Kranksein ist im Saarland besonders teuer

Saarbrücken · Saarländische Versicherte kosten die gesetzlichen Krankenkassen viel mehr als im Bundesdurchschnitt. Besonders für Krankenhausaufenthalte und Arzneimittel müssen die Kassen mehr zahlen.

 Eine Operation kostet im Saarland mehr als zum Beispiel in Hessen. Foto: dpa

Eine Operation kostet im Saarland mehr als zum Beispiel in Hessen. Foto: dpa

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Die medizinische Versorgung der Saarländer ist im Bundesvergleich besonders teuer. Das geht aus Daten mehrerer gesetzlicher Krankenkassen hervor. So hat zum Beispiel die Techniker Krankenkasse (TK) im vergangenen Jahr für jeden ihrer 90 000 saarländischen Versicherten 2500 Euro ausgegeben. Bundesweit waren es nur 2321 Euro. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr betrug laut TK im Saarland 4,75 Prozent, in ganz Deutschland waren es 4,1 Prozent. Die IKK Südwest hat voriges Jahr für ihre rund 133 000 Versicherten im Saarlandpro Kopf circa 2400 Euro ausgegeben. Im gesamten Einzugsgebiet der Kasse, also inklusive Rheinland-Pfalz und Teilen von Hessen, waren es nur 2221 Euro.

"Auffällig im Saarland ist vor allem die Kostenentwicklung bei der Krankenhausbehandlung und den Arzneimitteln", moniert die IKK Südwest und beklagt starke Zuwächse von sieben Prozent für Klinikleistungen beziehungsweise zehn Prozent für Medikamente.

Die AOK Rheinland-Pfalz-Saarland, die rund 1,2 Millionen Menschen versichert hat, zahlte im Saarland voriges Jahr pro Kopf für Krankenhausleistungen 1300 Euro. Bundesweit beliefen sich die Kosten nach Daten des Verbands der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) pro gesetzlich Versicherten gerade mal auf 990 Euro. Bei Arzneimitteln kostete ein Saarländer die AOK rund 590 Euro, deutschlandweit waren es für jeden gesetzlich Versicherten im Schnitt nur rund 500 Euro.

Auch innerhalb einzelner Kassen zeigen sich diese Schwerpunkte bei den Kosten. So stiegen bei den TK-Versicherten die Arzneimittelausgaben im Saarland pro Kopf um mehr als zehn Prozent. "Das ist mit Abstand die höchste Steigerungsrate aller Bundesländer", berichtet die Krankenkasse. Der Bundesschnitt betrug 5,7 Prozent. Der Barmer GEK kostete ein Krankenhausaufenthalt im Saarland 951 Euro, deutschlandweit waren es für einen Versicherten der Kasse nur 899 Euro. Im Vergleich der Bundesländer war die Behandlung im Saarland die drittteuerste.

Ein Grund für die teure Krankenhausbehandlung ist aus Sicht von TK und AOK die Klinikstruktur. So beklagt die AOK "eine zu hohe Fachabteilungsdichte und zu viele gleich gelagerte Schwerpunkte und Zentren". Die Zersplitterung diene nicht der Sicherung von Qualität, verursache aber hohe Kosten. Nach Auffassung der TK "muss nicht annähernd jedes Krankenhaus im Saarland Hüftgelenke ersetzen oder aufwendige Herzkatheterbehandlungen durchführen". Beide Kassen schlagen daher eine stärkere Konzentration von Klinikbehandlungen vor.

Die Barmer GEK sieht auch die Landesregierung in der Pflicht. Die Bettendichte sei im Saarland zu hoch. Das treibe die Kosten in die Höhe. Die Planungsbehörden griffen zu wenig steuernd ein. Darüber hinaus sei der sogenannte Landesbasisfallwert, die Grundlage für die Abrechnung von Krankenhausleistungen, im Saarland mit 3340 Euro der zweithöchste in Deutschland. So kostete laut AOK im Saarland eine einfache Blinddarmoperation 62 Euro mehr als in Hessen. Die Barmer GEK drängt daher auf eine schnelle Anpassung an das Niveau in den meisten Bundesländern.

Aus Sicht der TK hängen die hohen Arzneimittelkosten im Saarland mit der überdurchschnittlich hohen Zahl von Arztbesuchen zusammen. Da "das Rezept die Krönung des Arztbesuches ist", sei die große Menge verordneten Medikamenten "eine logische Konsequenz". Dabei würden zum Beispiel unnötig oft Antibiotika verschrieben. Intensivere Informationen der Ärzte über den Nutzen von Arzneien und Aufklärung über günstigere Alternativ-Medikamente könnten die Kosten begrenzen.

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