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Hat die 12,9-Millionen-Spritze nichts gebracht? Bisher gibt es kein richtiges MVZ.

Horb - Haben die Investitionen am Krankenhaus-Standort Horb überhaupt etwas gebracht? Oder wurden damit nur noch mehr Kosten für die Krankenhaus Landkreis Freudenstadt gGmbh (KLF) ausgelöst? Die Antworten auf eine große SPD-Anfrage lassen diese Gedanken zu.

12,9 Millionen Euro hat der Umbau des Horber Krankenhauses gekostet. Leistungen wurden gleichzeitig abgebaut. Das Ziel war klar: Der Standort Horb sollte keine roten Zahlen für den Landkreis schreiben. Doch dieser Effekt ist nicht eingetreten. Vielleicht sogar das Gegenteil?

  Praxen im MVZ

Die Antworten von Landrat Klaus Michael Rückert und KLF-Geschäftsführer Ralf Heimbach auf die Fragen der SPD-Kreistagsfraktion sind ernüchternd. Das Medizinische Versorgungszentrum hat sich bisher nicht entwickelt wie in den vergangenen Jahren erhofft. Bisher sind drei Praxen fertig gestellt worden, zwei sind noch gar nicht ausgebaut worden. Im Gegensatz zur Grundidee eines MVZ handele es sich eher um Einzelpraxen als um Teile eines Zentrums. Und wenn das MVZ noch wachsen soll, muss wieder ordentlich Geld in die Hand genommen werden. "Die nicht ausgebauten Praxen würden sicherlich nochmals pro Praxis zirka 250 000 Euro kosten."

Ob das wirklich geschehen wird, ist aber mit einem dicken Fragezeichen versehen: "Die Umsetzung erfolgt jedoch erst, wenn der Betrieb dieser Praxen trotz der Investition auf Sicht sinnvoll ist."   Brandschutz Mit Erstaunen stellte die SPD-Fraktion im Kreistag fest, dass in Horb für die KLF auch noch hohe Kosten für den Brandschutz entstehen, die noch gar nicht in den Umbaukosten drin waren. Aktuell sollen laut KLF 800 000 Euro "zur Planung, Ausschreibung und Umsetzung" an. Die Bauaufsicht der Stadt Horb fordere diese Brandschutzmaßnahmen. Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) stellte gestern in der Kreistagssitzung zum Krankenhaus klar, dass hier nicht die Stadt Horb der Buhmann sei, sondern dass es sich um die bereits im Grundsatzbeschluss zum Krankenhaus-Umbau bekannten Maßnahmen handele. Und hier wende man nur die vorgeschriebenen DIN-Normen an.  

Strahlentherapie

Was bringt die Strahlentherapie in Horb der KLF? Finanziell wohl nicht sehr viel. Rund 1,4 Millionen Euro Herstellungskosten sind durch den Strahlenbunker entstanden. Die Uniklinik Tübingen zahlt eine Kaltmiete von monatlich 1578 Euro. SPD-Kreisrat Kurt Kirschenmann hinterfragte, ob die Strahlentherapie tatsächlich nur in der Anfangsphase defizitär sei, so wie es in der KLF-Antwort heißt. "Das würde ja 70 Jahre dauern, bis man die Ausgaben wieder reingeholt hätte. Da kann man ja wohl nicht von einer Anfangsphase sprechen." Landrat Rückert betonte, dass es auch um den Mehrwert für die Patienten im Kreis geht. "Jeder Krebspatient ist froh, wenn er so wenig Kilometer wie möglich zur Strahlentherapie fahren kann. Die Belastung wird dadurch deutlich geringer." KLF-Geschäftsführer Heimbach wies auf die wichtige Verbindung mit anderen medizinischen Angeboten hin. Für die innere Medizin und die Frauenheilkunde sei es eine wichtige Ergänzung, die im Endeffekt auch Patienten vom Krankenhaus Freudenstadt überzeugen kann.  

Geriatrische Reha

Dagegen lesen sich die Antworten der KLF zur Geriatrischen Reha recht positiv. Die aktuelle Belegung liege zwischen 85 bis 90 Prozent der aufgestellten 50 Betten, im laufenden Jahr 2016 sind es 88 Prozent. Das sei eine gute Auslastung. Auch die Zahl der Ärzte und des Pflegepersonals passt. Es mussten 2015 keine Honorarärzte eingesetzt werden. Das hatte in der Vergangenheit für hohe Kosten in Horb gesorgt.  

Gesamtergebnis

Horb bleibt auch nach dem Umbau und den neuen Einrichtungen wie der Geriatrischen Reha und der Strahlentherapie ein Minusbetrieb. Pro Jahr nimmt die KLF derzeit einen Verlustbeitrag von 2,5 Millionen Euro an. Das war mal anders prognostiziert worden. Aussicht auf Besserung scheint es auch nicht zu geben: "Eine deutliche Reduktion dieses negativen Ergebnisbeitrags ist trotz dieser Anstrengungen in der bestehenden Baustruktur jedoch nur sehr eingeschränkt möglich." FDP Kreisrat Ernst Wolf sprach gestern von einer "langen Kette von Fehlentscheidungen in Horb". Wolf sagte: "Versprochen war bei der Schließung des Akutkrankenhauses eine schwarze Null."  

Fazit

Entweder die KLF und der Kreistag akzeptieren, dass der Standort Horb ein zusätzlicher Beitrag für eine gute Gesundheitsversorgung im Landkreis ist, der etwas kostet (so wie Rückert für die Strahlentherapie argumentiert) oder der Umbau des Krankenhauses Horb ist gescheitert. Eine klare Antwort darauf gab es in der gestrigen Kreistagssitzung nicht.