«In 5 Jahren sind Roboter im Spital-Alltag normal»

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Industrie 4.0«In 5 Jahren sind Roboter im Spital-Alltag normal»

Ein Laufentaler Start-up gestaltet die nächste industrielle Revolution an vorderster Front mit. Ihre Roboter sollen in Spitälern bald zum Alltag gehören.

Matthias Kempf
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Matthias Kempf

Die Industrie 4.0 ist spätestens seit dem Weltwirtschaftsforum in Davos in aller Munde. Roboter sind auf dem Vormarsch und läuten die nächste grosse Umwälzung in der Arbeitswelt ein. Das Laufentaler Start-up MT Robot AG ist bei dieser Entwicklung ganz vorne mit dabei. Mitten im Industriegebiet in der Baselbieter Gemeinde Zwingen baut die Firma an der Zukunft. Das junge Unternehmen von Gründer Andreas Drost stellt den Unitr her – einen multifunktionalen Roboter.

Ab April wird das Gerät im Kantonsspital in Luzern erstmals in seiner multifunktionalen Ganzheit getestet. Laut Drost eine Weltpremiere. Neben dem Holen und Bringen von Gütern soll der Unitr gleichzeitig auch noch den Boden putzen können. Bereits jetzt hat die Firma 15 Unitr-Einheiten verkauft. Ein Modell arbeitet seit rund zwei Jahren im Merian-Iselin-Spital und bringt dort die Getränke auf die Stationen. Ein Roboter dieser Art kostet rund 120'000 Franken.

«Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit», sagt René Huber, Leiter Logistik im Merian-Iselin-Spital über den Roboter. Im Moment versorgt dieser fünf Pflegestationen mit Getränken, in Zukunft soll er aber noch mehr Aufgaben wie Abfallentsorgung und Wäschedienst übernehmen können.

Das Laufentaler Unternehmen MT Robot testet Roboter, die Essen liefern können, währenddem sie den Boden putzen.

Roboter prägen bald den Alltag

Im letzten Jahr testete Dorst den Unitr am Universitätsspital Zürich. Dort habe das Pflegepersonal dem fahrenden Roboter den Namen Ewald gegeben. «In fünf Jahren werden solche Roboter in Spitälern Alltag sein», ist er überzeugt.

Der 36-jährige gelernte Maschinenbauingenieur hatte bereits 2003 die Vision des Unitr. 2008 gründete er seine Firma und seit 2011 vertreibt er sein Produkt. Der Roboter könne mit anderen Modulen verbunden werden und so für verschiedene Tätigkeiten eingesetzt werden. Drost verweist auf einen elektronischen Arm der Firma Kawasaki. «Der Unitr kann so zum Beispiel Arbeiten an der Maschine ausführen, danach Güter transportieren und am Schluss den Boden der Firma reinigen.»

«80 Prozent der Jobs gehen verloren»

In der Schweiz ist die Robot MT die einzige Firma, die solche Roboter produziert. Noch. «Die Vernetzung und Kommunikation zwischen den Maschinen wird in Zukunft eine grosse Rolle spielen», ist Drost überzeugt.

Diese Entwicklung bringe auch Änderungen in der Personalpolitik der Unternehmen mit sich. «Einfache Arbeiten an Maschinen, wie drehen oder fräsen, können bald komplett von Robotern durchgeführt werden», so Drost. «80 Prozent der Jobs an Maschinen werden laut einer deutschen Studie dadurch wegfallen.»

Schweiz kann Vorreiterrolle übernehmen

«Die rasante Entwicklung der Automatisierung und Industrie 4.0 bringt viele Vorteile», sagt Karin Frick, Forschungsleiterin am Gottlieb Duttweiler Institut. «Menschen, die einen komplexen Beruf ausüben, haben eine hohe Arbeitsbefriedigung. Die anderen haben dann mehr Zeit ihre Ressourcen besser zu verwenden.» Die technische Entwicklung aufzuhalten sei sowieso unmöglich.

«Wir müssen uns auf die positiven Aspekte konzentrieren», so Frick. «In der Pflege zum Beispiel können Roboter den Pflegern Arbeiten abnehmen, damit diese mehr Zeit für den persönlichen Kontakt mit den Alten haben können.» Die Schweiz habe gute Voraussetzungen in dieser Entwicklung eine Vorreiterrolle zu übernehmen. «Wir werden eine humane Lösung für alle finden.»

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