Erster Bauabschnitt soll bei Sanierung doppelt so teuer kommen: Fraktion stellt Antrag auf Kostenvergleich zu Neubau Klinikum: CSU fürchtet Kostenexplosion

Von Susanne Will
Das Klinikum Bayreuth aus der Luft: In einem ersten Bauabschnitt hätte einer der "Pflegefinger" saniert werden sollen - die Kosten sind laut CSU dafür von 37,5 Millionen auf 70 Millionen Euro gestiegen.Foto: Türk, atk Foto: red

Das Bayreuther Klinikum ist in die Jahre gekommen. Die Funktionsräume des 1986 in Betrieb genommenen Gebäudes platzen aus allen Nähten. Über eine Teil-Sanierung von etwa 40 Prozent des Baus wird seit langem geredet. 200 Millionen Euro könnte der kosten, hieß es bislang. Doch jetzt sind Zahlen aufgetaucht, die diese Summe eher in das Reich der Märchen verschieben.

 
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Die Zahlen sind einem Antrag der CSU-Stadtratsfraktion zu entnehmen. Der Antrag war wohl eher zufällig im öffentlichen Teil der Internetseite der Partei gelandet. Darin heißt es, dass sich „bereits der erste Abschnitt von geschätzten 37,5 Millionen auf 70 Millionen verteuert hat“. Deshalb stellte die CSU einen Antrag an die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe. Dem ist zu entnehmen, dass die CSU der Meinung ist, dass unter diesen Umständen ein Neubau günstiger sein könnte. Denn dieser Abschnitt ist der erste von fünf.

CSU will Kostenvergleich

Die Fraktion will wissen, ob „überhaupt jemals“ ein detaillierter Kostenvergleich von Sanierung zu Neubau erstellt wurde. Geprüft werden soll nach Ansicht der CSU auch, ob es in Deutschland jemals ein derart großes Haus wie das Bayreuther Klinikum gab, das im laufenden Betrieb umgebaut worden ist. Daneben will die Partei wissen, mit welchen Umsatzeinbußen während der Umbauzeit von bis zu zwölf Jahren gerechnet werden muss. Und: Sie hat in Erfahrung gebracht, dass ein ähnlich großes Krankenhaus in Villingen-Schwenningen für rund 250 Millionen Euro neu errichtet wurde – komplett hat es nach Kurier-Recherchen 281 Millionen Euro gekostet. Der Antrag endet mit der Bitte an Merk-Erbe, bei den zuständigen Gremien des Klinikums Bayreuth auf eine „Entscheidung dahingehend hinzuwirken“, dass ein neutrales Gutachten zur Klärung der im Antrag verfassten Fragen erstellt wird.

Die Zahl wir am Klinikum kolportiert

Über die neue Summe von 70 Millionen Euro wird am Klinikum auch auf Direktoren-Ebene schon fast offen gesprochen. Auch der ärztliche Direktor Prof. Klaus Henneking hat von der Summe gehört: „Allerdings weiß ich nicht, was darin enthalten ist“, sagt er.

Wie die CSU an Informationen zu der Summe gekommen ist, darüber wird öffentlich nicht geredet. CSU-Fraktionsvorsitzender Stefan Specht kommentiert die Summe nicht und sagt: „Wir wollen mit dem Antrag genaue Zahlen und Unterlagen erhalten, um die Sinnhaftigkeit eines Neubaus anstelle einer Sanierung besser abwägen zu können.“ Specht erinnert auch daran, dass sich die Sanierung über Jahre hinziehen wird und prognostiziert Einbußen. 2015 machte das Klinikum bei einem Umsatz von rund 200 Millionen Euro einen Verlust von 6,9 Millionen Euro.

Was ist mit den Einbußen wegen der Bauarbeiten?

Ein Arzt aus dem Klinikum, der nicht genannt werden möchte, hat bereits nachgerechnet: „Wenn du im Bestand baust, musst du mit einem Einbruch von zehn Prozent rechnen, das sind bei zehn bis zwölf Jahren schon 250 Millionen Euro.“ Specht: „Es wird zu Belästigungen für die Patienten kommen. Und dann sind auch erst 40 Prozent des Gebäudes saniert und die anderen 60 Prozent des Gebäudes werden nicht jünger.“ Specht befürchtet wirtschaftliche Einbußen, weil „Ärzte und Patienten sich dreimal überlegen, ob sie in einem Gebäude mit ständigem Baulärm arbeiten oder liegen wollen“.

Merk-Erbe wird Antrag dem Stadtrat vorlegen

Die Fraktion möchte, dass es nun zunächst zu einer Meinungsbildung im Stadtrat kommt. Die Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe ist derzeit Aufsichtsratsvorsitzende der Klinikum Bayreuth GmbH. Sie äußert sich auf Nachfrage zu den 70 Millionen Euro und der von der CSU dargestellten Kostenexplosion mit keinem Wort. Auch Klinikums-Geschäftsführer Joachim Haun schweigt. Merk-Erbe schreibt auf eine Kurier-Anfrage: „Den Antrag werde ich in Kürze sowohl dem Ältestenausschuss als auch dem Stadtratsplenum zur Beratung vorlegen.“ Derzeit würde die Klinikum Bayreuth GmBH die Unterlagen für das Bauprojekt prüfen. „Die Planungen stammen aus dem Jahr 2010 und werden den aktuellen Anforderungen angepasst.“ Die Alternative eines Neubaus sei „selbstverständlich“ erörtert worden. „Hierzu fanden auch entsprechende Gespräche mit den Verantwortlichen im Ministerium statt. Derartige Überlegungen wurden angesichts einer deutlich ungünstigeren Förderkulisse aber verworfen.“

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