den ersten Blick so hoch wie nie, allerdings ist die junge Ärztegeneration Y nicht mehr bereit, rund um die Uhr für ihre Patienten da zu sein wie es die Arztserien im Fernsehen vorgaukeln.

Der Arztberuf wird auch zunehmend zum Frauenberuf – und damit steigt die Teilzeitquote. Bloße Zahlen der „Ärztedichte“ – zumal wenn auch noch die antiquierte „Bedarfsplanung“ zugrunde gelegt wird, sagen daher wenig bis nichts über die Realität aus. Wenn es nach der Arztdichte ginge, stünden die Patienten in Griechenland besser da als in Deutschland. Dass dies wirklich so ist, darf bezweifelt werden.

Patienten sind selbst Schuld am Terminmangel

Wartezeiten auf Arzttermine - für viele ist das ein Aufreger, für andere sogar bedrohlich. Das Thema versprach also eine aufregende Debatte bei Günther Jauch. Doch mit PR-Parolen spielten die Gäste es herunter.

Quelle: Die Welt

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