LWL baut Klinik in Gütersloh für Kinderpsychiatrie

Gütersloh. Im Kreis Gütersloh, so schätzt man, leben bis zu 20.000 Kinder und Jugendliche mit mehr oder minder starken psychischen Problemen. Entsprechend groß ist der Bedarf an psychiatrischer Versorgung. Der neue Krankenhausplan des Landes Nordrhein-Westfalen sieht nun vor, für 9,2 bis 9,4 Millionen Euro in Gütersloh eine neue Klinik zu bauen. Mit der Entscheidung wird Ende des Jahres gerechnet. Bislang werden die jungen Menschen stationär in der LWL-Universitätsklinik Hamm versorgt. Getragen vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und angebunden an die Ruhr-Universität Bochum, zählt sie zu den größten Fachkliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland. Das NRW-Gesundheitsministerium will diese Versorgung nun regionalisieren - mit neuen Betriebsstellen in Gütersloh, Herford und Bielefeld. Die Gütersloher Klinik soll demnach 27 vollstationäre Betten bekommen und auf dem Gelände des LWL-Klinikums an der Buxel-/Hermann-Simon-Straße gebaut werden. In Bielefeld und Herford sind Häuser mit jeweils 24 Betten geplant. In Gütersloh wird laut dem vorliegenden Entwurf an den Neubau zudem eine Tagesklinik mit 20 Plätzen sowie eine Ambulanz angedockt. Die Tagesklinik/Ambulanz in Wiedenbrück (Osnabrücker Straße, hinter dem Haus des Bauern) wird dafür aufgelöst. Die Chancen, dass dieser Plan umgesetzt wird, sind hoch. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte, die Verhandlungen mit allen Krankenhausträgern, die an der kinder- und jugendpsychiatrischen Versorgung in der Region beteiligt sind, seien abgeschlossen. Die Entscheidung werde in Kürze fallen. »Krankenkassen haben bereits zugestimmt« Der Kreis Gütersloh begrüßt die Pläne zur Neuorganisation der Kinder- und Jugendpsychiatrie: Sie trügen dazu bei, die Wohnortnähe zu verbessern. Heranwachsende, die für eine vollstationäre Behandlung derzeit nach Hamm müssen, könnten künftig vor Ort versorgt werden. Der kaufmännische Direktor der LWL-Universitätsklinik Hamm, Peter Eltrop, sagte, die Arbeitsgemeinschaft der Verbände der Krankenkassen habe dem Konzept bereits zugestimmt. Die Umsetzung bedeute die Verlagerung von Betten und Plätzen nach Gütersloh, aber auch deren Aufstockung. "Angesichts des gestiegenen Bedarfs halten wir das für gerechtfertigt." Von den 27 Betten werden 14 aus Hamm verlagert - ergibt ein Plus von 13 Betten. Bei einem Personalschlüssel von 1,5 Therapeuten pro Patient werden in Gütersloh circa 40 Fachkräfte in der vollstationären Kinder- und Jugendpsychiatrie tätig sein: ein Großteil wird laut Eltrop von Hamm nach Gütersloh wechseln. Hinzu kommen fünf Pädagogen, die die 27 Patienten in vier Schulklassen unterrichten. Laut Eltrop decken sie sämtliche Jahrgänge und Schulformen ab. Auch die Tagesklinik und Institutsambulanz stockt auf: Sind in Rheda-Wiedenbrück aktuell zwölf Plätze ausgewiesen, werden es nach der Verlagerung 20 sein. Derzeit betreut die Einrichtung dort rund 500 Kinder und Jugendliche pro Jahr, davon 60 teilstationär. Die Krankheitsbilder sind weit gefächert: Es sind Traumatisierte darunter, emotional Gestörte, Fett- und Magersüchtige, Aufmerksamkeitsgestörte, Suizidale. Den Neubau in Gütersloh finanziert die Hammer LWL-Klinik laut Eltrop aus Eigenmitteln (Rücklagen und Darlehen). Derzeit werde das Raumprogramm entwickelt; davon hänge ab, wo der Neubau stehen werde, wo er sich auf dem denkmalgeschützten Parkgelände am besten einfüge. Bis er gebaut und bezugsfertig sei, könnten noch drei bis vier Jahre vergehen. Die Umsiedlung der Tagesklinik und Ambulanz erfolgt früher. Laut Reinhard Loer, kaufmännischer Direktor des Gütersloher LWL-Klinikums, ist vorgesehen, dass sie ihren Betrieb im ehemaligen Therapiezentrum der Bernhard-Salzmann-Klinik (Haus 51) aufnimmt. Das Gebäude sei vorübergehend an die Arbeitslosenselbsthilfe vermietet und werde dann freigezogen. Die Kosten für den Umbau sollen bei unter 200.000 Euro liegen. Auch die Eltern werden eingebunden In der neuen Tagesklinik/Ambulanz werden laut Eltrop rund 20 Beschäftige arbeiten. Das Gebäude an der Osnabrücker Straße in Wiedenbrück werde verkauft oder vermietet. Frühere Pläne, den Standort aufrecht zu erhalten und sowohl dort als auch in Gütersloh eine Tagesklinik/Ambulanz zu betreiben, seien verworfen worden. "Es ist wirtschaftlicher, alles an einem Standort zusammenzufassen." Der Vorteil in Gütersloh sei auch, die Versorgung eng an das Zentrum für Familienmedizin anbinden zu können. "Denn oft", so Loer, "sind nicht nur die Kinder therapiebedürftig, sondern auch deren Eltern."

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