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Ckt: Krankenhaus-Experte kritisiert das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung

„Völlig überforderte Geschäftsführung“

Greven/Emsdetten

„Die Krankenversorgung im stationären Bereich ist öffentliche Daseinsvorsorge. Die Existenz von Krankenhäusern ist eine öffentliche Angelegenheit, die öffentlicher Diskussionen und Entscheidungen bedarf“, sagt der Jurist. Wer bisher im nördlichen Münsterland glaubte, dieser Bereich der Daseinsvorsorge sei bei den katholisch-kirchlichen Institutionen in guten Händen, „weiß spätestens jetzt, dass er sich getäuscht hat und getäuscht worden ist“, kritisiert Krankenhausexperte Albert Dütsch.

Christian Busch

Für den Krankenhausexperten Josef Albert Dütsch sind die beiden Geschäftsführer der Ckt, Dr. Andreas Eichenauer und Ulrich Scheer (kleines Bild) völlig überfordert.
Für den Krankenhausexperten Josef Albert Dütsch sind die beiden Geschäftsführer der Ckt, Dr. Andreas Eichenauer und Ulrich Scheer (kleines Bild) völlig überfordert. Foto: Peter Beckmann

Die ungewisse Zukunft um die Marienhospitäler und die Schließung des Emsdettener Krankenhauses haben für viel Unruhe und Protest bei den Mitarbeitern, aber auch bei den Emsdettener Bürgern gesorgt. Beklagt wurde vor allem, dass die Öffentlichkeit die Prozesse nur mit „Ohnmacht“ beobachten könne, dass es trotz intensiver Bemühungen des Runden Tisches unterm Strich wenig Möglichkeiten zur Einflussnahme gibt, dass nur die im Insolvenzprozess aktiv Beteiligten am Hebel sitzen.

Josef Albert Dütsch relativiert diese Sichtweise – und das auf profunder Basis. Der gebürtige Emsdettener mit Wohnsitzen in Borghorst und Halle/Saale ist studierter Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler. Dütsch war von 1990 bis 2010 beratend und geschäftsführend im Gesundheitswesen tätig, organisierte die Umstrukturierung der ambulanten medizinischen Versorgung und die Krankenhausplanung in Sachsen-Anhalt nach der Wende.

„Die Krankenversorgung im stationären Bereich ist öffentliche Daseinsvorsorge. Die Existenz von Krankenhäusern ist eine öffentliche Angelegenheit, die öffentlicher Diskussionen und Entscheidungen bedarf“, sagt der Jurist. Wer bisher im nördlichen Münsterland glaubte, dieser Bereich der Daseinsvorsorge sei bei den katholisch-kirchlichen Institutionen in guten Händen, „weiß spätestens jetzt, dass er sich getäuscht hat und getäuscht worden ist“, kritisiert Albert Dütsch.

Die CKT-Gesellschaften hätten sich nicht erst in den letzten Monaten als „unfähig gezeigt, ein tragfähiges Konzept für ihre Krankenhäuser zu entwickeln und umzusetzen“, was sich jetzt im Insolvenzverfahren in dramatischer Weise offenbare. Dütschs Fazit der vergangenen Monate: „Von völlig überforderten Geschäftsführern wurden Einzelmaßnahmen verfügt, die nicht nur hilflos erscheinen, sondern sowohl schlüssige Einzellösungen als auch eine Gesamtlösung verhindern.“ Ein Haus werde geschlossen, die anderen Häuser nur im Paket verkauft. „Noch arbeitende, funktionsfähige und zertifizierte Abteilungen werden von hier nach da verschoben oder geschlossen. Alles ohne erkennbaren, sinnstiftenden Zusammenhang“, kritisiert Dütsch und stößt in das Horn, das in den jüngsten politischen Debatten immer häufiger in die Hand genommen wurde – sei es vom Emsdettener Bürgermeister Moenikes, der SPD oder der UWE: „Noch immer stehen die in der Verantwortung, die „die Katastrophe weitgehend verursacht oder zu vertreten haben. In Eigenverwaltung, ohne dafür in Verantwortung genommen zu werden.“

Die Insolvenz in Eigenverwaltung hätte längst beendet werden müssen, um die Chance einer Fortführung des Krankenhausbetriebes zu wahren, ist Dütsch überzeugt. „Es steht zu befürchten, dass jetzt nur noch die Verwertungs-, oder Zerschlagungsinsolvenz übrig bleibt – also das Ende des Krankenhausbetriebes an allen drei Standorten.“

Auch im Hinblick auf die strittige Frage der Sozialauswahl hat Dütsch eine klare Sichtweise: Die Geschäftsführung und der Insolvenzverwalter hätten es unterlassen, für „die insgesamt zu betrachtenden, in allen Betrieben und an allen Standorten bestehenden Beschäftigungsverhältnisse eine Lösung zu entwickeln und umzusetzen“. Das hätte nur mit allen Beschäftigten gelingen können – und nicht gegen sie oder Teile von ihnen.

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