Bamberger Chefarzt-Prozess: Verteidiger bezweifelt Zeugenaussagen
Der Chefarzt einer Bamberger Klinik soll Patientinnen betäubt und dann vergewaltigt haben. Sein Anwalt bezweifelt, dass sich die Zeugen noch richtig erinnern können.
Im Bamberger Chefarzt-Prozess zweifelt die Verteidigung an der Glaubhaftigkeit der Zeugenaussagen. Seit April 2015 dauert der Prozess bereits, mit einem Urteil wird nicht vor Mai diesen Jahres gerechnet. Die Erinnerung der Zeugen sei "nachhaltig beeinflusst" worden, etwa durch Medienberichte über den Fall, kritisierte Anwalt Klaus Bernsmann am Mittwoch. "Ich habe Probleme mit der Erinnerungsfähigkeit der Zeugen."
Vor Gericht steht seit mehr als zehn Monaten ein ehemaliger Chefarzt des Bamberger Klinikums. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 50-Jährigen vor, im Krankenhaus Frauen betäubt und sich an ihnen vergangen zu haben. Die Anklage lautet auf Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und schwere Körperverletzung. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe: Er habe nur aus medizinischen Erwägungen heraus gehandelt, er habe neue Behandlungsmethoden für Beckenvenen-Thrombosen erproben wollen.
Verteidigung fordert einen Sachverständigen
Bernsmann beantragte, einen Sachverständigen hinzuzuziehen, der die Glaubwürdigkeit der Zeugenaussagen überprüfen könne. Diesen Vorschlag halte er für "verfehlt", konterte Bernhard Lieb von der Staatsanwaltschaft. Es gebe keinen Grund, die Glaubhaftigkeit der Zeugen anzuzweifeln.
Zuvor hatte die Mutter eines mutmaßlichen Opfers ausgesagt, das 2010 im Bamberger Klinikum behandelt worden war. Dort soll der Angeklagte ihr Kind untersucht haben. dpa/lby
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