In einem bundesweit beachteten Vergewaltigungsprozess hat das Landgericht Bamberg am Montag einen früheren Chefarzt des Klinikums der oberfränkischen Stadt zu sieben Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Nach eineinhalbjähriger Prozessdauer sah es das Gericht als erwiesen an, dass der Angeklagte Heinz W. sich im Klinikum an insgesamt zwölf jungen Frauen vergangen hat. Sechs der Fälle wertete das Gericht als schwere Vergewaltigung.
Das Gericht sah die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft gegen den 51-Jährigen nach der Beweisaufnahme „ganz überwiegend“ als bestätigt an. Dass die Kammer dennoch unter der von der Anklage geforderten Höchststrafe von fünfzehn Jahren Haft blieb, begründete der Vorsitzende Richter damit, dass die Taten zum Teil rechtlich unterschiedlich bewertet wurden. Zudem darf der Arzt fünf Jahre lang seinen Beruf nicht mehr ausüben. Die Verteidigung kann noch Revision einlegen.
Die Verteidiger hatten einen Freispruch oder höchstens eine Bewährungsstrafe gefordert. Bis zuletzt hatte W. in dem Prozess beteuert, allein aus medizinischen Gründen gehandelt zu haben. Er habe neue Behandlungsmethoden gegen Beckenvenenthrombosen erproben wollen.
Eine Medizinstudentin hatte den Skandal ans Licht gebracht. Sie hatte in dem Krankenhaus ein Praktikum absolviert. Dabei nahm sie an der angeblichen Studie teil. Der Chefarzt spritzte der jungen Frau ein starkes Beruhigungsmittel, das sie kurzzeitig bewusstlos machte. Die Studentin ging nach dem Vorfall in ein anderes Krankenhaus und ließ dort ihr Blut untersuchen. Danach erstattete sie Anzeige wegen Körperverletzung. Von dem Missbrauch erfuhr sie erst durch die Ermittlungen.