"Seit 2 Uhr in der Nacht zu Sonntag läuft das Josef-Hospital Delmenhorst wieder wie gewohnt." Diese Aussage von Geschäftsführer Thomas Breidenbach war dann zwar doch etwas zu pauschal, natürlich hat der Großbrand von Freitag noch immer spürbare Auswirkungen.
Doch ist es nach seiner Darstellung den Verantwortlichen mit Unterstützung vieler Beschäftigter, "die nicht auf den Dienstplan geguckt haben", zumindest gelungen, den möglichst reibungslosen weiteren Betrieb des Krankenhauses am zweiten Standort Deichhorst sicherzustellen und Ersatz für die ausgefallenen Funktionen des Standorts Mitte zu organisieren.
Dazu gehört unter anderem die EDV, und eben die funktioniere seit 2 Uhr nachts wieder in vollem Umfang, berichtete Breidenbach. Der zentrale Server des Krankenhauses war im Keller des Gebäudeteils untergebracht, der am Freitagmittag aus noch ungeklärter Ursache in Flammen aufgegangen ist. Die Schränke voller Elektronik konnten jedoch gerettet und in Deichhorst wieder angeschlossen werden. Bis sie wieder am Netz waren, ging die Datenverarbeitung "mit Zettel und Stift, das ist ja keine Hexerei", sagte Breidenbach. Das Ziel, sämtliche Daten nur noch digital vorzuhalten, sei ohnehin noch nicht erreicht gewesen. Deshalb hätten alle wichtigen Angaben zu den bereits im JHD befindlichen Patienten ohnehin auf Papier vorgelegen, und Neuzugänge seien vorübergehend ausschließlich per Hand erfasst worden.
Delmenhorst: Klinik-Geschäftsführer Thomas Breidenbach.
Ebenfalls am Standort Mitte angesiedelt war die zentrale Sterilgut-Versorgungsabteilung. "Wir haben mit der Feuerwehr fast das gesamte Instrumentarium rausgeholt", schilderte Breidenbach. Bereits gegen 22 Uhr, also gut acht Stunden, nachdem die Brandmeldeanlage um 13.44 Alarm geschlagen hatte, war nach seinen Worten die erste Fuhre auf dem Weg nach Oldenburg, damit die Instrumente dort sterilisiert werden konnten. Mittlerweile übernähmen drei Krankenhäuser in Bremen und Oldenburg diese Aufgabe.
Während Breidenbach es für möglich hielt, dass die Sterilisation - nach Freigabe durch Gesundheitsamt und Gewerbeaufsicht - am Standort Mitte wieder aufgenommen werden könnte, schloss er das für den dortigen Operationssaal vorerst aus. Seit Anfang Juli waren dort nur noch ambulante Operationen durchgeführt worden. Derzeit werde daran gearbeitet, sie in den stationären OP-Betrieb am Standort Deichhorst zu integrieren, sagte Breidenbach. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Kapazitäten dafür ausreichen.
Ebenfalls "komplett zerstört" sei die Mammografie. Und da dafür keine Parallelstrukturen in Deichhorst bestanden, gibt es auch so schnell keinen Ersatz. "Es wird sicherlich einige Wochen dauern, bis wir das wieder anbieten können", prophezeite Breidenbach. Schließlich würden die Geräte in der Regel nicht auf Vorrat, sondern nur auf Bestellung produziert.
Außerdem war der Standort Mitte bislang noch für die vorstationäre Versorgung genutzt worden, also etwa Untersuchungen vor einem geplanten Aufenthalt im Krankenhaus. In den zweieinhalb Monaten seit der Zusammenlegung des stationären Betriebs in Deichhorst habe sich allerdings ohnehin gezeigt, dass diese Aufteilung "nicht zielführend", weil personalintensiv gewesen sei, erklärte Breidenbach. Deshalb sei bereits geplant gewesen, diese Funktion zu Ende Oktober ebenfalls nach Deichhorst zu verlegen, die Räume dafür seien bereits ausgeguckt. "Das ziehen wir nun eben vor".
Darüber hinaus lief im ehemaligen St.-Josef-Stift noch die ambulante physikalische Therapie. Den Patienten sei erst einmal abgesagt worden, sagte Breidenbach. Es werde geschaut, wie viele sich noch zusätzlich in Deichhorst unterbringen ließen, für alle werde das allerdings wahrscheinlich nicht gelingen. "Aber es gibt genug niedergelassene Physiotherapeuten in Delmenhorst."
Neben den Physiotherapie-Patienten seien auch all jene angerufen, die für ambulante Termine an den Standort Mitte bestellt gewesen seien, sagte Breidenbach. Für den Fall, dass nicht jemand nicht erreicht werden konnte, sollen am heutigen Montag Kräfte des Krankenhauses an der Westerstraße bereitstehen, dort ankommende Patienten in Empfang nehmen und sich um den Transport an die Wildeshauser Straße kümmern.
Nur ein paar Schritte weiter müssen dagegen Patienten der chirurgischen Praxis von Ulf Ernst Dierks. Er kommt im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) unter. "Da rutschen alle ein bisschen zusammen", sagte Breidenbach. Mit Genehmigung der Polizei sei am Wochenende bereits Inventar aus der Brandruine herübergeschafft worden. Das MVZ war am Freitag sicherheitshalber geschlossen worden, wurde aber nicht in Mitleidenschaft gezogen. Dort geht ab heute wieder alles seinen normalen Gang.
Zur Schadenshöhe konnte Breidenbach noch keine Angaben machen, ebenso wenig wie zur finanziellen Regulation. Er sagte lediglich, dass das Krankenhaus selbstverständlich gegen Feuer versichert sei und er den Brand noch am Freitag der Versicherung gemeldet habe. "Das ist für mich derzeit aber drittrangig. Erst einmal muss ich den Betrieb am Laufen halten."
Ebenfalls noch keinerlei Gedanken habe er sich darüber machen können, inwiefern der Brand die Umbaupläne für den Standort durcheinanderbringt. Schon gar nicht wollte sich der Geschäftsführer auf eine erneute Standortdiskussion einlassen. Eigentlich soll das Krankenhaus, das aus einer Fusion des städtischen Klinikums Delmenhorst und des katholischen St.-Josef-Stifts entstanden ist, nach einer mehrjährigen Übergangszeit in Deichhorst, die für Umbau und Erweiterung in der Innenstadt gebraucht wird, vollständig an den Standort Mitte ziehen. Das war aber im Kommunalwahlkampf zu einem Streitthema geworden. Im Zusammenhang mit dem Brand seien nun auch "die wildesten Verschwörungstheorien" aufgetaucht, schimpfte Breidenbach. Der Brandort ist noch immer beschlagnahmt, die Ermittler der Polizei sollen nach Kenntnis des Geschäftsführers heute mit ihren Untersuchungen beginnen. Mit den weiteren Perspektiven des JHD befasst sich außerdem ebenfalls heute der Aufsichtsrat in einer außerordentlichen Sitzung.