Klinikfusion Forchheim-Ebermannstadt rückt näher

13.7.2016, 06:00 Uhr
Klinikfusion Forchheim-Ebermannstadt rückt näher

© Anestis Aslanidis

Siegfried Hasenbein warf am Ende die ganze Autorität seiner 38 Jahre Tätigkeit im Krankenhauswesen in die Waagschale: "Sie müssen für sich bewerten, ob Sie einen Handlungsbedarf sehen. Ich meine: ja." Hasenbein ist Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG), also des Zusammenschlusses der kommunalen Kliniken Bayerns. Als solcher hat er in den letzten Jahren schon viele Fusionen begleitet, sagte er. Und er befürwortet eine solche auch hier: "Die Details sind lösbar und auch alle schon mal gelöst worden."

Die Sitzung der beiden Ausschüsse aus Landkreis und Stadt war eine denkwürdige. Nicht nur weil sie in dieser Form zum ersten Mal stattfand. Auch, weil deutlich wurde, wie tief die Gräben über Jahrzehnte geschaufelt worden waren zwischen der Kreis- und der Stadtklinik.

Hauptreferent war Jan Hacker von der Beratergesellschaft Oberender + Partner. Auch er hat schon etliche Fusionen von Kliniken beratend begleitet. Für den Fall im Landkreis Forchheim hat Hacker 2013 ein Gutachten erstellt, das er 2015 aktualisierte. Dieses stellte er nun erstmals öffentlich vor.

Zwei Szenarien

Das Gutachten geht von zwei Szenarien aus: 1. Alles geht so weiter wie bisher. 2. Die beiden Häuser gehen zusammen und werden eins. Wenig überraschend: Hacker gibt, auf Grundlage nachprüfbarer Zahlen, der Fusion eindeutig den Vorrang, aus wirtschaftlicher wie aus medizinischer Sicht.

Hacker argumentierte mit der konkreten Situation der beiden Häuser, aber wie Hasenbein auch mit den übergeordneten Rahmenbedingungen der deutschen Gesundheitspolitik. Die vom Bundestag beschlossene Krankenhausreform werde "tiefgreifende Veränderungen" in der Klinikwelt herbeiführen, so Hasenbein. Gerade "kleinere Einzelkämpfer", zu denen sowohl Forchheim (225 Betten) wie Ebermannstadt (85 Betten) zählen, hätten es "enorm schwer, die Qualitätsvorgaben zu erfüllen und dabei wirtschaftlich zu bleiben". Nur größere Häuser mit einem zukunftsorientierten medizinischen Leistungsangebot könnten auf Dauer überleben.

In Ebermannstadt sei die Bereitschaft zur Fusion deutlich zu spüren, in Forchheim "nicht so". Das, so Hacker, „ist ein Problem“. Beide Häuser "ticken unterschiedlich, pflegen eine andere Kultur im Umgang miteinander". In Forchheim "denken viele, es wäre besser, als einzeln stehendes Haus weiterzumachen".

Einträchtig und mehrmals rieten Hacker und Hasenbein Stadt- und Kreisräte als Klinikträger zur Eintracht: "Sie müssen sich wirklich einig sein und das auch nach außen tragen", so Hacker. Man könne eine Fusion "auch wunderbar zerreden — mit dem entsprechenden Flurschaden".

Kardiologie in Forchheim

Medizinisch wird es auf jeden Fall ein neues Konzept geben (müssen). Auf folgende Eckpunkte hat sich die Arbeitsgruppe Fusion (besetzt mit Fachleuten beider Seiten) bisher geeinigt: Beide Kliniken schlüpfen unter das Dach einer Klinikbetreiber-GmbH. Die Gebäude bleiben im Besitz der bisherigen Träger, sie werden an die Betreiber GmbH verpachtet, die für den Unterhalt zu sorgen hat.

Die KFS gibt die interventionelle Kardiologie ans KFO ab, ebenso die Intensivbehandlungen und Schlaganfälle. In Ebermannstadt wird die Fachrichtung Psychosomatik neu etabliert mit zunächst 18 genehmigten Betten, in Kooperation mit der Uni-Klinik Erlangen. Außerdem in der KFS: Palliativmedizin, Akutgeriatrie, geriatrische Frührehabilitation, eine „fokussierte Basisversorgung in der Inneren Medizin“.

In Forchheim wird die interventionelle Kardiologie zentralisiert, ebenso die Schlaganfallversorgung, die Intensivfälle und die komplexe Gastroenterologie. Die Endoprothetik wird ausgebaut. Die Zentralisierung von Wäscherei, Essensversorgung und Einkauf bringt Sparpotenziale. Die umstrittene „Service GmbH“ in Ebermannstadt (Leiharbeit zu niedrigeren Tarifen) wird ersatzlos aufgelöst.

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