Eine Vernunftehe mit Erfolgsgeschichte

Kliniken seit zehn Jahren im Verbund

Das Hersbrucker Krankenhaus soll auch weiterhin die Grundversorgung der Patienten vor Ort sicherstellen. Foto: K. Bub2016/01/6962562.jpg

HERSBRUCK – Vor zehn Jahren verkaufte der Landkreis die drei Krankenhäuser in Lauf, Hersbruck und Altdorf für einen symbolischen Euro an das Klinikum Nürnberg. Damit übernahm ein großes, kommunales Krankenhaus andere kommunale Häuser – ein absolutes Novum in Deutschland. Bei einer Pressekonferenz in Hersbruck thematisierten die Akteure von damals und heute, ob der Verkauf der drei Häuser wirklich der richtige Schritt war.

Etliche schlaflose Nächte hätte er seinerzeit gehabt, erinnert sich Helmut Reich, damals Landrat des Nürnberger Landes. Doch der Verkauf der drei Krankenhäuser in Altdorf, Hersbruck und Lauf schien ihm der einzig richtige Weg zu sein. Die Häuser fuhren seit Jahren ein Defizit nach dem anderen ein. Einmal sogar minus 4,5 Millionen Euro. Auf Dauer unhaltbar.

Reichs Wunschpartner: das Klinikum Nürnberg. Dessen damaliger Vorsitzender Klaus Wambach unterbreitete schließlich ein Übernahmeangebot, das der Kreistag des Nürnberger Landes am 20. Juli 2005 auch annahm – einstimmig. Der Verkauf allerdings rief das Bundeskartellamt auf den Plan. Nicht, dass das Klinikum durch den Kauf der drei Häuser eine marktbeherrschende Stellung in der Region einnimmt. „Wir hatten große Mühe, das Bundeskartellamt davon zu überzeugen, das dem nicht so ist“, erzählt Wambach. Ende 2005 gaben die Wettbewerbswächter grünes Licht.

Seit zehn Jahren gehört nun die Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH (KNL) zum Klinikum Nürnberg. „Eine der wichtigsten strukturpolitischen Entscheidungen im Landkreis“, so der amtierende Landrat Armin Kroder. Auch wenn es damals keine „Liebeshochzeit“, sondern doch mehr eine „Vernunftehe“ gewesen sei. Die aber habe sich zu einer „Erfolgsgeschichte“ entwickelt, erklärte Dr. Michael Hitzschke, Geschäftsführer der Krankenhäuser Nürnberger Land GmbH. Beispiel Patientenzahlen: „Wurden 2005 noch rund 13 600 Menschen stationär behandelt, sind es heute rund 16 000“, sagt Hitzschke. Ein Plus von 17 Prozent.

Auch die Zahl der Mitarbeiter ist gestiegen. Über 700 sind an den drei Krankenhaus-Standorten im Nürnberger Land tätig. Und mit 32 Azubis sind die KNL auch einer der größten Ausbildungsbetriebe im Landkreis. Für die Mitarbeiter gebe es gute Weiterbildungsangebote, auch eine Rotation ins Nürnberger Klinikum sei möglich, erklärt Peter Herbach, Betriebsratsvorsitzender der KNL. Er erinnert sich noch an die Ängste der Mitarbeiter damals kurz vor dem Verkauf, die sich zum Glück nicht bewahrheitet hätten. Im Gegenteil.

„Die Nürnberger haben ihre Versprechen gehalten und die Standorte moderat ausgebaut“, so Landrat Kroder. Acht Millionen Euro haben Klinikum und KNL in neue Medizintechnik investiert, über 13 Millionen Euro in Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen. Am Krankenhaus in Lauf fließen derzeit 25 Millionen Euro in den Erweiterungsbau 4b (21,5 Millionen davon bezahlt der Freistaat). Und fünf Millionen koste die neue Zentralküche dort, die künftig auch die Patienten in Altdorf und Hersbruck mit Essen versorge. Eine Investition, die sich die KNL ohne den Rückhalt des Nürnberger Klinikums nicht hätte leisten können.

Auch in Zukunft sei es das erklärte Ziel, alle drei Häuser zu halten, so Dr. Alfred Estelmann, Vorsitzender des Klinikums Nürnberg. Auch für ihn ist das Konzept von damals voll aufgegangen: „eine umfangreiche Grundversorgung der Patienten vor Ort, die enge Zusammenarbeit mit den Nürnberger Kliniken und die Spezialisierung der drei Standorte in verschiedenen Bereichen.“

Mehrere Faktoren macht Hitzschke für den Erfolg der KNL aus: engagierte Mitarbeiter, eine gute Zusammenarbeit mit ambulanten und kirchlichen Partnern, die Optimierung von Arbeitsabläufen, eine konsequente Konsolidierungspolitik, die Unterstützung durch die Fördervereine der drei Krankenhäuser und der Stiftung und natürlich die Synergieeffekte, die sich durch den Schulterschluss mit dem Klinikum Nürnberg ergeben, wenn es zum Beispiel um den gemeinsamen Einkauf von benötigten Materialien gehe, die in großer Stückmenge natürlich um einiges billiger zu haben sind.

Und was sagen die harten Bilanzzahlen? Zweimal habe die KNL in den zehn Jahren schwarze Zahlen geschrieben, meist aber eine „rote Null“, so Hitzschke. 2014 habe es ein Minus von rund 100 000 Euro gegeben. „Systembedingte Defizite, die wir hier im Nürnberger Land nicht lösen können“, erklärt er, wenngleich die Klinikvertreter ihrem Unmut über aktuelle Entwicklungen durchaus Luft machen. Zuletzt auf einer Demo gegen das geplante Krankenhausstrukturgesetz.

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