Gesundheitswesen
Das Dilemma der Patienten

Die Ausgangslage ist denkbar schwierig: Jeder Patient verlangt von seinem Spital die beste Behandlung samt modernster Technologie.

Anna Wanner
Anna Wanner
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Die Spitäler nutzen das System für ihre eigenen Zwecke. (Symbolbild)

Die Spitäler nutzen das System für ihre eigenen Zwecke. (Symbolbild)

Keystone

Gleichzeitig soll das aber möglichst wenig kosten, weil der Einzelne über die ständig steigenden Prämien die Ausgaben zumindest teilweise mittragen muss. Wie kann also der hohe Anspruch an Qualität befriedigt werden, ohne dass gleichzeitig die Kosten aus dem Ruder laufen?

Die Einführung der Fallpauschalen gekoppelt an die freie Spitalwahl bot dazu einen Ansatz: Wenn ich weiss, wo die Chance auf eine erfolgreiche Operation am höchsten ist, fällt die Wahl fürs Spital leicht. Der Wettbewerb würde dazu führen, dass sich einzelne Spitäler gegen andere durchsetzen. Das Angebot heikler Eingriffe würde sich auf wenige Häuser konzentrieren, andere müssten ihr Angebot zurückschrauben oder sogar die Türen schliessen. Das ist die Theorie. Und sie ist gut. Denn weniger Spitäler bedeuten weniger Kosten. Nur: Das System funktioniert nicht. Die Spitäler wehren sich gegen Transparenz. Die Wahlfreiheit für die Patienten besteht höchstens auf dem Papier.

Stattdessen haben die Spitäler Wege gefunden, wie sie das System für ihre eigenen Zwecke nutzen können: Wer sich auf rentable Operationen spezialisiert, verdient gutes Geld. Das ist längst kein Geheimnis mehr. Unterdessen beklagen sich Chirurgen sogar öffentlich, dass aus finanziellem Interesse operiert wird – und nicht etwa, weil es medizinisch angezeigt ist. Das generiert nicht nur unnötige Kosten. Diese Praxis führt

vor allem zu einem Vertrauensverlust zwischen Arzt und Patienten. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Die Fallpauschalen können angepasst, Fehlanreize minimiert werden. Und möglicherweise müssen auch Spitäler zu mehr Transparenz gedrängt werden.