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Klinikum Ost: Nicht kleiner, aber anders

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Nicht kleiner, aber anders aufgestellt sein könnte in Zukunft das Klinikum Ost. Über die Neuausrichtung des kommunalen Krankenhauses diskutiert die Geschäftsführung der Klinik-Gesellschaft Gesundheit Nord.
Nicht kleiner, aber anders aufgestellt sein könnte in Zukunft das Klinikum Ost. Über die Neuausrichtung des kommunalen Krankenhauses diskutiert die Geschäftsführung der Klinik-Gesellschaft Gesundheit Nord. © Gnuschke

Bremen - Von Elisabeth Gnuschke. Weniger OP-Säle? Kein Lungenzentrum mehr? Die Intensivstation weg? Personalabbau und weniger Krankenhaus? Bei den Mitarbeitern des Klinikums Ost und in der Bevölkerung rund um Osterholz herrscht Unruhe, seitdem die neue (und alte) Regierung aus Rot-Grün bei der Klinik-Gesellschaft Gesundheit Nord (Geno) im Koalitionsvertrag die weitere Umsetzung der medizinstrategischen Neuausrichtung angemahnt hat. Eine Geno-Sprecherin gab jetzt im Gespräch mit unserer Zeitung Entwarnung: „Das Haus wird nicht kleiner, nur möglicherweise anders.“

Die Koalitionäre stehen im Vertrag zum kommunalen Klinikverbund, monieren aber, dass die Geno das Sanierungskonzept und die medizinische Neuausrichtung „bisher nur in Teilen“ umgesetzt habe. Da will Rot-Grün der Geno auf die Finger schauen, Planung, Steuerung und Controlling sollen aus dem Gesundheitsressort wahrgenommen werden. Das fällt jetzt neben Wissenschaft in den Bereich von Eva Quante- Brandt (SPD). Angemahnt wird eine Konzentration von Abteilungen.

Bis Ende 2015 soll die Geno darlegen, wie insbesondere die Bereiche Psychiatrie, Geriatrie und neurologische Frührehabilitation im Klinikum Ost konzentriert werden und welche Versorgungangebote zu einer dauerhaften Verbesserung des Standortes beitragen können.

Geno-Sprecherin Karen Matiszick bestätigt, dass die Geschäftsführung „erste Eckpunkte“ in Sachen Klinik Ost diskutiere und dem Aufsichtsrat die Planungen bis Ende des Jahres vorgelegt werden sollen. Grundsätzlich müsse in den Kliniken immer wieder überprüft werden, ob ein Angebot noch zeitgemäß sei. Konzentrationen an einem Ort könnten durchaus sinnvoll sein. Mehr Fälle bedeuteten oft auch mehr Erfahrung auf einem Gebiet. Wichtig sei auch, den Investitionsbedarf an Standorten zu untersuchen.

Und der ist im Klinikum Ost, das aus den 70er Jahren stammt, hoch. Mehr als 100 Millionen Euro würde die Sanierung mit dem jetzigen Angebot kosten – eine Menge Geld für die Geno, die immer noch den Neubau in Mitte stemmen muss. Statt 230 kostet der inzwischen bekanntlich 287 Millionen Euro. Zurück in den Bremer Osten, wo die Klinik im zweiten Jahr in Folge rote Zahlen schreibt. Es gebe Überlegungen, neben dem Schwerpunkt Psychiatrie die neurologische Frührehabilitation (in der Verletzte wie Rennfahrer Michael Schumacher behandelt werden) und die Geriatrie (Altersmedizin) auszubauen. Zur Diskussion stehen laut Matiszick eine Verkleinerung der Chirurgie und das Lungenzentrum. Klar sei, dass es in den vier kommunalen Geno-Kliniken ein Lungenzentrum geben solle. Im Gespräch sei die Ansiedlung in Mitte, wo es ohnehin den Schwerpunkt Onkologie gebe. Doch ob dort überhaupt Platz sei, das sei bisher offen. Klar sei auch, dass das Klinikum Ost insgesamt nicht kleiner werden soll, sondern vielleicht künftig einfach anders aufgestellt sei. Entlassungen soll es weder in Ost noch im Verbund geben, so Matiszick. 1 850 Menschen sind in Ost beschäftigt, die Klinik hat 890 Betten. Nicht ausgeschlossen sei allerdings, dass Personal an andere Standorte der Geno wechseln müsse.

Zu Unruhe unter den Beschäftigten kam es offenbar auch, weil der Leitende Unfallchirurg Dr. Richard Delebinski zum 1. August als Chefarzt der Unfallchirurgie ins Klinikum Nord wechselt und seine Stelle erstmal nicht besetzt wird. In der Tat soll zunächst das Geno-Konzept abgewartet werden, heißt es. Durchaus möglich, dass Ost künftig keine Unfallchirurgie mehr habe. Dennoch, so betont Matszick, werde es in Sebaldsbrück auch künftig Notfall-, Grund- und Regelversorgung geben.

Der Gesamtbetriebsrat der Geno und mit ihm die Mitarbeiter sind alarmiert und sauer. Sie werfen der Geno-Geschäftsführung vor, in einer „Nacht- und Nebelaktion“ die Unfallchirurgie „vom Netz zu nehmen“. Mit Sorge betrachtet der Betriebsrat die Diskussion um weitere Abteilungen. „Da fühlt man sich doch direkt in das Jahr 2005 zurückversetzt, als der Versuch, Ost zu einer Portalklinik mit Psychiatrie zusammenzudampfen, am Widerstand der Mitarbeiter und Bevölkerung scheiterte“, so Betriebsratschef Manfred Sommer, der sich um die Arbeitsplätze in Ost sorgt. Die Geno solle das „planlose Vorgehen“ stoppen, heißt es.

Der Betriebsrat fordert ein abgestimmtes Gesamtkonzept für die Gesellschaft sowie die Einbindung der Mitarbeiter in den Prozess.

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