Wolfratshausen:"In einem Haifischbecken"

Wolfratshausen: Muss netzwerken: Kreisklinik-Geschäftsführer Hubertus Hollmann.

Muss netzwerken: Kreisklinik-Geschäftsführer Hubertus Hollmann.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Kreisklinik könnte vom Ende der Schön-Klinik profitieren

Von Klaus Schieder, Wolfratshausen

Der Absprung des Investors für die psychiatrische und psychosomatische Tagesklinik ist ein Rückschlag für die Wolfratshauser Kreisklinik. Mit dem Gesundheitszentrum will sich diese im harten Konkurrenzkampf der Krankenhäuser besser aufstellen. In Zukunft werde es mehr denn je auf die Qualität ankommen, sagte der Geschäftsführer Hubertus Hollmann in seinem Situationsbericht am Mittwoch im Kreistag. Er verwies auf das neue Krankenhaus-Strukturgesetz, das seit Jahresbeginn ist Kraft ist. Die Qualität eines Hauses wird Hollmann zufolge nun von zwei unabhängigen Institutionen streng geprüft, Mängel bestraft. Als erstes Opfer sieht er die Schön-Klinik in Kempfenhausen, die zum Jahresende schließt. "Andere Krankenhäuser werden folgen", ist sich Hollmann sicher.

Für sein Haus bietet das Ende der Schön-Klinik eine Chance: "Wir suchen gutes Personal und stehen in Kontakt." Ob nun auch mehr Patienten nach Wolfratshausen kommen, ließ er offen. Dies gelte es abzuwarten, sagte er. Immerhin liegen aber die Kreiskliniken Starnberg und Wolfratshausen am nächsten an Kempfenhausen. "Es könnte sein, dass wir die Kapazitäten erhöhen müssen, aber dabei sind wir noch nicht", sagte der Geschäftsführer.

In Wolfratshausen ist es Hollmann zufolge nötig, "den Spagat zwischen der Grund- und Regelversorgung und der Spezialisierung zu schaffen". Dies gehe nicht alleine, dazu müsse man Netzwerke aufbauen, sagte er. "Wir können nicht alle Sub-Spezialisierungen vorhalten." Außerdem kündigte der Geschäftsführer an, die Zertifizierung als Darmzentrum anzustreben. Dafür habe die Klinik aber noch nicht die erforderliche Zahl an Operationen. Die Abteilungen Unfallchirurgie und Orthopädie sowie Innere Medizin sollen ausgebaut, die Schlaganfallversorgung um Akutgeriatrie ergänzt werden. Die Zahl der Mitarbeiter soll von 233 auf 242 im nächsten Jahr steigen.

Als Matthias Richter-Turtur (FUW) mehr Details zur Strategie verlangte, fuhr Niedermaier dazwischen: "Das können wir nicht öffentlich diskutieren, denn ob wir uns auf diesen oder jenen Bereich spezialisieren, interessiert auch die Konkurrenz." Die Kreisklinik sei in einem gnadenlosen Wettbewerb, "in einem Haifischbecken". Für Richter-Turtur ist dies "falsch verstandene Geheimniskrämerei". Er bezeichnete es als "fast lachhaft", so zu tun, als könne man vor der Konkurrenz etwas verbergen.

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