Ingolstadt
Wer kommt nach Fastenmeier?

Aufsichtsrat der Klinikum GmbH berät heute in Sondersitzung über Interimsgeschäftsführer

10.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Das Ingolstädter Klinikum

Ingolstadt (DK) Nach dem Rückzug Heribert Fastenmeiers berät der Aufsichtsrat der Klinikum GmbH heute in einer Sondersitzung über einen Interimsgeschäftsführer. Gegen den bisherigen Geschäftsführer hat die Staatsanwaltschaft wegen Untreueverdachts ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Wie mehrmals berichtet, hat Fastenmeier, der das mit über 1100 Betten und gut 3000 Mitarbeitern viertgrößte Krankenhaus Bayerns seit 13 Jahren geleitet hat, vergangene Woche dem Aufsichtsrat und Krankenhauszweckverband angeboten, sein Amt als Geschäftsführer der Klinikum GmbH und der mit ihr verbundenen Unternehmen mit sofortiger Wirkung niederzulegen. Aufsichtsrat und Zweckverband haben das Angebot einstimmig angenommen. Mehrere Bewerber werden sich morgen laut Aufsichtsratvorsitzendem, Oberbürgermeister Christian Lösel, für den bis 31. März 2017 befristeten Posten als Interimsgeschäftsführer vorstellen. Die Leiterin des Beteiligungsmanagements der Stadt, Andrea Steinherr, die die Leitung der Geschäfte am Klinikum vorübergehend übernommen hat, sei gerade dabei, die Profile der Bewerber zusammenzustellen, sagte Lösel gestern auf Anfrage.

Über die langfristige Nachfolge Fastenmeiers soll erst mit etwas Abstand entschieden werden. Zum 1. Januar 2017 wird laut Lösel der neue Ärztliche Direktor seine Arbeit aufnehmen. Andreas Tiete, bislang Ärztlicher Leiter des Klinikums Bogenhausen, war bereits im Sommer als Nachfolger von Professor Günter Ochs ausgewählt worden. Der 1963 geborene Tiete ist promovierter Facharzt für Herzchirurgie mit Hauptgebiet Kinderherzchirurgie, absolvierte zudem ein berufsbegleitendes MBA-Studium in Gesundheitsmanagement und arbeitete im Laufe seiner Karriere unter anderem als Berater bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), bringt also auch entsprechenden wirtschaftlichen Background mit. Der Ärztliche Direktor am Klinikum ist traditionell auch stellvertretender Geschäftsführer des Krankenhauses.

Beim Neujahrsempfang des Klinikums Ende Januar war bekannt geworden, dass Günter Ochs, damals Ärztlicher Direktor des Klinikums, seinen Ruhestand zwei Jahre früher antreten werde als geplant. Ob dies mit den vom Ombudsmann am Klinikum in etwa zur selben Zeit aufgedeckten Unregelmäßigkeiten in irgendeinem Zusammenhang steht, ist unklar. Ochs hatte damals persönliche Gründe für das vorzeitige Ende seiner Berufslaufbahn angegeben. Nach Recherchen unserer Zeitung arbeitet er jetzt als Ärztlicher Direktor und Chefarzt im Medical Park Loipl in Bischofswiesen.

Die konkreten Vorwürfe gegen Heribert Fastenmeier will die Staatsanwaltschaft aufgrund laufender Ermittlungen nicht bekannt geben. "Wir stehen noch ganz am Anfang", so der für den Fall zuständige Staatsanwalt Jürgen Staudt. In einer Erklärung der Behörde vor gut einer Woche war von "aufgefallenen Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit der Vergabe von Dienstleistungsaufträgen innerhalb des Klinikums" die Rede. Die Behörde beschäftigt sich laut Staudt auch mit den Verkäufen mehrerer kleiner Wohnungen, die im Eigentum des Klinikums waren, an Privatpersonen. Der DK hatte darüber nach der jüngsten Versammlung des Krankenhauszweckverbandes, dem neben 21 Stadträten und dem OB auch Vertreter des Bezirkstags angehören, berichtet. Zwei dieser Wohnungen soll ein naher Angehöriger Fastenmeiers erworben haben - nicht zum Vorzugspreis, wie es heißt. Der Zweckverband hatte 2011 einen Mindestpreis festgelegt, der auch eingehalten worden sei. Weil aber später die Sparkasse einige dieser Wohnungen zu einem höheren Preis verkaufen konnte, habe ein Wirtschaftsprüfer, der die Auftragsvergaben im Klinikum untersucht hatte, moniert, dass dem Klinikum ein Gesamtschaden von rund 300 000 Euro entstanden sein soll. Diese Summe wurde vergangenen Mittwoch bei der Verbandsversammlung genannt.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richten sich bis jetzt ausschließlich gegen den früheren Geschäftsführer Fastenmeier, betonte Staudt auf Nachfrage. Dies könne sich aber noch ändern: "Wir werden genau überprüfen, wer gehandelt hat und wer verantwortlich ist." Erste Ergebnisse gebe es frühestens in vier Wochen.