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Insel-Gruppe bot Kaderleuten Treueprämien an

Elefantenhochzeit: Diesen Sommer fusionierten das Inselspital (Bild) und Spital Netz Bern.

Zum Fusionsprozess von Inselspital und Spital Netz Bern AG gibt es neue Erkenntnisse: Die Unternehmensspitze des Fusionsprodukts bot Kaderleuten der Spital Netz Bern AG Treueprämien an - als Anreiz dafür, im Unternehmen zu bleiben.

Das gab die Kommunikationsabteilung der neuen Insel-Gruppe AG, des grössten Spitals der Schweiz, schon am Dienstag auf Anfrage bekannt. Nicht Ärzte hätten davon profitieren können, teilte die Abteilung weiter mit. «Im Verwaltungsbereich wurde dieses Instrument in vereinzelten Fällen eingesetzt.»

Ob diese Treueprämien wirklich ausbezahlt wurden und - falls ja - wie hoch sie waren, ist unklar: Die Insel-Gruppe wollte keine weiteren Fragen beantworten. Detaillierte Angaben mache sie aus Gründen des Geschäftsgeheimnisses nicht, ergänzte sie am Mittwoch.

Reaktion auf Abgänge?

Dass die Unternehmensspitze diese Treueprämien anbot, könnte mit den zahlreichen Abgängen zu tun haben, welche während des Fusionsprozesses bekannt geworden sind. Beispielsweise zogen Ende 2014 gleich fünf Spitalnetz-Radiologen ins Emmental. Schon im Sommer 2013 hatten mehrere Ärzte, unter ihnen auch Chefärzte, zu einem Privatspital gewechselt.

Einer der Radiologen sagte damals zur Begründung in einem Interview unter anderem, er habe befürchtet, dass die Idee einer bedarfsgerechten radiologischen Grundversorgung zugunsten einer zentralisierten Hightechmedizin vernachlässigt werde.

Auch in der Politik hat die Spital-Elefantenhochzeit zu Verunsicherung geführt, wie der kürzlich abgetretene bernische Gesundheits- und Fürsorgedirektor Philippe Perrenoud sagte: Die Spitalstandortinitiative, über welche das Bernervolk demnächst abstimmt, sei wohl ein Resultat dieser Verunsicherung.

Interpellation warf Frage auf

Auf die Initianten dieses Volksbegehrens geht es indirekt zurück, dass nun die Treueprämien bekannt werden: Sie sandten den Medien am Montag eine Interpellation zu, die die Zweisimmer SVP-Grossrätin Anne Speiser demnächst einreichen will.

In dieser Interpellation wird Speiser der Kantonsregierung die Frage stellen, ob solche Treueprämien geflossen seien. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda hat nun also die Insel-Gruppe bereits geantwortet.

Der Insel-Gruppe gehören neben dem Inselspital das Berner Tiefenauspital sowie die Spitäler in Aarberg, Belp, Münsingen und Riggisberg an. Zur Spital Netz Bern AG gehörte das im Sommer 2015 geschlossene Berner Ziegler-Spital. 2009 stiess der bernische Regierungsrat die Elefantenhochzeit an, welche unter dem Titel «Stärkung des Medizinalstandorts Bern» segelte.

Ziel war es, den Standort Bern für den Wettbewerb besser zu rüsten, Doppelspurigkeiten zu beseitigen und Kosten zu senken. Seit Anfang 2016 ist die neue Insel-Gruppe operativ tätig, offiziell abgeschlossen wurde das Projekt in diesem Juni.

Joder: «Nicht illegal, aber aussergewöhnlich»

Auf Bitte der sda nahm am Mittwoch auch die bernische Gesundheits- und Fürsorgedirektion Stellung. Sie sagte, sie habe keine Kenntnis gehabt «von den erwähnten angeblichen Treueprämien oder Anreizen». Solche Instrumente gehörten zur Personalentwicklungsstrategie eines jeglichen Unternehmens und lägen im Zuständigkeitsbereich des Verwaltungsrats beziehungsweise der Geschäftsleitung.

Alt SVP-Nationalrat Rudolf Joder, einer der Väter der Spitalstandort-Initiative, sagt, solche Treueprämien seien nicht illegal, aber aussergewöhnlich. «Es kann nicht sein, dass man öffentliches Geld in dieser Grössenordnung verwendet, um Leute bei der Stange zu halten.» Wie gesagt: Ob Geld geflossen ist und wenn ja wie viel, ist nicht klar.

SDA/gbl