Kritik an der Spitalstrategie

Gesundheitsökonomen geht die Reorganisation des Spitals Heiden nicht weit genug. Sie befürchten, dass sich die Geburtenabteilung langfristig nicht wirtschaftlich betreiben lässt.

Michael Genova
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Das Spital Heiden verlagert die Chirurgie an die private Klinik Am Rosenberg in Heiden. (Bild: Benjamin Manser)

Das Spital Heiden verlagert die Chirurgie an die private Klinik Am Rosenberg in Heiden. (Bild: Benjamin Manser)

HEIDEN. Der Spitalverbund Appenzell Ausserrhoden schrieb im vergangenen Jahr ein Defizit von rund zehn Millionen Franken. Deshalb sieht sich der Verwaltungsrat nun zum Handeln gezwungen. Diese Woche gab er bekannt, dass er die Chirurgie vom Spital Heiden in die benachbarte Klinik Am Rosenberg verlagert, die zur privaten Hirslanden-Gruppe gehört. Am Standort Heiden werde man sich künftig auf die innere Medizin sowie die Geburtshilfe konzentrieren.

Unter Experten ist jedoch umstritten, ob die Geburtenabteilung langfristig eine Zukunft hat. Und dies, obwohl der Ruf der Frauenklinik bis in die benachbarten St. Galler Gemeinden reicht. Der Zürcher Gesundheitsökonom Willy Oggier verweist darauf, dass ein Spital mindestens 1000 Geburten pro Jahr braucht, um eine eigene Abteilung wirtschaftlich betreiben zu können. Im Spital Heiden kamen im vergangenen Jahr 682 Kinder zur Welt. Angesichts dieser Zahlen hätte der Spitalverbund laut Oggier die Kooperation mit der Hirslanden-Gruppe auf den Bereich der Geburtshilfe ausdehnen sollen.

Den Entscheid, an der Geburtshilfe festzuhalten, könne er aus politischer Sicht nachvollziehen, sagt der Berner Gesundheitsökonom Heinz Locher. «Das ist eine verantwortungsvolle Position der Bevölkerung gegenüber.» Allerdings äussert auch Locher Zweifel, ob rund 700 Geburten pro Jahr den Betrieb einer Abteilung rechtfertigen. «Das ist immer noch an der unteren Grenze.»

Mehr zum Thema in der Ostschweiz am Sonntag vom 4. September.