Neun Frühgeborene in Wiesbadener Klinik mit Keimen belastet

Immer wieder treten in Kliniken multiresistente Erreger auf. Jetzt
wurde ein solcher gefährlicher Keim bei Frühgeborenen in Wiesbaden
gefunden.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Neun Frühgeborene in den Wiesbadener Dr. Horst
Schmidt Kliniken (HSK) sind mit multiresistenten Keimen belastet. Wie
die Klinik am Mittwochabend mitteilte, sind die Kinder Träger des
Keims MRSA, aber nicht erkrankt. Die Keimbesiedelung sei bei einem
vorsorglichen Screening festgestellt worden. Keiner der neun
Säuglinge zeige keimbedingte Krankheitssymptome. Die Kinder seien
innerhalb der Station isoliert worden. Das Gesundheitsamt habe sich
am Mittwoch in der Klinik über die eingeleiteten Schutzmaßnahmen
informiert.

Fünf weitere Kinder auf der Station seien nicht betroffen. Bis auf
weiteres nehme die Klinik vorsorglich keine Frühgeborenen auf.

Woher der MRSA-Keim kommt, ist nach Darstellung der Klinik unklar.
Eltern der Kinder und alle Mitarbeiter der Station würden untersucht,
ebenso medizinische Geräte. Mit Ergebnissen sei in den nächsten Tagen
zu rechnen. Die HSK gehört zur Helios-Gruppe.

Nach einem kritischen Fernsehbericht über die hygienischen Zustände
in der Klinik hatte Wiesbadens Oberbürgermeister Sven Gerich (SPD) am
Dienstag Konsequenzen angekündigt. Die dargestellten Mängel seien in
einem Krankenhaus nicht zu akzeptieren - erst recht nicht in einer
Klinik, bei der die Stadt Mehrheitseigner sei. Die RTL-Sendung
«Team-Wallraff - Reporter undercover» hatte für einen Bericht über

Hygiene- und Personalprobleme in Krankenhäusern unter anderem in der
Wiesbadener Klinik recherchiert.

«Der RTL-Bericht überrascht uns nicht», sagte der kommissarische
Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Wiesbaden, Michael Forßbohm, am
Dienstag. Die Behörde habe das Krankenhaus im vergangenen Jahr
achtmal kontrolliert, davon siebenmal unangekündigt. Die im Film
aufgedeckten Hygienemängel «ziehen sich durchs ganze Haus», sagte
Forßbohm. Sie seien vor allem auf Personalmangel zurückzuführen.