Die neue Klinik in Winnenden ist schon ein wirtschaftlicher Sanierungsfall. Foto: Gottfried Stoppel

Trotz deutlichem Wachstum muss der Kreis zum Jahresende vermutlich 26 Millionen Euro an die Rems-Murr-Kliniken überweisen, um deren Defizit auszugleichen.

Welzheim - Ein solch großes Wachstum wie das an den Krankenhäusern in Winnenden und Schorndorf habe er selten gesehen, sagt Marc Nickel, der Geschäftsführer der Rems-Murr-Kliniken. Und er sei schließlich immerhin gut zwölf Jahre in diesem Bereich tätig. In den ersten fünf Monaten des Jahres sei der schon gute Vorjahreswert noch übertroffen worden. Winnenden plus 14 und Schorndorf plus sieben Prozent behandelte Patienten lauteten die Zahlen. Man rechne damit, das sogenannte operative Ergebnis, also jenes aus dem laufenden Betrieb, gegenüber dem Vorjahr um mehr als zwei Millionen Euro zu verbessern.

Nickel: Noch lange Strecke bis zum Ziel

Am Ende wird freilich immer noch ein Minus von voraussichtlich 6,6 Millionen Euro stehen. „Das Sorgenkind ist auf dem richtigen Weg. Wir haben einen erfolgreichen Sanierungsweg gestartet“, sagt Nickel, räumt aber ein: „Es ist noch eine lange Strecke bis zum Ziel.“

Insgesamt nämlich wird der Landkreis am Ende des Jahres eine ungleich höhere Summe an die Kliniken überweisen müssen. Mit rund 26 Millionen Euro wird das Defizit laut aktueller Hochrechnung zu Buche schlagen. Im Vorjahr waren es zwar gut zwei Millionen Euro mehr, aber die Kosten des Neubaus in Winnenden werden den Kreis noch eine geraume Zeit in ähnlicher Dimension belasten: Für Abschreibungen, Kredittilgung und Zinsen werden in diesem Jahr knapp 20 Millionen Euro veranschlagt.

Die Hoffnung, die neu aufgestellten Kliniken würden dereinst so große Erlöse erwirtschaften, dass sie die Kosten für den Neubau in Winnenden refinanzieren, haben die Verantwortlichen längst verworfen. Doch auch das mittelfristige Ziel, im laufenden Betrieb eine schwarze Null zu schreiben, erweist sich als Kraftakt.

Marc Nickel hat in der Kreistagssitzung in Welzheim in erster Linie die qualitativen Errungenschaften und Verbesserungen im Leistungsangebot sowie das gemeinsame Bemühen herausgestellt: „Die Ärzte, Pflegekräfte und Verwaltungsmitarbeiter geben jeden Tag ihr Bestes, um die Patienten optimal zu versorgen.“ Doch gemessen werden die Kliniken letztlich vor allem an den wirtschaftlichen Zahlen.

Viel Lob, aber eine klare Erwartungshaltung

Daraus machten die Kreisräte keinen Hehl. Zwar gab es über die Fraktionsgrenzen hinweg viel Lob für die Arbeit des Geschäftsführers, der das Ruder vor anderthalb Jahren übernommen hat, aber auch eine klare Erwartungshaltung. Die Last für den Landkreis zu minimieren müsse das Bestreben sein, sagte Andreas Möhlmann für die SPD. „Wir erwarten, dass sich diese Entwicklung fortsetzt“, betonte Bernd Messinger (Grüne). Kreis und Kliniken wollen dazu ein entsprechendes medizinisches Konzept erarbeiten. Dieses, so die CDU-Rätin Ute Ulfert, müsse aufzeigen, wie die Last des Neubaus abgetragen werden könne beziehungsweise was dem Kreis eine hervorragende medizinische Versorgung der Bürger wert sei.