Düsseldorf Kliniken wehren sich gegen Bettenabbau

Düsseldorf · Die zwölf Düsseldorfer Krankenhäuser wenden sich gegen die Streichung von 1000 der rund 5500 Düsseldorfer Krankenhausbetten. Ein gemeinsam in Auftrag gegebenes Gutachten soll im Herbst vorliegen.

 Die Düsseldorfer Krankenhäuser lehnen den Abbau der Betten unter anderem ab, weil gerade in der Landeshauptstadt die Zahl der Einwohner und auch der Älteren deutlich ansteigt und diese Entwicklung im Krankenhausplan nicht berücksichtigt werden würde.

Die Düsseldorfer Krankenhäuser lehnen den Abbau der Betten unter anderem ab, weil gerade in der Landeshauptstadt die Zahl der Einwohner und auch der Älteren deutlich ansteigt und diese Entwicklung im Krankenhausplan nicht berücksichtigt werden würde.

Foto: Achim Blazy

In seltener Einmütigkeit wenden sich die Düsseldorfer Krankenhäuser gegen den Krankenhausbedarfsplan des Landes. Beim Kölner Beratungsunternehmen Aktiva, das bundesweit die Player der Gesundheitswirtschaft in ihren Analysen und Planungen unterstützt, ist gemeinsam ein Gutachten in Auftrag gegeben worden. Es soll belegen helfen, dass ein Abbau von Kapazitäten in der Landeshauptstadt wegen der wachsenden und älter werdenden Gesellschaft kontraproduktiv wäre und daher abzulehnen sei. Die Vermutung der Krankenhäuser geht sogar dahin, dass mehr Betten als bislang benötigt werden.

Das NRW-Gesundheitsministerium will teure Überkapazitäten abbauen, denn landesweit liegt die Auslastung nur bei 76 Prozent. Zudem sei die stationäre Verweildauer erheblich gesunken, die ambulante Behandlung nehme zu. Die Kliniken sollen sich spezialisieren und vernetzter zusammenarbeiten. Die Bezirksregierung als nachgeordnete Landesbehörde überwacht den Prozess. Sie geht davon aus, dass in Düsseldorf 1000 Betten zu viel vorhanden sind. Mit den Krankenkassen müssen die zwölf Krankenhäuser nun aushandeln, in welchen Disziplinen welche Leistungen in welcher Stärke erbracht werden sollen. Doch die Kliniken, zwischen denen eigentlich Konkurrenz herrscht, wehren sich gemeinschaftlich gegen den Abbau.

"Es kann nicht sein, dass alle NRW-Standorte über einen Kamm geschoren werden", sagt Holger Stiller, Direktor des Florence-Nightingale-Krankenhauses. Düsseldorf zähle immer mehr Bürger - allein 10 000 in den letzten beiden Jahren - und auch immer mehr ältere Menschen, was ignoriert werde: "Man nimmt alte Zahlen und errechnet einen Bedarf. Das halten wir für falsch." Krankenhausplanung brauche Vorschau. Dies könne etwa dazu führen, dass zwar Betten der Inneren Medizin reduziert werden, aber nicht in der vorgesehenen Stärke.

Die Uniklinik verzeichnet zum Beispiel steigende Zahlen im stationären Bereich. Während es 2010 44 102 Fälle gab, waren es 2014 49 231. Die Bettenauslastung lag 2014 bei fast 84 Prozent. Wegen solcher Entwicklungen ergibt sich nach ersten Schätzungen der Kliniken ein Mehrbedarf. "Die Kliniken fordern rund 270 Betten mehr", sagt Uniklinik-Sprecherin Susanne Dopheide. Das von den Krankenhäusern in Auftrag gegebene Gutachten soll den Bedarf genau ermitteln und im Herbst vorgestellt werden.

Jürgen Braun vom VKKD koordiniert die gemeinsame Aktion. Er hält schon die Angabe von 1000 überzähligen Betten für fragwürdig. Leere Betten kosteten zunächst nichts. Wenn eine Station kaum ausgelastet sei, werde sie einfach vom Markt genommen. Die Ursprungszahlen für den Bedarfsplan seien aber historisch, selbst kaum mehr existente Drei-Bett-Zimmer ohne Bad tauchten darin auf. Für das Gutachten haben alle Kliniken nun ihre aktuellen Belegungsdaten herausgegeben, was Braun für beachtlich hält. Er geht zwar wie Stiller davon aus, dass es zu Kürzungen kommt. Aber selbst wenn dies der Fall sei, müssten auch neue Kapazitäten geschaffen werden - etwa bei den Frühgeborenen, der Psychiatrie und der Altersmedizin.

Anders sehen das die Krankenkassen. "Für die Kapazitätenplanung wird die Bevölkerungsentwicklung mit Zahlen von IT.NRW berücksichtigt und laufend überprüft", sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in NRW. "Die Antwort auf eine steigende Lebenserwartung liegt in erster Linie in einer guten und weiter ausgebauten ambulanten Versorgung", sagt Matthias Mohrmann vom Vorstand der AOK Rheinland/Hamburg.

"Ein reiner Blick auf die Betten- und Belegungsstatistik allein wird den Anforderungen an eine patientenorientierte Versorgung nicht gerecht", sagt eine Sprecherin der Deutschen Krankenhausgesellschaft. So würden die Belegungen saisonalen Schwankungen unterliegen, für unerwartete Ereignisse wie eine Grippe-Welle müssten Betten vorgehalten werden. Die Feuerwehr habe auch keine 100-prozentige Auslastung und "dennoch stellt niemand ihre Vorhaltung in Frage".

(semi)
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