Schorndorf

Rems-Murr-Klinik: Bekenntnis oder Beruhigungspille?

buergerinfo
Letzte Abstimmungsgespräche vor dem geteilten Auftritt: Klinik-Geschäftsführer Marc Nickel und Landrat Dr. Richard Sigel (von links). Entspannt daneben: der designierte Schorndorfer Finanzbürgermeister Thorsten Englert, der bei der diesjährigen Einwohnerversammlung keinen Einsatz hatte. © Büttner / ZVW

Schorndorf. Der Oberbürgermeister hat „ein klares Bekenntnis zum Standort Schorndorf herausgehört“, der Vorsitzende des Seniorenforums, Heinz-Jürgen Kopmann, war sich nicht ganz sicher, ob von Landrat Richard Sigel und Klinik-Geschäftsführer Marc Nickel da nicht Beruhigungspillen in den angeblich reinen Wein, den sie den Schorndorfern zum Thema Rems-Murr-Klinik einschenken wollten, gemischt worden sind.

Richtig ist, was Matthias Klopfer und der Landrat bei der Einwohnerversammlung übereinstimmend festgestellt haben: Die Aufregung hat sich gelegt, die Diskussionen zwischen Stadt und Kreis haben sich von der konfrontativen auf die sachliche Ebene zurückverlagert. „Die Zukunft soll geklärt werden nicht gegen Winnenden, sondern mit Winnenden, und nicht gegen den Kreis, sondern mit dem Kreis“, betonte der Oberbürgergermeister. Und Richard Sigel führte die Probleme und Unstimmigkeiten in den letzten Monaten auch darauf zurück, dass er als neuer Landrat bestimmte Fragen gestellt habe. Zum Beispiel die, ob und wie die beiden Standorte und Winnenden zusammenpassten. „Wir wollten aber keine Standort- oder Schließungsdiskussion führen“, versicherte der Landrat und fügte hinzu: „Wir wollen als Kreis zu unseren Kliniken stehen.“ Aber, schränkte er ein: „Es gibt noch einige Stolpersteine, bis klar ist, wohin der Weg geht.“ Für Klopfer dagegen ist klar, wohin der Weg zumindest in Schorndorf geht: „Die Klinik wächst, man spürt, dass die Mitarbeiter an die Zukunft der Klinik glauben, das Haus steht von außen gut da und wird innen weiterentwickelt, und die Bevölkerung steht wie eine Eins zu ihrer Klinik.“

Im ersten Halbjahr 2017 kommt es zum „Showdown“

Was von Klinik-Geschäftsführer Marc Nickel im Wesentlichen bestätigt wurde. In diesem Jahr würden in die Schorndorfer Klinik sechs Millionen Euro investiert (in Altersmedizin, eine Komfortstation und neue Diagnostikgeräte), und nicht zuletzt auch dank ihrer hervorragenden Chefärzte habe die Klinik einen sehr guten Ruf. „Wenn Schorndorf für einen renommierten Chefarzt vom Robert-Bosch-Krankenhaus interessant ist, machen wir keine ganz schlechte Arbeit“, sagte der Klinik-Geschäftsführer und schlug den Bogen zur Medizinkonzeption, die derzeit entwickelt werden und die vor allem aufzeigen soll, welche der insgesamt 19 Fachbereiche, die es an den beiden Rems-Murr-Kliniken gibt, wo am besten angesiedelt und aufgehoben sind. „Es war natürlich bedauerlich, dass der Familienstreit auf dem offenen Marktplatz ausgetragen wurde“, sagte Nickel mit Blick auf das von den Winnender Chefärzten verfasste Papier, in dem die Zukunft des Schorndorfer Hauses mehr als nur infrage gestellt wurde. Jetzt aber werde sehr intensiv und zumindest nach außen hin ohne große Konfliktlagen an einer Medizinkonzeption für die beiden Kliniken in Winnenden und Schorndorf gearbeitet, sagte Nickel und kündigte die entsprechenden Informationen und Weichenstellungen für das erste Halbjahr 2017 an. Bereits zum Ende des vierten Quartals 2016, werde mit der „ökonomischen Simulation“ begonnen.

„Wir werden die Öffentlichkeit nicht mit halbgaren Sachen versorgen, sondern wir werden sie dann informieren, wenn es eine ganz klare Linie und eine große Sicherheit gibt“, sagte Marc Nickel, der im Zusammenhang mit dem, was 2017 in Bezug auf die Kliniken passiert, von „Showdown“ sprach. Was sich mit Blick auf Schorndorf nicht nur beruhigend angehört hat. Es gilt aber auch das Wort von Landrat Dr. Richard Sigel, der einerseits zu bedenken gab, dass es nicht einfach sei, zwei Kliniken wirtschaftlich zu führen („Es gibt da keinen Sieger und keinen Verlierer“), andererseits aber auch deutlich machte: „400 000 Menschen brauchen auch eine entsprechende medizinische Versorgung.“

Im Saarland

Wenn Oberbürgermeister Matthias Klopfer die Klinikstandorte in den beiden Nachbarkreisen Ludwigsburg und Rems-Murr zusammenzählt, dann kommt er auf fünf.

Was ihm nicht viel erscheint, wenn er bedenkt, dass die beiden Kreise zusammen etwa so viel Einwohner haben wie das ganze Saarland. Und dass es im Saarland nur insgesamt fünf Krankenhäuser gibt, das glaubt der Oberbürgermeister denn doch nicht.