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Engpass im Pflegebereich Herzstation am LdW macht Zwangspause

Gibt es am Klinikum Links der Weser einen akuten Engpass in der Pflege? Darüber streiten sich Betriebsrat und Geschäftsleitung, eine kardiologische Station ist bis Mitte August geschlossen worden ist.
31.07.2016, 00:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Herzstation am LdW macht Zwangspause
Von Jürgen Theiner

Gibt es am Klinikum Links der Weser (LdW) einen akuten Engpass in der Pflege? Über diese Frage streiten sich Betriebsrat und Geschäftsleitung, nachdem in dieser Woche eine kardiologische Station mit 28 Betten bis Mitte August geschlossen worden ist.

Die Herzmedizin gilt als das Prunkstück des LdW und auch als seine finanziell lukrativste Abteilung, denn in diesem Bereich sind die von den Krankenkassen gezahlten Fallpauschalen besonders hoch.

Dass die Station vorübergehend dicht gemacht wird, stößt bei der Arbeitnehmervertretung auf scharfe Kritik. Der Vorgang zeige exemplarisch, wie dünn die Personaldecke in der Pflege sei, sagt Betriebsrat Peter Erlanson. Bis vor kurzem sei es noch gelungen, über einen hausinternen Pool an Springerkräften kurzfristig Löcher auf den Stationen zu stopfen. Doch diese Reserve sei aufgelöst worden. Zugleich habe das LdW ein gutes Dutzend Krankenschwestern und -pfleger, die als Leiharbeitnehmer beschäftigt waren, gekündigt.

Dieser Schritt stehe in eklatantem Widerspruch zu den Ankündigungen, die Gesundheitssenatorin Eva Quante-Brandt vor zwei Wochen auf einer Betriebsversammlung am LdW gemacht habe. Dort sei versichert worden, dass es keinen weiteren Abbau von Kapazitäten im pflegerischen Bereich geben werde. Die Schließung der Station sei auch wirtschaftlich schädlich, denn dort könnten nun vorübergehend keine Einnahmen erzielt werden.

Geno: Patientenaufkommen ist saisonalen Schwankungen unterworfen

Diese Darstellung will der Sprecher des städtischen Krankenhausverbundes Gesundheit Nord (Geno), Rolf Schlüter, so nicht stehen lassen. „Es ist natürlich Quatsch, dass die Direktion des Klinikums Links der Weser bewusst wirtschaftlichen Schaden herbeiführt“, entgegnet Schlüter. Die zeitweilige Schließung der Kardio-Station sei dem Umstand geschuldet, dass das Patientenaufkommen saisonalen Schwankungen unterworfen ist.

Im Sommer sei es in der Regel geringer, „und da macht es keinen Sinn, zwei halbe Stationen zu betreiben“, so Schlüter. Auch von einem wirtschaftlichen Schaden für die Geno könne keine Rede sein. Patienten, die behandelt werden müssen, könnten auch untergebracht werden. Dass Leiharbeitsverhältnisse abgebaut worden seien, stimme. Allerdings sei die Geno bestrebt, ihr Stammpersonal weiter aufzubauen. Entsprechende Einstellungen stünden bevor, und das müsse eigentlich auch im Sinne des Betriebsrats sein.

Betriebsrat: Krankheitsbedingte Ausfälle und nicht besetzte Stellen

Ist es auch, bestätigt Betriebsrat Frank Kallmeyer, doch der Geno-Sprecher rede am Thema vorbei. Die Schließung der kardiologischen Station habe nichts mit einem „Sommerloch“ zu tun. Sie sei von der Chefetage ganz klar mit krankheitsbedingten Ausfällen und nicht besetzten Stellen begründet worden.

Nach Darstellung von Frank Kallmeyer befindet sich das Klinikum Links der Weser im Pflegebereich aktuell mit zehn Vollzeitstellen unter dem Plan. Dazu kämen zehn Fälle von schwangeren Kolleginnen, die zwar noch in den Stellenplänen auftauchen, aber einem Beschäftigungsverbot unterliegen. Faktisch fehlten also zwanzig Stellen in der Pflege des LdW. „Wir sind jetzt mit der örtlichen Geschäftsführung im Gespräch, wie wir das Elend verwalten“, sagt Kallmeyer.

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