Klinikum: Mit falschen Zahlen gerechnet

Von Andrea Pauly
Joachim Haun, Geschäftsführer des Klinikums Bayreuth. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

In der Diskussion um die Sanierung argumentiert die CSU laut Klinikums-Geschäftsführer Joachim Haun mit falschen Zahlen: Sowohl die in den Raum gestellten Gesamtkosten in Höhe von 200 Millionen Euro als auch die nach CSU-Angaben ursprünglich veranschlagten 37,5 Millionen Euro für den ersten Bauabschnitt seien nicht richtig. Aber auch er hat nicht auf alle Fragen eine Antwort.

 
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Die CSU behauptet, die kalkulierten Kosten für diesen Bauabschnitt - den ersten von fünf - seien von 37,5 Millionen auf etwa 70 Millionen Euro gestiegen. Das könne nicht stimmen, sagt Haun: Schließlich liege für den ersten Antrag aus dem Jahr 2010 eine Förderzusage vom Land über 42 Millionen Euro vor. Und der Zuschuss könne nicht höher ausfallen als die Gesamtkosten.

Üblich: 20 bis 30 Prozent Eigenanteil

"Üblicherweise bleibt ein Eigenanteil von etwa 20 bis 30 Prozent", sagt Haun. Wenn das auch für die sechs Jahre alte Zusage zutrifft, müsste die ursprüngliche Kostenschätzung zwischen 52,5 und 60 Millionen Euro gelegen haben - die konkrete Zahl hatte Haun auf Nachfrage nicht parat. Dass die aktuelle Planung Kosten in Höhe von etwa 70 Millionen Euro vorsieht, bestätigte er jedoch. Einen Förderantrag beim Land gibt es für diese neue Version aber noch gar nicht. Wie hoch der Eigenanteil für das Klinikum am Ende ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab - etwa der Größe der Patientenzimmer oder von zusätzlichen Räumen, die nicht förderfähig sind.

Keine Sanierung, kein Umbau, sondern Neubau

In der Zwischenzeit sei der erste Entwurf für diesen ersten Bauabschnitt diskutiert und überarbeitet worden. Dabei handele es sich nicht um eine Sanierung oder einen Umbau der alten Stationen, sondern um einen "abschnittsweisen Neubau" auf dem eigenen Gelände. Die Kinderklinik und Geburtenstation soll nicht nur auf einer, sondern auf zwei Ebenen gebaut werden - mit "vielen Hundert Quadratmetern zusätzlich", sagt Haun.

"Da hat keiner falsch geplant"

"Deshalb hat der Bauabschnitt eins nichts mehr mit dem ersten Antrag zu tun. Und deshalb ist klar, dass es teurer ist. Da hat keiner falsch geplant." Wie viele Quadratmeter genau die neue Klinik umfasst, konnte er nicht beantworten. Auch, welcher Zeitrahmen eingeplant ist, wisse er nicht: "Das sind zu viele Unbekannte."

Alte Kalkulation ist "nicht von Bedeutung"

Die 200 Millionen Euro Gesamtkosten, von denen die CSU schreibt, seien nirgends niedergeschrieben. "Vielleicht hat das mal jemand überschlagen. Aber für mich ist das nicht von Bedeutung, wenn wir ohnehin den ersten und den zweiten Bauabschnitt optimieren und neu planen."

Neue Angebote in Planung

Eine zusätzliche Etage für die Pflege habe den Vorteil, dass die notwendige neue Fläche in Quadratmetern auf weniger Grundfläche entstehen könne - und im alten Gebäude "Hunderte Quadratmeter für eine Nachnutzung zur Verfügung stehen", sagt Haun. Dadurch könnte das Klinikum andere Angebote in Betracht ziehen: Kindergarten, Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ), Angehörigen-Unterkünfte. "Das sind alles Dinge, die wir neu nicht bauen würden." Zudem könne die alte Klinik so lange weiter betrieben werden, bis die neue fertig sei. Natürlich kenne er die Vorteile eines Gesamtneubaus. "Das wäre ganz schick. Ich kann mir keinen Geschäftsführer vorstellen, der nicht sagen würde: 'Ein Neubau ist toll.' Aber ob der Vorteil die Nachteile aufwiegt, ist ein komplexes Thema."

Haun: "Wir wollen uns nicht durchmogeln"

Er verteidigte die nichtöffentliche Beratung im Stadtrat. "Die GmbH ist eine andere Rechtsform. Das unterscheidet sich von Baumaßnahmen der Stadt", sagt Haun. "Aber wir nehmen es an keiner Stelle leichter als wenn wir kommunal wären. Wir wollen uns nicht durchmogeln oder es schlanker machen."

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