Ein vertraulicher Wirtschaftsbericht zeigt: Die Personalkosten in Berlins größter Klinik steigen, aber Sonderzahlungen entlasten.

Die Charité wird dieses Jahr trotz massiv gestiegener Kosten wieder ein positives Ergebnis erreichen. Zwar hat Berlins Universitätsklinik für 2016 bislang mit einem Minus von 8,7 Millionen Euro kalkuliert, das aus Gewinnrücklagen der Vorjahre ausgeglichen werden muss.

Aber nun erwartet der Vorstand um Karl Max Einhäupl eine Rückzahlung der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) in zweistelliger Millionenhöhe. Deshalb ist die Stimmung der Finanzexperten in der Charité-Zentrale auf dem Campus Mitte derzeit auch ziemlich entspannt.

Der unverhoffte Geldsegen aus über Jahre zuviel gezahlten Beiträgen aus der Versorgungskasse für Beamte begünstigt dieses Jahr auch Berlin selbst. Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) rechnet mit 300 Millionen Euro für seinen Landeshaushalt.

Aber auch die Charité profitiert stark, weil sie vergleichsweise viele Beamte und Professoren beschäftigt. Noch sei der Bescheid mit der genauen Summe nicht von der VBL eingegangen, hieß es aus der Charité.

Aber bis Ende Februar soll ein Nachtrag zum Wirtschaftsplan 2016 geschrieben werden, der das positive Gesamtergebnis im Detail ausweist. Auch 2015 sei besser ausgegangen, als noch im dritten Quartal erwartet worden war. Seinerzeit rechnete der Vorstand mit einem kleinen Minus von zwei Millionen Euro.

Finanzieller Druck ist gestiegen

Die Charité gilt als wichtigster Leuchtturm der Berliner Wissenschaftslandschaft und beschäftigt 13.100 Menschen. Jährlich werden an vier Standorten mitwerden an vier Standorten mit zusammen 3000 Betten fast 140.000 Patienten stationär und 656.000 ambulant behandelt behandelt. Diese Zahlen möchte der Vorstand weiter steigern. Insgesamt ist für 2016 ein „Leistungswachstum“ von 2,9 Prozent vorgesehen, deutlich mehr als im Durchschnitt der Krankenhäuser.

Der noch vertrauliche Wirtschaftsplan der Charité macht aber den gestiegenen finanziellen Druck deutlich, mit dem die Universitätsklinik zu kämpfen hat.

Sorgenkind für die Wissenschaftsmanager um Einhäupl ist weniger der Krankenhausbetrieb als vielmehr die Fakultät, die die wissenschaftliche Arbeit der Charité erbringt und die Medizinstudenten ausbildet. Für das Klinikum plante das Haus auch schon vor dem Eingang der VBL-Millionen eine schwarze Null. Im wissenschaftlichen Teil der Charité lassen sich die steigenden Kosten jedoch nicht komplett ausgleichen, wenn man nicht „signifikant“ Personal abbauen und Forschungsförderung zurückfahren möchte, so der Tenor.

Mehrere Faktoren sorgen dafür, dass Berlins Medizin-Leuchtturm auf Rücklagen zurückgreifen muss, die in guten Jahren seit 2013 angehäuft wurden. Die Personalkosten steigen als Folge der jüngsten Tarifabschlüsse und der Gehaltserhöhungen für Beamte und Professoren gegenüber 2015 um insgesamt fast 50 Millionen Euro.

Für Ärzte, Pflegekräfte und andere Mitarbeiter allein im Klinikum muss die Charité demnach etwa genauso viel Geld zusätzlich aufwenden, wie sie mit Krankenhausleistungen zusätzlich erlösen kann.

Sparprogramm über 14 Millionen Euro

Andere Kostensteigerungen werden durch ein weiteres Sparprogramm über 14 Millionen Euro kompensiert, um am Ende ein Plus zu erreichen. Geplant ist unter anderem, den Einkauf von Arzneimitteln weiter zu standardisieren und mehr Patienten aus der stationären in die ambulante Versorgung zu überführen.

Auch die Niedrigzinsphase macht der Charité zu schaffen. Die Fakultät muss wie andere öffentliche Einrichtungen mehr Geld für Pensionszahlungen von Professoren und anderen Beamten zurücklegen, weil die bisher zu diesem Zweck getätigten Anlagen nicht mehr so viel Zinsen abwerfen wie erwartet.

Allein dieser Effekt belastet das Ergebnis des wissenschaftlichen Teils der Charité mit 6,7 Millionen Euro und ist fast allein für das Gesamt-Minus verantwortlich.

Die Fakultätsleitung steuert mit einem Sparpaket über 3,5 Millionen Euro dagegen. Zudem werden fünf Millionen Euro aus den Pauschalen für extern finanzierte Forschungsprojekte in den regulären Haushalt gezogen.