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Direktor der Möhnesee-Klinik sieht geplantes Reha-Zentrum kritisch

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Rund 3 000 Patienten werden jährlich in der Dr.-Becker-Klinik in Möhnesee behandelt. Wegen des geplanten Reha-Zentrums am Klinikum Soest droht nun Konkurrenz – Umsatzeinbußen und Personalabbau werden befürchtet.
Rund 3 000 Patienten werden jährlich in der Dr.-Becker-Klinik in Möhnesee behandelt. Wegen des geplanten Reha-Zentrums am Klinikum Soest droht nun Konkurrenz – Umsatzeinbußen und Personalabbau werden befürchtet. © Niggemeier

Möhnesee - Die Mehrheit der Möhnesser Politik hat eine Stellungnahme der Gemeinde zum geplanten Reha-Zentrum in Soest abgelehnt. Verstehen kann das Lars Vornheder, Verwaltungsdirektor der Dr.-Becker-Klinik, nicht. Er bewertet das als „Schlag ins Gesicht“.

Mit Pia Billecke sprach Vornheder nun über die möglichen Konsequenzen, die bei einer zusätzlichen Einrichtung drohen.

Herr Vornheder, wie läuft zurzeit der Betrieb der Dr.-Becker-Klinik in Möhnesee?

Lars Vornheder: Wir sind zufrieden mit der Belegung unserer Klinik, im Jahr 2015 hatten wir eine Belegungsquote von 95 Prozent.

Wie viele Patienten werden denn jährlich behandelt? Und auf welche Bereiche hat sich die Klinik spezialisiert?

Vornheder: Wir behandeln zirka 3 000 Patienten im Jahr und sind auf die psychosomatische und kardiologische Rehabilitation

Lars Vornheder
Lars Vornheder © Privat

spezialisiert. Weiterhin haben wir ein Zentrum für Psychokardiologie und wir betreuen Soldaten nach Auslandseinsatz im Rahmen von Präventionskuren in unserer Klinik. Seit einiger Zeit bieten wir auch stationäre Psychotherapie als Privat-Akutleistung an.

In Soest soll ein neues Reha-Zentrum mit bis zu 240 Betten entstehen. Wie bewerten Sie als Verwaltungsdirektor der Dr.-Becker-Klinik diese Entwicklung? Welche Gefahren sehen Sie?

Vornheder: Die Entwicklung sehe ich sehr kritisch, da eine zusätzliche Rehaklinik im Kreis Soest nicht notwendig ist. Weiterhin ist die mittelfristige Zielsetzung des Investors kritisch zu beobachten. Eine Übernahme des gesamten Klinikums ist nicht unwahrscheinlich und würde die akutmedizinische Versorgung der Bevölkerung durch eine Monopolbildung gefährden.

Kann so ein neuer Wettbewerb nicht auch zu einer verbesserten Qualität in den bestehenden Einrichtungen führen?

Vornheder: Im Gesundheitswesen gelten nicht die Mechanismen des Marktes, wo eine Preisfindung über Angebot und Nachfrage erfolgt und der Kunde frei entscheiden kann, welches Produkt er wählt. Die Patienten werden von den Kostenträgern in die Kliniken geschickt, mit denen Verträge geschlossen wurden. Bei diesen Verträgen spielt der Preis die größte Rolle und da in der Rehabilitation eine personenbezogene Dienstleistung, die Therapie, vollzogen wird, können Synergieeffekte nur über Personaleinsparungen erzielt werden. Das bedeutet oft, dass die Qualität sinkt.

Rechnen Sie auch mit Folgen für die anderen Einrichtungen im Kreis Soest?

Vornheder: Definitiv ja. Da wir uns bereits im Verdrängungswettbewerb befinden, werden zusätzliche Rehabetten in Soest zu Leerständen in den anderen Klinikstandorten des Kreises führen. In diesen spezialisierten Gesundheitseinrichtungen unserer anerkannten Heilbäder wird es zu erheblichen Umsatzeinbußen und auch zum Personalabbau kommen.

CDU, BG und Grüne aus Möhnesee haben entschieden, dass die Gemeinde keine Stellungnahme zu dem Vorhaben abgibt. Ist das für Sie die richtige Entscheidung?

Vornheder: Nein, diese Entscheidung ist für mich in keinster Weise nachvollziehbar. Wir sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber in der Gemeinde Möhnesee und im Kreis Soest. Dass diese Parteien keine Stellungnahme abgeben, im Gegensatz zur Gemeinde Bad Sassendorf, ist für uns ein Schlag ins Gesicht. Scheinbar ist eine Klinik in Soest wichtiger als die eigene Klinik in Möhnesee, die mit über 80 000 Übernachtungen im Jahr in der Klinik und zusätzlichen Besuchern eine erhebliche Kaufkraft für die Gemeinde darstellt.

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