Gesundheitsbranche sucht in der Region viele Mitarbeiter

ALEXANDER VISSER

Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den wichtigsten Arbeitgebern der Hauptstadtregion und wird von der Politik schon lange als besonders wichtiges „Cluster“ angesehen und entsprechend gefördert. Internationale Branchenriesen und starke regionale Player wie Bayer­ ­HealthCare, Bausch+Lomb, ­­­B. Braun Melsungen, Berlin-Chemie, Biotronik, Pfizer, Sanofi und Takeda sitzen in Berlin. Auf 21,6 Milliarden Euro schätzen die Wirtschaftsförderer von Berlin Partner den Umsatz der rund 21.000 Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, die insgesamt an die 354.000 Mitarbeiter zählen.

Die meisten Jobs stellt das klassische Gesundheitswesen, vor allem die Krankenhäuser bieten viele Stellen: Drei der zehn größten Arbeitgeber der Region gehören zum Gesundheitssektor. Die Charité ist mit fast 17.000 Beschäftigten Berlins zweitgrößter Arbeitgeber, auf Platz drei folgt der Krankenhaus-Verbund Vivantes mit 15.000 Mitarbeitern. Auch das Deutsche Rote Kreuz mit seinen
7500 Mitarbeitern gehört zu den Top-Ten-Arbeitgebern in Berlin und bietet neben Jobs in der Medizin auch viele im sozialen Bereich an. Die großen Unternehmen bieten auf ihren Websites eigene Jobbörsen, die Charité hat hier aktuell 88 Stellen ausgeschrieben, vom Krankenpfleger bis zur Anatomie-Professur.

Zum Gesundheits-Cluster gehört auch der Bereich Medizintechnik, zu dem neben Großunternehmen wie B. Braun auch viele kleine und mittelgroße Firmen gehören. Rund 300 Medizintechnikfirmen beschäftigen in der Region 12.600 Menschen. „Berlin bietet mit seinen Kliniken und Forschungseinrichtungen ein einmaliges Umfeld für mittelständische Unternehmen der Medizintechnik“, lobt etwa Clemens Scholz, Geschäftsführer der WOM World of Medicine GmbH. WOM selbst sucht derzeit unter anderem Fachkräfte im Bereich Insufflatoren-Entwicklung in Berlin.

Kai Uwe Bindseil, Clustermanager für die Gesundheitsbranche bei Berlin Partner, ist für die gesamte Branche optimistisch. „Wir rechnen bis 2030 mit mehr als 70.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Gesundheitssektor. Teilweise bedingt durch den demografischen Wandel, der überall zusätzliche Arbeitsplätze entstehen lässt. Teilweise aber auch, weil Berlin als Standort für die Branche sehr erfolgreich ist“, sagt Bindseil. „Die Medizintechnik zum Beispiel wächst in Berlin stärker als im Bundesdurchschnitt, der jährliche Beschäftigungszuwachs liegt bei etwa zehn Prozent.“ Auch die Investitionen großer Pharma-Unternehmen wie Bayer, Pfizer oder Sanofi sprechen aus seiner Sicht für den Standort.

Die Pharmabranche ist die dritte wichtige Säule der Gesundheitswirtschaft in der Region. 30 Pharma-Unternehmen haben hier rund 10.000 Mitarbeiter. Die Bayer AG beispielsweise, die hier am Standort durch die Übernahme von Schering zu einem wichtigen Arbeitgeber geworden ist, sucht aktuell mehr als 60 Mitarbeiter in Berlin, vom Werksschutz-Auszubildenden bis zum Mechatroniker in der pharmazeutischen Produktion (m/w).

Viele Studiengänge und Ausbildungswege führen in einen Job im Gesundheitswesen. Durch die hohe Dichte an Bildungseinrichtungen können viele künftige Mitarbeiter in der Region selbst qualifiziert werden. Im Bereich Life Sciences gibt es mehr als 200 Studiengänge an
24 Berliner und sieben Brandenburger Hochschulen. „Ich kann keine Aussage darüber treffen, welche Studienabschlüsse und Ausbildungen besonders erfolgversprechend sind“, sagt Bindseil. „Aber generell gibt es großen Bedarf an der Verbindung von Ökonomie und Gesundheit. Wer einen BWL-Abschluss hat und sich im Gesundheitsmarkt gut auskennt, sollte keine Probleme haben, eine gute Stelle zu finden.“ Auch eine Kombination medizinischer oder naturwissenschaftlicher Kenntnisse mit Informatik sieht der Clustermanager als aussichtsreich an. „Die Digitalisierung hat die Medizin noch längst nicht so durchdrungen wie andere Lebensbereiche“, stellt Bindseil fest. „Hier wird sich in den nächsten Jahren sicher noch viel tun.“