Zum Inhalt springen

Gesundheitsstudie mit Namensproblem Kohorte - wie bei Asterix?

Was bitte ist eine nationale Kohorte? Eine große deutsche Gesundheitsstudie hatte wegen ihres Namens Probleme, Teilnehmer zu gewinnen. Nun wurde er geändert.
Asterix und Obelix hatten öfter mal mit Kohorten zu tun

Asterix und Obelix hatten öfter mal mit Kohorten zu tun

Foto: DPA/ Les Editions Albert René

Deutschlands größte Gesundheitsstudie hatte ein Problem: Ihr Erfolg hängt auch davon ab, dass sich potenzielle Probanden melden und mitmachen wollen. Doch der ursprüngliche Name des Forschungsprojekts kam schlecht an.

"Wir haben nach den negativen Reaktionen auf unseren Namen Anfang des Jahres die Gesundheitsstudie offiziell umbenannt", sagt Björn Mergarten. Er organisiert die Pressearbeit für die "Nationale Kohorte", die seit neuestem "Nako-Gesundheitsstudie" heißt. "Die Wissenschaftler haben gar nicht bedacht, dass man den Begriff Kohorte missverstehen kann."

Durch die Gesundheitsstudie sollen neue Erkenntnisse gewonnen werden, was Menschen krank macht und wie sie sich vor Krankheiten schützen können. Der Schwerpunkt liegt auf Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes, Demenz, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen, aber auch der Infektionsforschung. Insgesamt sollen bundesweit 200.000 Menschen im Alter von 20 bis 69 Jahren untersucht werden. Auch ihre Ernährungs- und Lebensweisen sollen einfließen. Die Ergebnisse sollen dann Basis von Programmen der Länder und des Bundes sein. Nach 2018 werden die Probanden noch mindestens fünf Jahre begleitet.

Im Nako-Studienzentrum Hannover hat man ebenfalls schlechte Erfahrungen mit dem ursprünglichen Namen gemacht. "Die Leute haben angerufen, Mails geschrieben, waren irritiert", sagt Professor Gérard Krause. Viele scheuten vor einer Teilnahme zurück. Ob nur wegen des Namens, blieb dabei offen.

Spekulationen über den politischen Hintergrund

Die "Nationale Kohorte" sorgte gleich doppelt für Verwirrung. Asterix-Lesern ist eine "Kohorte" als militärische Einheit der Römer bekannt - gemeint ist aber eine bestimmte Gruppe von Menschen, die über einen längeren Zeitraum beobachtet wird. Gleichzeitig führte das "National" im Namen zu Spekulationen über den politischen Hintergrund der Initiative.

An der 2014 gestarteten Studie nehmen bundesweit bisher nur 65.000 Probanden teil, deutlich weniger als erhofft. "Durch eine Verzögerung beim Start der Studie werden wir nicht, wie ursprünglich geplant, zum 30. April 2018 alle 200.000 Probanden untersucht haben", sagt Mergarten. Er betont aber: "Unseren aktualisierten Zeitplan halten wir jedoch ein, und wir befinden uns mit der jetzigen Probandenzahl in der Prognose."

Mitmachen kann nur, wer vom regionalen Einwohnermeldeamt per Zufall ausgewählt und mit der Bitte um Teilnahme angeschrieben wurde. "Die größte Schwierigkeit der Studie liegt darin, die Probanden von einer Teilnahme zu überzeugen", sagt die Leiterin des Studienzentrums Hannover, Yvonne Kemmling. Die bundesweite Antwortquote auf die Anschreiben liege bisher bei mageren 10 bis 20 Prozent. Hannover ist einer von 18 Standorten, an denen die Untersuchungen seit 2014 stattfinden.

Die Teilnahme ist freiwillig und vertraulich und kann bei Bedenken jederzeit abgebrochen werden. Die Probanden können bei Interesse die Untersuchung als eine Art Frühwarnsystem nutzen, müssen bei konkreten Hinweise auf Gesundheitsprobleme aber ihren Arzt aufsuchen.

Die Studie soll in einer zweiten Förderphase bis 2023 finanziert werden. Die Mediziner hoffen, dass sie danach noch 20 Jahre fortgesetzt wird. Geldgeber der Studie sind Bund, Land und die Helmholtz-Stiftung.

Ralf E. Krüger, dpa/wbr

Mehr lesen über