Computer-Virus legt Lukas-Krankenhaus weiter lahm: LKA ermittelt gegen Klinik-Hacker

Befunde werden wie vor 15 Jahren mit Boten übermittelt

Von: Von PETER POENSGEN

Neuss (NRW) – Notstand im Lukas-Krankenhaus: Ein Computer-Virus hatte am Mittwoch die Netzwerke des Krankenhauses befallen, die Rechner mussten sicherheitshalber komplett heruntergefahren werden. Jetzt ermittelt das Landeskriminalamt (LKA)!

Laut Sprecherin Heidi Conzen wurde das LKA schon am Donnerstag tätig, schickte Ermittler des Cybercrime-Competenzzentrums in das Neusser Krankenhaus. Laut Conzen gibt es in NRW derzeit nur zu einem weiteren Fall eines von Computer-Viren betroffenen Krankenhauses Ermittlungen. Weitere Einzelheiten wie Ort und Name des Krankenhauses nannte sie wegen des laufenden Verfahrens nicht – nur, dass der Vorfall Ende des letzten Jahres passiert sei.

Am Freitag war die 540-Betten-Klinik noch offline, bestätigte Sprecherin Ulla Dahmen. Die Arbeit des Krankenhauses war stark eingeschränkt. Einen Erpressungsversuch gab es nicht. Dagegen kennt die Krankenhausgesellschaft (KGNW) den Fall einer Klinik aus dem Ruhrgebiet, die durch eine Virenattacke zur Zahlung von Geld gezwungen werden sollte. „Sie sind erpresst worden. Es erschien ein Hinweis, dass nach einer Geldzahlung der Virus wieder eliminiert wird”, sagte KGNW-Sprecher Lothar Kratz über den Fall von August 2015. Ein ähnlicher Erpressungsversuch sei aus einer Arztpraxis in Baden-Württemberg bekannt.

„Lukas“-Chef Dr. Nicolas Krämer rief einen Krisenstab ins Leben, ein britisches Unternehmen für Sicherheits-Software wurde eingeschaltet.

Ein Sprecher des Krankenhauses (über 500 Betten, rund 20 000 stationäre Patienten pro Jahr) erklärte BILD, vermutlich sei ein Mail-Anhang mit Schadsoftware geöffnet worden. Da sei zwar sicher auch Cyber-Kriminalität im Spiel, von einem gezielten Angriff gehe man bisher aber nicht aus.

Die IT-Fachkräfte arbeiten demnach rund um die Uhr, um das Problem zu beheben. Bis dahin mussten schon zehn bis 15 Prozent der geplanten OPs abgesagt werden.

Der Sprecher: „Alle, was sicher durchführbar war, wurde auch gemacht. Die größeren Operationen haben wir in Absprache mit den Patienten verschoben.“ Damit sind vor allem hochtechnologisierte Bereiche wie die Kardiologie gemeint.

Im Krankenhaus wird nun wie vor 15 Jahren gearbeitet, es werde gedruckt und gefaxt, Befunde würden mit Boten übermittelt.

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