Das Marbacher Krankenhaus bekommt eventuell einen Neubau. Das würde zugleich die Zukunft sichern. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Das Konzept für das Marbacher Krankenhaus sieht ein Zentrum für Altersmedizin vor. Kommt der Umbau nicht, ist die Zukunft ungewiss.

Marbach - Mit großer Spannung werden die rund 130 Mitarbeiter des Marbacher Krankenhauses dem Herbst entgegenblicken. Dann soll nämlich ein Gutachten auf den Tisch kommen, das über Wohl und Wehe der Klinik entscheiden könnte. In der Expertise eines Beratungsunternehmens wird das Konzept auf Herz und Nieren geprüft, das den Ausbau des Hospitals zu einem Zentrum für Altersmedizin vorsieht. Und ohne diese Neuausrichtung dürfte es schwer werden für die Einrichtung in der Schillerstadt, die dicke rote Zahlen schreibt. Dann sei „die Zukunft des Krankenhauses ungewiss“, bestätigt Matthias Ziegler, als Regionaldirektor zuständig für die Kliniken in Ludwigsburg und Marbach. Wobei die Vorzeichen nicht schlecht sind, dass die Planspiele in Marbach verwirklicht werden – wenn man ein medizinisches Gutachten vom vergangenen Jahr zum Maßstab nimmt. Dieses habe sich für die Realisierung des Konzepts in der Schillerstadt ausgesprochen, erklärt Ziegler. In der aktuellen Untersuchung werde gleichwohl ergebnisoffen geprüft, wo im Landkreis Ludwigsburg der optimale Standort für den geriatrischen Schwerpunkt wäre. Einig sei man sich aber darin, ein solches Zentrum für Altersmedizin zu brauchen.

Ob das Projekt auch finanzierbar ist, steht auf einem anderen Blatt. Wobei das Gutachten in der Hinsicht ebenfalls Aufschluss geben soll. „Es wird berechnet, welche Investitionskosten das Zentrum für Altersmedizin auslösen würde“, sagt der Regionaldirektor. Mit welcher Hausnummer man kalkulieren muss, vermöge er nicht zu sagen. Der Landrat Rainer Haas geht aber davon aus, dass Investitionen im zweistelligen Millionenbereich getätigt werden müssten. „Da stellt sich natürlich die Frage, ob wir das Geld haben“, sagt Haas, der auch Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim GmbH ist. Allerdings sei es in der Vergangenheit eigentlich immer so gewesen, dass man bei solchen Projekten für die finanzielle Seite eine Lösung gefunden habe – „wenn wir zu dem Schluss gekommen waren, dass wir etwas zwingend brauchen“. Insofern müsse man nun das Gutachten abwarten. Erst dann habe man alle Fakten beisammen und wisse zudem, ob das Zentrum für Altersmedizin absolut notwendig ist. Es spreche freilich viel dafür, dass dem so ist, meint der Landrat und erinnert an den demografischen Wandel und seine Konsequenzen.

Haas gibt jedoch auch zu bedenken, dass sich die Gremien nicht sklavisch an das Ergebnis der Expertise halten müssen. „Wenn das Gutachten sagt, dass wir das Krankenhaus in Marbach schließen sollen, heißt das nicht, dass wir das auch tun werden“, betont er. Haas verweist auf das Beispiel Vaihingen. Da habe die Empfehlung gelautet, in dem Hospital den Schlüssel rumzudrehen. Man habe aber beschlossen, auf eine Tagesklinik zu setzen. Umgekehrt gelte freilich das gleiche. Eine Empfehlung für das Alterszentrum müsse nicht automatisch in die Tat umgesetzt werden. Alles liege in der Hand der zuständigen Gremien, also dem Kliniken-Aufsichtsrat und dem Kreistag. Der Landkreis gehört zu den Trägern der Krankenhäuser in Ludwigsburg, Bietigheim-Bissingen, Markgröningen, Vaihingen und Marbach. Er könnte auch den Teil des Ausbaus in der Schillerstadt finanzieren, den das Land nicht schultert, erklärt Matthias Ziegler.

Der Regionaldirektor sagt zudem, dass der Beschluss in diesem Jahr fallen werde. Der Landrat würde das auch begrüßen. „Aus Erfahrung will ich mich da aber nicht festlegen“, meint er. Das hänge davon ab, wie viele Nachfragen es noch zu dem Gutachten gibt. Sollte sich am Ende die Waage zu Gunsten eines Umbaus in Marbach neigen, würde wohl eine Planungsphase von rund einem Jahr folgen, erklärt Matthias Ziegler. 2017 könnte der Spatenstich sein.

Das Konzept sieht ein Zentrum für Altersmedizin vor, das aus drei Bausteinen besteht: einer akutgeriatrischen Versorgung, einer gerontopsychiatrischen Versorgung, die via Tagesklinik, aber auch vollstationär erfolgen kann, und einer Demenzstation. Auf Letzterer sollen altersverwirrte Menschen untergebracht werden, die eine spezielle Betreuung und Unterbringung brauchen, da sie zum Beispiel weglaufgefährdet sind oder aufgrund ihrer Erkrankung andere Patienten stören. „Auf einer herkömmlichen Station kann man diesen speziellen Bedürfnissen nicht gerecht werden“, betont Ziegler.

Der Regionaldirektor hebt zudem hervor, dass sich all diese Pläne nur in einem Neubau verwirklichen lassen. „Weil neue Leistungsbereiche hinzukommen und die Bettenzahl erweitert werden muss.“ In der Diskussion steht, einen bestehenden Komplex des Marbacher Krankenhauses abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. So oder so soll das Gutachten klären, „wie die Baumaßnahmen im laufenden Betrieb erfolgen können“. Wenn das Zentrum für Altersmedizin kommt, wird es über rund 90 Betten verfügen, dazu wird mit 60 Betten für die anderen Stationen des Krankenhauses gerechnet. Die Kapazität der Klinik würde sich also nahezu verdoppeln, nachdem derzeit 80 Patienten aufgenommen werden können.