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IDH: Gesundheitswesen vor «drastischen Veränderungen»

Welche Herausforderungen der demografische Wandel für das Gesundheitssystem bereithält, beschäftigt auch die Heilberufler im Norden. Bei der Feier zum 40-jährigen Bestehen der Interessengemeinschaft der Heilberufe (IDH) in Schleswig-Holstein betonte IDH-Mitbegründer Professor Fritz Beske in Kiel, das deutsche Gesundheitswesen stehe «vor drastischen Veränderungen».

 

Aufgrund des demografischen Wandels werde der Leistungsbedarf im deutschen Gesundheitswesen deutlich steigen, prognostizierte Beske in seinem Grußwort. Auch aufgrund des rasanten medizinischen Fortschritts seien weitere finanzielle Mittel erforderlich, die nur über Beitragserhöhungen oder Steuerzuschüsse aufgebracht werden könnten. Beiden Wegen seien jedoch Grenzen gesetzt. «Leistungseinschränkungen in der GKV werden unumgänglich werden». Diese müssten aber so definiert werden, dass sie «medizinisch sinnvoll sind und jeder Mensch, ohne Ansehen der Person, auch zukünftig das medizinisch Notwendige erhält».

 

Die IDH habe sich stets dem Wandel der Zeit angepasst, lobte der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein, Dr. Franz Bartmann, bei der Begrüßung der Gäste. Zwar sei auch die Geschichte der IDH ähnlich «wie eine Ehe» im Laufe der Jahre nicht frei von Identitätskrisen gewesen. Doch sei die «geeinte Selbstverwaltung» aus diesen Krisen «stets stärker als zuvor hervorgegangen». Ihre Gründungsidee habe sich bis heute bewährt.

 

Anette Langner, Staatssekretärin im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein, betonte in ihrem Grußwort, die IDH habe eine Dialogkultur zwischen den Heilberufen zum Wohle der Menschen in Schleswig-Holstein geschaffen. Dies sei «wegweisend», denn der Kooperation und Koordination der Heilberufe komme immer mehr Bedeutung zu.

 

Die Rolle der IDH als «Plattform der Heilberufe zur Interessensvertretung der Bürgerinnen und Bürger im Gesundheitswesen» nannte in seiner Festrede auch Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, beispielhaft. «Ein gedeihliches Miteinander ist besser als ein unproduktives Nebeneinander, zumal die Zeiten nicht einfacher werden und Energieverschwendung durch Verteilungskämpfe und Unwuchten im Zusammenwirken nicht mehr tragbar ist», sagte er.

 

Im Gesundheitswesen werde es nicht länger «mit der einen oder anderen kleinen Reform getan sein». Mit Blick auf echte und scheinbare medizinische und pharmazeutische Innovationen müsse die «Spreu vom Weizen getrennt werden». In der sachgerechten Diskussion der Gesundheitspolitik komme der vereinten Selbstverwaltung von Ärzten und Apothekern eine tragende Rolle zu, habe diese doch mehr Wissen und Erfahrung als die Politik und Verwaltung «am grünen Tisch». (cb)

 

11.02.2016 l PZ

Foto: Fotolia/nito