1. Nachrichten
  2. Finanzen
  3. Versicherungen
  4. Krankenversicherung
  5. Prämien: Krankenkassen bezahlen Ärzte für Diagnose von Volkskrankheiten

Prämien für Diabetes, Osteoporose oder Adipositas: Milliardenschaden! Krankenkassen belohnen Ärzte für Diagnose von Volkskrankheiten
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Symbolbild Hausarzt
dpa/Maurizio Gambarini Untersuchung beim Hausarzt (Symbolbild)

Viele gesetzliche Krankenkassen zahlen Prämien an Ärzte, damit diese ihren Patienten möglichst viele Volkskrankheiten wie Diabetes, Osteoporose oder Adipositas diagnostizieren. Das lohnt sich für beide Seiten - und verursacht den Beitragszahlern jedes Jahr einen Schaden in Milliardenhöhe.

Die gesetzlichen Krankenkassen geben pro Jahr etwas mehr als eine Milliarde Euro aus, um ihre Patienten so krank wie möglich erscheinen zu lassen. Das hat eine Berechnung einer gesetzlichen Kasse für die „Welt am Sonntag“ ergeben. Demnach zahlen viele Kassen unter anderem Prämien an Ärzte, damit diese den jeweiligen Versicherten möglichst viele Diagnosen für Volkskrankheiten wie Diabetes, Osteoporose oder Adipositas bescheinigen. Allein für diese Prämien zahlen die Kassen laut der Hochrechnung 842 Millionen Euro jedes Jahr.

Das lohnt sich für die Krankenkassen trotzdem, denn sie versuchen damit, einen Umverteilungsmechanismus zu ihren Gunsten zu beeinflussen: den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (RSA). Die gut 200 Milliarden Euro an Beiträgen, die gesetzlich Versicherte pro Jahr an ihre Kassen zahlen, werden in diesen Gesundheitsfonds eingebracht. Abhängig davon, wie viele kranke Versicherte eine Kasse hat, wird das Geld wieder ausgeschüttet. Für jedes Mitglied mit einer ausgleichsrelevanten Volkskrankheit erhalten die Versicherungen Zuschläge, im Schnitt gut 1000 Euro pro Diagnose.

Firmen lotsen Versicherte zu willigen Ärzten

Einige Krankenkassen versuchen daher, ihre Versicherten kränker erscheinen zu lassen, als diese es tatsächlich sind. Das belegten auch interne Dokumente von Dienstleistern, so die „Welt am Sonntag“ weiter. Diese Firmen würden von Kassen damit beauftragt, Versicherte abzutelefonieren und diese in Arztpraxen zu lotsen, wo Ärzte dann die nötigen Diagnosen stellen können. Die Kasse erhält dann mehr Geld aus dem Ausgleichstopf.

Die Patienten haben offenbar in vielen Fällen keinen Nutzen aus den zusätzlichen Diagnosen, berichtet die "WamS". Denn häufig folgen keine weiteren Behandlungen oder Verschreibungen daraus. Ein externer Dienstleister werbe sogar explizit mit diesen niedrigen Folgekosten.

„Unnötige ‚black box’ im System“

Aus der Berechnung der Krankenkasse gehe weiter hervor, dass diese Prämienzahlungen an Ärzte und Provisionen für Dienstleister jeden Versicherten pro Jahr rund 20 Euro kostet. In der Politik wächst die Kritik an dem Mechanismus, bei denen es vor allem darum geht, möglichst viele Ausgleichszahlungen zu erhalten.

„Diese zentralistische Geldsammelstelle ist eine unnötige ‚black box’ im System“, sagte Bayerns Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml (CSU), der "WamS". Ein Solidarausgleich für Kassen mit überdurchschnittlich vielen Kranken und wenig zahlungskräftigen Versicherten sei auch auf andere, transparentere Weise möglich. Huml plädiert dafür, Gelder zwischen den Kassen in Zukunft dezentral zu verschieben, also direkt von einer zur anderen Kasse, um solche „fragwürdigen Kodierungs-Strategien“ zu vermeiden.

Neu, aber nicht besser: Pharmaindustrie verdoppelt Preise von Krebsmedikamenten

FOCUS online/Wochit Neu, aber nicht besser: Pharmaindustrie verdoppelt Preise von Krebsmedikamenten
Finanzen Newsletter
Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffen
Hier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten.
Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder
pom
Zum Thema
Neue Stufen in der Pflegeversicherung: Wer profitiert und wer jetzt handeln sollte

Änderungen zum neuen Jahr

Neue Stufen in der Pflegeversicherung: Wer profitiert und wer jetzt handeln sollte

Viele wissen es gar nicht: So sichern Sie sich das Pflegegeld der Krankenkassen

Bis zu 2448 Euro im Jahr

Viele wissen es gar nicht: So sichern Sie sich das Pflegegeld der Krankenkassen

Versteckte Leistungen: Krankenkassen zahlen Ihnen viel mehr, als Sie denken

Undurchschaubarer "Leistungsdschungel"

Versteckte Leistungen: Krankenkassen zahlen Ihnen viel mehr, als Sie denken

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch