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Helios nimmt Kontakt mit dem Kreis auf

Für ein „Worst-Case-Szenario“

Greven

Erst drei, dann zwei, dann eins? Der Übernahmepoker um die Krankenhäuser in Borghorst und Greven treibt Blüten. Etwa die eines komplett neuen Klinikbaus auf der grünen Wiese im Industriegebiet zwischen Greven und Emsdetten. Diesen Plan sollen Vertreter der Helios-Gruppe während eines Gesprächstermins im Steinfurter Kreishaus dem Landrat und weiteren Spitzenbeamten serviert haben.

Ulrich Reske

Auch in Lengerich hat Helios das Krankenhaus übernommen
Auch in Lengerich hat Helios das Krankenhaus übernommen Foto: Paul Meyer zu Brickwedde

Man nehme drei Krankenhäuser mit teils maroden Gebäudlichkeiten, suche nach neuen Nutzungen und baue draußen auf der grünen Wiese ein neues Großklinikum, das all die Abteilungen aus den Krankenhäusern Greven und Borghorst und dem längst schon geschlossenen Haus in Emsdetten strukturiert und bündelt? Nur Fantasien nach dem regionalen Krankenhauschaos? Keineswegs. Genau diesen Plan sollen Vertreter der Helios-Gruppe während eines Gesprächstermins im Steinfurter Kreishaus dem Landrat und weiteren Spitzenbeamten serviert haben. Nur ein Plan. Ein Plan, bei dem das Industriegebiet Reckenfeld eine Rolle gespielt haben soll. Ein Plan, zu dem sich aber weder Kreisdirektor Dr. Martin Sommer noch Vertreter von Helios in dieser Woche äußern wollten.

Dass allerdings dieses Gespräch am 24. Juni stattgefunden hat, will Sommer in Vertretung vom urlaubenden Landrat keineswegs dementieren. „Wir haben Vertraulichkeit vereinbar.“

Offen spricht der Kreisdirektor aber sehr wohl über die Rolle, die der Kreis in dem seit Monaten dauernden Gezerre um die Krankenhäuser unterm Ckt-Dach einnimmt. Auch wenn die Bezirksregierung für die Krankenhausplanung zuständig sei, verfolge der Kreis, was mit den Krankenhäusern passiere. Denn es könne die Situation eintreten, in der der Kreis aktiv werden müsse. „Wenn die Krankenhausversorgung in de Region nicht mehr sichergestellt ist“, erläutert Sommer, greife das Krankenhausgestaltungsgesetz. In Paragraf I, Absatz 1 ist erläutert, wann dieser Fall der Mangelversorgung eintritt. Wenn nämlich freie Träger nicht mehr in der Lage sind, den Betrieb aufrecht zu erhalten und Städte und Gemeinden nicht in die Bresche springen können, weil die finanzielle Basis fehlt, wäre der Kreis am Zuge.

„Ein Worst-Case-Szenario, das es hier nicht gibt“, stellt Sommer klar. In Sachen Krankenhaus stehe der Kreis aber in engem Informationsaustausch mit der Ckt und der Bezirksregierung. „Zur Insolvenzverwaltung haben wir keinen Kontakt aufgenommen“, antwortet Sommer.

Kommentar

"Die Ein-Standort-Lösung ist vor allem eins: höchst profitabel für den Berliner Konzern und eine Katastrophe für die Region", meint unser Redakteur Ulrich Reske.

Das Gespräch mit dem potenziellen Krankenhausträger, dessen Namen Sommer ebenfalls nicht bestätigen will, sei nicht auf Initiative des Kreis zustande gekommen.

Neben dem Bau eines komplett neuen Krankenhauses auf der grünen Wiese in Reckenfeld sollen die Helios-Vertreter der Regionalleitung West ein weiteres Szenario vorgestellt haben. Danach solle der Standort Borghorst ertüchtigt werden. Greven, so war zu hören, könne dann später auslaufen.

Grundsätzlich gebe man keine Auskunft über Akquise-Aktivitäten des Unternehmens, teilte Helios auf Anfrage mit.

Bekanntermaßen hat die Insolvenzverwaltung inzwischen die zweite Runde des Bieterverfahrens eingeläutet (wir berichteten gestern). Ob dabei Helios mit seinem Ein-Standort-Konzept zum Zuge kommt, darf bezweifelt werden.

Nach dem Gespräch im Kreishaus soll es jedenfalls keinen weiteren Kontakt mehr zu der Helios-Gruppe gegeben haben.

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