Berlin. In Berlin schreiben das Universitätsklinikum Charité und der landeseigene Klinikkonzern Vivantes schwarze Zahlen. Aber in den kommenden Jahren stehen hohe Investitionen an

Das Universitätsklinikum Charité und der städtische Klinikkonzern Vivantes sind die beiden größten Player in der Berliner Krankenhauslandschaft. Beide haben das vergangene Geschäftsjahr mit einem kleinen Plus abgeschlossen. Das ist zunächst einmal beruhigend, auch für die Politik. Gleichzeitig leiden beide Unternehmen darunter, dass nicht alle Leistungen von den Kassen auskömmlich finanziert werden. Zudem stehen sowohl die Charité als auch Vivantes in den kommenden zehn bis 20 Jahren vor gewaltigen Investitionen, die noch finanziert werden müssen. Und schließlich entstehen Mehrkosten auch dadurch, dass sich Beschäftigte höhere Gehälter oder bessere Arbeitsbedingungen erkämpfen – wie zuletzt in der Pflege an der Charité.

Die Universitätskliniken in Deutschland gelten als Supramaximalversorger. Aber ihre vielfältigen Leistungen und ihre hohe medizinische Expertise werden vom Bund nicht ausreichend beglichen. Effekt dieses Dilemmas: Rund zwei Drittel der Universitätskliniken in Deutschland schreiben rote Zahlen. Da ist es eine durchaus respektable Leistung, dass die Charité 2015 zum fünften Mal in Folge das Geschäftsjahr mit schwarzen Zahlen abschließen konnte. 3,7 Millionen Euro standen im vergangenen Jahr als Plus unter dem Strich. 2008 wies Europas größtes Universitätsklinikum am Ende des Jahres noch ein dickes Minus von 56,6 Millionen Euro aus.

„Das zeigt, dass die Charité in der Lage ist, wirtschaftlich zu arbeiten“, sagte ihr Vorstandsvorsitzender Karl Max Einhäupl. Der Tarifvertrag, der im Mai dieses Jahres zwischen dem Universitätsklinikum und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi über Mindestbesetzungen in der stationären Pflege abgeschlossen wurde, belastet das Unternehmen nach eigenen Angaben mit zehn bis 13 Millionen Euro pro Jahr. Diese Kosten müssten an anderer Stelle erwirtschaftet werden, erklärte der Vorstand.

Die Charité verfügt an ihren drei Standorten Mitte, Wedding und Steglitz über insgesamt rund 3000 Betten. Der Personalbestand stieg im Vergleich zum Vorjahr im Klinikbetrieb um 27 Stellen auf 6610, in Forschung und Lehre um 87 Stellen auf 1910. Insgesamt sind an der Charité rund 13.200 Menschen beschäftigt, darunter viele in Teilzeit. Die Zahl der stationär behandelten Patienten stieg im Jahresvergleich um knapp 5000 oder zwei Prozent auf gut 135.000, die Zahl der ambulanten Fälle stieg um knapp 7000 auf rund 663.000.

Der landeseigene Klinikkonzern Vivantes schloss das Geschäftsjahr 2015 mit einem Gewinn von 8,5 Millionen Euro ab. Im Vorjahr waren es 7,9 Millionen Euro. Hinzu kamen 2015 weitere 16,9 Millionen Euro, die aber ein einmaliger Sondereffekt sind. Sie flossen aus einer Rückzahlung der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL), von der viele Landesunternehmen profitierten. Auch beim Umsatz legte Vivantes zu. Er stieg von 1,03 auf knapp 1,09 Milliarden Euro. Das bedeutet aber zugleich, dass die Erlösquote weniger als ein Prozent beträgt. Im Konzern mit seinen neun Klinikstandorten arbeiten 15.000 Mitarbeiter. Insgesamt seien im vergangenen Jahr mehr als 558.000 Patienten behandelt worden, 17.000 mehr als 2014, teilte Andrea Grebe, Vorsitzende der Geschäftsführung mit. Vivantes behandelte fünf Prozent Herzinfarktpatienten und sieben Prozent Krebspatienten mehr als im Vorjahr. Diese Entwicklung spiegelt auch die wachsende Stadt wider – und birgt eine Herausforderung. Nach dem neuen Krankenhausstrukturgesetz drohen künftig höhere Abschläge, wenn eine Klinik mehr Leistungen erbringt als vereinbart waren. Dann wird ein Patientenzuwachs zum Problem.

Charité und Vivantes arbeiten auch zusammen, betreiben etwa ein gemeinsames Labor. 2015 konnten so rund 49 Millionen Euro Betriebskosten eingespart werden, vier Millionen Euro mehr als 2014. Hinzu kamen eingesparte Investitionskosten von 23 Millionen Euro.